Das verräterische Tonband
dahinterliegende Koch- Eß -Nische
verbergen sollte. »Und was bringt den einsamen Wolf zu dieser Nachtzeit in
meine bescheidene Hütte ?« fragte er jovial.
Ich sah zu, wie er mit Hilfe
einer schmalen Stahlzange Eiswürfel in die gefüllten Gläser warf. Ein
abschätzender kalter Blick lag in seinen Augen, während sein Blick die relative
Größe der Würfel verglich — ein Blick wie der eines Chirurgen, der den
Pulsschlag zählt, bevor er mit Operieren beginnt.
»Zweierlei«, sagte ich. »Ich
habe keine Gelegenheit gehabt, Sie zu fragen, ob Sie mit der Morgenpost einen
Brief bekommen haben, weil Barbara Doone die ganze
Zeit dabei war .«
»Das war sehr taktvoll, Rick,
und ich weiß es zu schätzen .« Er trug mein Glas zur
Couch hinüber, vorsichtig wie ein betrunkener Kellner, der plötzlich gezwungen
wird, am Tisch des Chefs zu servieren. »Ein Bourbon auf Eis.« Er stieß einen
ungeheuren Seufzer der Erleichterung aus, als ich die Verantwortung für das
Glas übernommen hatte, und ging zurück, um sich sein eigenes Glas zu holen. Ich
wartete in respektvollem Schweigen, bis er sicher die gefährliche Distanz
zwischen Barschrank und Sessel zurückgelegt hatte, und sah, wie seine schwarzen
Olivenaugen vor Erleichterung glänzten, als er sich hinsetzte.
»Und ob ich heute früh einen
Brief bekommen habe«, sagte er mit seinem vollen Bariton. »Wollen Sie ihn lesen ?«
»Ja.«
»Er ist im Schlafzimmer.
Entschuldigen Sie mich für einen Augenblick .« Er
stellte das Glas vorsichtig auf den Boden neben seinem Stuhl und stand auf.
Eine halbe Minute später kehrte
er mit dem Zettel zurück. Ich faltete ihn auf und las:
Sie
sind nicht besser als die Hure, deren Manager Sie sind. Es wird Zeit, daß Sie
für Ihre Sünden der Vergangenheit bezahlen. Überweisen Sie innerhalb der
nächsten vierzehn Tage zwanzigtausend Dollar an eine Wohltätigkeitsvereinigung,
sonst ist ihre Karriere beendet.
Ich faltete das Papier zusammen
und blickte auf. Er beobachtete mich aufmerksam, mit beiden Händen sorgsam sein
Glas haltend.
»Das muß der
menschenfreundlichste Erpresser sein, den es je gegeben hat«, sagte ich
grinsend.
»Ich finde das in keiner Weise
amüsant«, knurrte er. »Nicht, wenn es sich um mein Geld handelt, Rick. Ich habe
zu schwer geschuftet, um es mir zu verdienen .«
»Eine interessante Taktik«,
sagte ich. »Der Erpresser möchte, daß Wohltätigkeitsorganisationen von Ihren
Fehltritten profitieren, aber Barbara Doone soll für
die ihren einfach bestraft werden .«
»Meiner Ansicht nach ist das
alles Teil eines Plans«, knurrte er. »Ich habe es Ihnen gestern abend schon erklärt. Natürlich ist der
Erpresser hinter Babs her. Aber er kann sich nicht auf sie allein
konzentrieren, weil dann dieser Plan zu offensichtlich wäre .«
»Sie meinen, Marcia Robbins und
Harvey Mountfort haben die Tonbänder ?« sagte ich pedantisch. »Und was die beiden wollen, ist,
eine Situation schaffen, die Barbara Doone so sehr in
Verzweiflung stürzt, daß sie alles tun wird, ja sogar sich wieder mit Mountfort verheiraten?«
»Genau!«
»Also ist Ihrer Ansicht nach
die Erpressung nur eine einleitende Maßnahme, um jeden Verdacht zu zerstreuen ?«
»Ja, das .« Der Kirchhof gähnte mit einem katzenhaften Schnurren. »Und außerdem verschafft
es den beiden das größte Vergnügen, mich auch mein Fett abbekommen zu lassen .«
»Ich möchte mit Mountfort sprechen«, sagte ich. »Haben Sie eine Ahnung, wo
er wohnt ?«
Larsen zuckte die Schultern.
»Seit er der Ex-Mr.- Doone geworden ist, nicht mehr.
Aber wenn Sie ihn heute abend noch sprechen wollen,
dann können Sie Gift darauf nehmen, daß er in Babs’ Haus ist .«
»Wieso ?« erkundigte ich mich.
»Weil Babs bei einem
Studio-VIP-Dinner ist und nicht vor dem frühen Morgen heimkommen wird«, sagte
er mürrisch. »Das bedeutet, daß Klein Marcia das Haus für sich allein hat. Ich
wette, sie und Mountfort treiben im Augenblick auf
dem Wohnzimmerteppich ihre Spielchen .«
»Es ist vielleicht den Versuch
wert«, gab ich zu. »Das heißt, wenn sie auf Klingeln hin aufmachen .«
»Darüber brauchen Sie sich
keine Gedanken zu machen, Rick .« Sein Schnurrbart
zuckte boshaft. »Ich gebe Ihnen einfach meine Hausschlüssel .«
»Danke«, sagte ich. »Übrigens,
Susanne Faber wird auch erpreßt. Auf ihrem Zettel stand, sie solle ihr Haus
einer Wohltätigkeitsorganisation überschreiben, und zwar innerhalb der nächsten
vierzehn Tage — sonst...«
»Vielleicht toben
Weitere Kostenlose Bücher