Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Gequatsche zu machen. Aber was weiß denn Peggy schon, beruhige ich mich. Wahrscheinlich tanzen ihre Hormone nur wieder Samba, jetzt wo sie kurz davor steht, stolze Mutter zu werden. Ich wette, sie heult just in diesem Moment, weil ihr der Zucker für den Kaffee ausgegangen ist.
Langsam setze ich mich auf. Ich muss mich ablenken und das geht nicht, wenn ich wie Sir Blubber von Blase - Gott hab ihn selig - auf dem Rücken liege und an die Decke starre. Schwach, aber schmerzfrei, tapse ich in die Küche und setze Wasser auf. Der Kaffee bessert meinen kritischen Zustand zusehends und ich lehne mich erleichtert zurück. Dieses Phänomen habe ich schon oft festgestellt. Aspirin in Verbindung mit Koffein vollbringt bei mir wahre Wunder. Und bedeutend mehr Heilung als Frau Schwarz mit ihren teuren Kräuterseminaren. Diesen Vergleich kann ich aus eigener Erfahrung aufstellen, noch heute ärgere ich mich über die fünfzig Euro, die ich für kein geringeres Ergebnis, als einen einwöchigen Hautausschlag gezahlt habe. Meine Migräne war zwar verschwunden, aber was nützt das, wenn das eigene Gesicht dafür einer Kraterlandschaft ähnelt? Ich überlege, eventuell sollte ich eine neue Kaffeesorte erfinden? Ich könnte es " Katerbohne " nennen. "Der ernüchternde Kaffee für den Morgen danach". An dem Slogan muss ich vielleicht noch feilen, aber alles zu seiner Zeit.
Momentan verspüre erst einmal einen ungewohnten Heißhunger auf etwas lecker Fettiges und zögere nicht lange. Bevor sich mein schlechtes Gewissen auch nur räuspern kann, drücke ich die Kurzwahltaste auf dem Telefon und bestelle meine Lieblingspizza mit Pommes rot-weiß. Das habe ich mir nach dem ganzen Kummer verdient. Wenn mich die Welt für eine Versagerin hält, kann ich ihr auch meinen fetten Hintern ins Gesicht strecken. Außerdem mache ich jetzt Karriere und kann mir jederzeit das überschüssige Fett absaugen lassen. Heureka!
Wenig später klingelt es und ich haste zur Tür. Auf dem Weg nach Kalorienhausen in Fettland, werfe ich mir meinen Morgenmantel über und freue mich über die erstaunlich schnelle Lieferung. In gieriger Vorfreude öffne ich die Tür. Und blicke erstaunt in einen leeren Hausflur. Während ich verwirrt das Treppenhaus absuche, klingelt es ein weiteres Mal.
Und wieder.
Und noch einmal.
Es verstreichen einige Sekunden, bis ich erkenne dass es sich nicht um die Türklingel, sondern wieder um mein Telefon handelt. Warum verbrennt Alkohol eigentlich immer nur die guten Gehirnzellen?
Erschöpft von meinem kurzen Sprint lasse ich mich wieder auf das Sofa plumpsen und starre mit leerem Blick auf den ebenso leeren Teller. Mein Anrufbeantworter springt nun bereits nach dem zweiten Klingeln an.
"Hallöööchen Charliiiie!", flötet es übertrieben fröhlich. "Hier spricht die Elkeee, wollte nur mal hören wie es dir so geheeet. Du, ich fand's gestern richtig nett, das müssen wir uuuunbedingt bald wiederholen. Vielleicht schon heute Abend? Wäre doch doll, oder? Also melde dich bei mir. Tschöhös! Tut Tut Tut."
Verwirrt kratze ich mir den Kopf und hinterfrage den ungewohnten Überschuss an Freundlichkeit. Ob Elke den Glücksbärchis beigetreten ist oder trinkt die Gute mittlerweile schon am Morgen? Und ich dachte, ich hätte Probleme! Auch Kasimir schaut verwundert drein, schaltet jedoch prompt auf gelangweilt um, als er meinen Blickt bemerkt. Sein hochmütiges Verhalten wird ihm noch leidtun, spätestens wenn die köstliche Sardellen-Pizza eintrifft. Dieses Mal bekommt er garantiert keinen Krümel davon ab, auch deshalb, weil er mir das letzte Mal anschließend die halbe Wohnung vollgekotzt hat.
Zwanzig Minuten später steht eine duftende Pizza vor uns und wir stellen nun doch eine Gemeinsamkeit fest: mangelnde Charakterstärke. Der rückgratlose Haustiger schleicht um meine Beine, als wäre ich ein Kratzbaum, während ich seine neu erwachte Liebe als möglichen Neuanfang betrachte und ihm versöhnlich ein Stück mit extra dickem Belag klein schneide. Selig schmatzend sitzen wir nebeneinander und schauen die Gillmore Girls, während uns das Fett über Wangen und Lefzen läuft. Nach der Fressorgie geht es mir deutlich besser. Fett ist eben doch das beste Mittel zur Bekämpfung eines Katers und wenn ich mir den glücklichen Kasimir anschaue, kann es auch das Gegenteil bewirken. Trotzdem mache ich mir keine Illusionen. Diese Liebe wird exakt bis zum Abendessen anhalten, wenn er bemerkt dass dies keine generelle Umstellung unserer Essgewohnheiten
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