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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zusammengetan, um zuerst Doktor
Reiner umzubringen, dann seine Tonbänder zu stehlen und sie dazu zu benutzen,
Barbara zu erpressen. Ja?«
    »So ungefähr«, pflichtete ich
bei.
    »Vermutlich reicht es Ihnen
nicht, wenn ich sage, daß das alles kompletter Unsinn ist ?« erkundigte sie sich.
    »Es ist möglicherweise eine
ziemlich phantastische Theorie«, sagte ich und zuckte die Schultern. »Aber sie
ist auch nicht so widersinnig, daß sie nicht einer detaillierten Widerlegung
bedürfte .«
    »Ich hatte niemals eine Affäre
mit Reiner«, sagte sie ruhig. »Ich habe bis gestern keine Ahnung von der Existenz
dieser Tonbänder gehabt. Was im Augenblick zwischen Harvey und mir ist, geht
ausschließlich uns allein an; aber um eine Verschwörung handelt es sich ganz
gewiß nicht. Sind diese Antworten detailliert genug, Mr. Holman ?«
    »Vermutlich ja«, sagte ich. »Jedenfalls
solange ich Ihnen nicht nachweisen kann, daß Sie lügen.«
    »Nun hören Sie mal, Holman ! Sie können nicht...« Mountfort war so sehr von seinem leidenschaftlichen Bedürfnis erfüllt, Marcia zu
verteidigen, daß er einen Augenblick lang sogar sein Schienbein vergaß. Und das
war ein Fehler. Der wilde Aufschrei, als er aufzustehen versuchte, verriet es.
Er sank mit einem erbarmungswürdigen Stöhnen auf den
Stuhl zurück und verlor plötzlich alles Interesse am weiteren Gang der Dinge.
Ich konnte es ihm nicht verdenken — es ging mir eigentlich genauso.
    »Ich habe gehört, Sie seien ein
Scharfschütze, ein ausgezeichneter Jäger und das Entzücken aller Dermatoplastiker , Harv «, sagte
ich milde. »Wenn Reiners Witwe recht hat, dann ging an dem Tag, als ihr Mann
umkam, jemand in den Wald hinaus, schlich ganz bewußt das größte Wild an — und
schoß ihm eine Kugel in den Hinterkopf .«
    »Was?« Das kantige Kinn wurde
schlaff, während er mich mit herausquellenden Augen anstarrte. »Sie glauben
doch wohl nicht im Ernst, daß ich... ?«
    »Warum nicht ?« sagte ich. »Wenn diese Theorie über Sie und Marcia, die ich gerade zitiert
habe, auch nur halbwegs stimmt, haben Sie ein verdammt gutes Motiv, Reiner ein
Loch in den Kopf zu schießen. Nicht wahr?«
    »Sie sind übergeschnappt«,
sagte er. »Ich war an dem Tag, als Reiner umkam, Hunderte von Kilometern von
ihm entfernt .«
    »Können Sie das beweisen ?«
    »Natürlich kann ich...« Die
stahlgrauen Augen flackerten ein wenig. »Zum Teufel, Holman — ich kann mich jetzt nicht so weit zurückerinnern, aber ich bin absolut davon
überzeugt, daß ich es beweisen kann .«
    »Großartig!« Ich lächelte ihm zu. »Ich glaube, ich werde Sie jetzt
verlassen, damit Sie ungestört Ihr Alibi zurechtzimmern können. Ein guter Rat:
Ich würde an Ihrer Stelle Marcia nicht mit hineinziehen. Barbara Doone würde das nicht sonderlich zusagen. Oder?«
    Sein Mund öffnete und schloß
sich einige Male, was ihm eine entnervende Ähnlichkeit mit einem Zierfisch
verlieh, dessen Besitzer vergessen hat, die richtige Aquariumtemperatur einzustellen.
    Die glitzernde Brillenfassung
funkelte, als Marcia Robbins Augen Giftpfeile verschossen. »Ich habe im Lauf
meines Lebens einige niederträchtige Bastarde kennengelernt, Rick Holman «, sagte sie langsam mit kalter Stimme. »Aber Sie
stehen ganz oben an der Liste .«
    Ich dachte, während ich mich
zurückzog, über diese Bemerkung nach und beschloß am Ende, sie als Kompliment
zu werten. Was mich im Augenblick weit mehr bekümmerte, war die Überlegung, daß
es der Durchschnittsberechnung zufolge doch ein paar nette Leute in Hollywood
geben mußte, und ich fragte mich, warum ich sie nur nie kennenlernte?

FÜNFTES KAPITEL
     
    Die Kirchenfenstermadonna saß
wieder hinter dem modernen Schreibtisch, als ich gegen Mittag die Praxis des
verstorbenen Dr. Reiner betrat. Ihre dunklen, feuchten Augen hatten denselben
leblosen Ausdruck wie am vorhergehenden Tag, während sie mit offensichtlichem
Desinteresse mein Gesicht betrachtete.
    »Sie sind wieder da ?« Das war eine Frage.
    »Wie geht’s, wie steht’s, Karen ?« fragte ich höflich. »Machen Sie Fortschritte mit all den
Unterlagen hier ?«
    Sie blickte auf den vor ihr
liegenden Stapel auf dem Schreibtisch und zuckte die Schultern. »Ich weiß es
nicht. Ich versuche es, aber ich bin nicht überzeugt, daß ich Fortschritte
mache .«
    Heute trug sie eine weiße
Seidenbluse und einen dunklen, enganliegenden Rock. Der Schwung ihrer vollen
Brüste unter der dünnen Seide strafte auf irritierend sinnliche Weise ihr
gelassenes

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