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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Kollegen Doktor Garret Sullivan ?«
    »Ja, wie wäre das ?« Ich bleckte die Zähne. »Vielleicht wäre es besser, Sie
jagen hinter den Tonbändern her, und ich sortiere diese Papiere hier, wie ?«
    »Vielleicht könnten wir zusammenarbeiten,
Rick ?« Ihre Altstimme wurde tiefer, heiserer und
voller Sinnlichkeit. »Ich kenne Garret viel besser als Sie. Zusammen könnten
wir bestimmt mit Sicherheit feststellen, ob er die Tonbänder hat. Ich habe
sogar eine Vorstellung, wie man es anstellen könnte .«
    »Wie denn?«
    »Nun«, sie strich sich über die
Vorderseite ihrer Bluse, so daß sich ihre Brüste vibrierend und verlockend
gegen die Seide preßten, »wie wäre es, wenn Sie heute abend zu mir kämen — und dort blieben? Soll er ruhig glauben, daß wir eine
Partnerschaft eingegangen sind — mit allen Konsequenzen! Das würde ihn sehr
nervös machen, er müßte etwas unternehmen. Sie können ihm telefonisch
mitteilen, wie die Dinge zwischen uns stehen —«
    »Es würde einer Menge mehr
bedürfen, um ihn dazu zu bringen, eine Dummheit zu machen, wenn er der Mann
ist, den wir suchen«, sagte ich. »Tut mir leid, Karen, es ist sicher eine gute
Idee, aber ich glaube nicht, daß es klappen würde .«
    »Oh!« Die Vorderseite ihrer
Bluse wurde plötzlich wieder flacher. »Ich verstehe .« Ihr Mund zuckte schmerzlich. »Bin ich Ihnen so widerwärtig, Rick ?«
    »Das ist es nicht, und das
wissen Sie auch«, sagte ich. »Ich...«
    »Sie brauchen nichts weiter zu
sagen .« Sie wandte den Kopf ab, und als sie wieder
sprach, klang ihre Stimme leise und bösartig. »Machen Sie jetzt, daß Sie von
hier wegkommen, und erscheinen Sie ja nie mehr .«
    Der Rest des Nachmittags war
lang, heiß und enttäuschend. Ich suchte Sullivans Praxis auf, und seine
Sprechstundenschwester, ein Wesen mit randloser Brille und gestärkt von der
Tracht bis zum Rückgrat, erklärte mir, dies sei der Nachmittag, an dem er die
Sanatorien besuche. Er käme nicht zurück. Ich beschloß, etwas mehr über Harvey Mountfort in Erfahrung zu bringen, und fuhr zu seinem
Agenten. Die Sekretärin des Agenten schob ein Stück Kaugummi von der einen in
die andere Backe und erklärte mir dann, der Boss sei in New York, wo er das
Geschäft seines Lebens wahrnehme, und käme erst in einer Woche zurück. Von da
an hatte ich genug und ging in die nächste Bar.
    Das Fabersche Haus war fabelhaft. Fabelhaft im Sinne des modernen Hollywood, so wie Pickfair es in einer verflossenen Ära gewesen war. Susanne Faber hatte es anläßlich ihrer Hochzeit mit Louis Kardoss ,
dem genialen Komponisten und Dirigenten, gebaut. Seinerzeit war diese Hochzeit
als die idealste Vereinigung zwischen Intellekt und physischer Schönheit
gefeiert worden, die die Welt je erlebt hatte. Die gloriose Vereinigung dauerte
ganze drei Monate, dann ließ sich Susanne Faber auf Grund von seelischer
Grausamkeit von Kardoss scheiden. So, wie ihre
intimen Freunde die Sache hinstellten, hätte die Ehe von Rechts wegen deshalb
geschieden werden müssen, weil sie gar nicht vollzogen worden war; die beiden
seien, wenn sie nachts zu Bett gingen, infolge der Anstrengung, eine gemeinsame
Gesprächsbasis zu finden, viel zu erschöpft gewesen.
    Das Haus war zu Ehren Kardoss ’ Symphonie getauft worden, und Susanne Faber war nach ihrer Scheidung nie dazugekommen,
den Namen zu ändern. Es wäre zudem in jedem Fall zu spät gewesen, denn zu
diesem Zeitpunkt kannte jedermann das Innere von Symphonie beinahe ebensogut wie sein
eigenes Einzimmerapartment. Von außen stellte das Haus eine gespenstische
Mischung aus Zuckerwatte und Tortengußarchitektur auf
drei Ebenen dar. Das Innere bestand aus dem Inspirationsraum mit zwei großen
Klavieren, eigens für Kardoss entworfen, um eine neue
Symphonie herunterzuhämmern , wenn ihm danach zumute
war; aus dem Goldraum , der für gesellschaftliche
Empfänge gedacht war und so exakt in das Schloß von Versailles gepaßt haben würde, daß nicht einmal ein Louis aus
königlichem Geblüt den Unterschied hätte feststellen können; und dann das
Hochzeitszimmer.
    Das Hochzeitszimmer — der bei
weitem am meisten fotografierte Raum — war geschaffen, einer Massenorgie als
Unterschlupf zu dienen, und es war zudem mit Gipsstatuen der ungebärdigeren griechischen und römischen Götter
ausgestattet. Dem Gerücht nach hatte Susanne Faber persönlich für die
lebensgroße Venus Modell gestanden — wie sie einem Reporter erklärt hatte, so
mochte die Venus von Milo vielleicht historischen

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