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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sich meine
Verlegenheit vorstellen? Da platze ich hinein, absolut formell angezogen, und
alle anderen waren völlig informell gekleidet. Aber dann warf man mich in die
eingelassene Badewanne, und ich mußte mich umziehen .«
    »Wer ist >man< ?«
    »Um genau zu sein, es war
>er<«, sagte ich. »Oder vielleicht auch >es    »Das ist allerdings ein
>es<«, sagte sie und nickte. »Ich hatte mich schon darüber gewundert, daß
er bereits oben war und ich Sie trotzdem ins Hochzeitszimmer führen mußte, wo
sie im Schaumbad plätscherte .«
    »Es war alles eine gewaltige
Überraschung«, gab ich zu. »Gehört zu Ihrer Zimmermädchentracht, daß Sie auch
schwarzen Satin als Unterwäsche tragen, oder läßt man Ihnen da die Freiheit der
Wahl?«
    »Warum?«
    »Ich bin neugierig .«
    »Sie meinen lüstern ?«
    »Das auch.« Ich lächelte ihr
zu. »Kennen Sie einen Mann namens Harvey Mountfort ?«
    »Warum? Ist er auch ein
Lüstling ?«
    »Wahrscheinlich. Kennen Sie ihn ?«
    »Er ist ein paarmal hiergewesen , aber das war vor Leroy«, sagte sie. »Und was
sind Sie? Ein Verrückter?«
    »Vermutlich.« Ich lächelte ihr
erneut aufs sonnigste zu. »Wollen Sie mir einen Gefallen tun ?«
    »Nicht hier«, sagte sie prompt.
»Die Frage der Satinunterwäsche steht in engem Zusammenhang mit einer Art
speziellen Stammesritus. Es erfordert einen gewissen Grad der Ungestörtheit.
Verstehen Sie ?«
    »Ich verstehe«, sagte ich
ernst. »Aber es handelt sich um einen etwas profaneren Gefallen. Ich habe meine
nassen Kleider oben in Leroys Zimmer gelassen. Vielleicht könnten Sie sie
trocknen und sie mir gelegentlich zurückerstatten ?«
    »Ich könnte sie vielleicht mit
der Post schicken«, sagte sie nachdenklich.
    »Das wäre nicht das gleiche«,
murmelte ich. »Soweit ich mich an die alten Stammeslehren der Indianer
erinnere, braucht man zu einem Ritus zwei. — Stimmt’s?«
    »Es macht jedenfalls dann mehr
Spaß«, sagte sie mit kehliger Stimme. »Und ich habe
noch nie zuvor einen echten Sittenstrolch getroffen .«
    »Wir Amerikaner, chère Marie«, sagte ich in vertraulichem Ton, »’ aben bei
solchen Situationen etwas mehr Geschick. Non?«
    Sie kicherte. »Vermutlich
bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihre Kleidungsstücke persönlich bei Ihnen
abzuliefern. Entweder das, oder Sie erpressen mich durch die Drohung, mich
sonst um meinen Job zu bringen. Ja?«
    »Stimmt .« Ich öffnete die Haustür, trat unter den Portico ,
wartete, bis ich innerlich bis drei gezählt haben konnte, und blickte dann
nonchalant über meine Schulter zurück.
    »Ach, übrigens«, sagte ich, »in
der Badewanne oben liegt ein Pferd .«

SIEBENTES KAPITEL
     
    E dgar Larsen wohnte in einem Autohof-Motel
am Rand von Westwood Village , und er blickte leicht
überrascht drein, als ich um neun Uhr an diesem Abend bei ihm auftauchte.
Nachdem ich die unharmonische Symphonie verlassen hatte, war ich nach Hause
gegangen, hatte Leroys Anzug gegen einen meiner eigenen vertauscht und ein
Sandwich gegessen, bevor ich auf der Liste, die Marcia Robbins mir gegeben
hatte, Larsens Adresse herausgesucht hatte. Irgendwie hatte ich ihn nicht für
den Typ gehalten, der in einem Autohof-Motel wohnt; aber vielleicht sparte er
sein Geld für das Alter oder häufte es für den Tag auf, an dem er sich Barbara Doones Ungnade zuziehen und ohne die geringsten Prozente
dastehen würde.
    Larsen trug ein am Hals
geöffnetes kariertes Hemd, eine seidene Ascotkrawatte ,
ordentlich in das V des Ausschnitts gesteckt, und dazu eine grüne
Manchestersamthose. Mit seinem üppigen schwarzen Schnurrbart, der tief
bronzefarbenen Haut und den weißen Grabsteinzähnen erinnerte er mich an diese
englischen Typen, die früher in den Leihbibliotheksschwarten so beliebt gewesen
waren — die, die sich durch Gummiplantagen in Malaia ein Vermögen erworben, sich dann in ihr altes englisches Dorf zurückgezogen und
das örtliche Schloß gekauft hatten, wo ihnen dann lebenslang der Verdacht
anhing, sie hätten die Postmamsell des Ortes im Keller eingesperrt.
    »Na, Rick«, dröhnte er
leutselig, »das ist aber eine Überraschung! Kommen Sie herein, trinken Sie
einen Schluck !«
    »Danke .« Ich folgte ihm in das Apartment. Innen war es besser als außen — ein
dreigeteiltes Apartment, großer Wohnraum, Schlafzimmer und Bad.
    »Setzen Sie sich .« Er wies auf die Couch. »Bourbon oder Scotch?«
    »Bourbon auf Eis«, sagte ich.
    Er öffnete das Barschränkchen
in einer Zwischenwand, die die

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