Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Spiegel und mir entfährt ein kurzer Schrei.
Ich sehe schrecklich aus! Warum sagt mir das denn niemand? Kein Wunder dass Kasimir so nett zu mir ist. Entweder hat er mich noch nicht erkannt oder er denkt, ich stehe kurz vor meinem Ableben. Mein Anblick ist grauenvoll, die Haare stehen mir zu Berge und mein Make-up ist gleichmäßig über das gesamte Gesicht verteilt. Von den Furchen unter meinen Augen, möchte ich gar nicht erst sprechen.
Diese Begegnung der dritten Art ändert alles, ich springe unter die Dusche und lasse mich ordentlich durchweichen. Trotz des lauten Wasserstrahls höre ich die Mädels in meiner Wohnung kichern. Das Lachen kommt eindeutig aus meinem Schlafzimmer und ich ahne was mir blüht. Absichtlich lasse ich mir ausgiebig Zeit mit der Körperpflege, gewinne dadurch aber nur Minuten. Als ich den Schutz meines Bades verlasse, bestätigt sich meine Vorahnung. Übermütig fällt die Brut über mich her und befördert mich in den Nebenraum. Auf dem Bett befinden sich diverse Outfits, die ich aus gutem Grund vor Ewigkeiten aus meinem Gedächtnis gestrichen habe.
"Lottchen, wir wussten gar nicht was du für modische Vorlieben hast", stichelt Kordula und streichelt zärtlich über die rote Karottenhose.
Auch Elke fletscht voller Vorfreude die Zähne.
"Tja, stille Wasser sind eben tief nicht wahr?"
Dabei hält sie eine wild gemusterte Blümchenbluse vor meinen Körper.
"Das war für ein Kostümfest", nuschle ich wenig überzeugend.
"Aber klar", kichert Peggy, "auch Betriebsfeier genannt."
Gnädigerweise greift Kordula ein: "Kinders, jetzt aber Schluss mit dem Spaß, wir haben schließlich noch etwas vor!", ruft sie und klatscht herrisch in ihre Hände.
Das Funkeln in den Augen der drei lässt meinen Widerstand schmälern. Ich weiß, wann ich verloren habe und so lasse ich mich ohne Gegenwehr in die ausgewählten Augenkrankheiten stecken. Je lauter ich protestierte, umso mehr Gefallen findet die Meute an den jeweiligen Kleidungsstücken und so lasse ich die Prozedur bald schweigend über mich ergehen. Zum Abschluss wird mir allerlei Grünzeug aus einem alten Trockenstrauß ins Haar gesteckt und meine Freundinnen betrachten zufrieden ihr Werk.
"So können wir es lassen", lautet das Resümee aus Elkes Mund und ich weiß, dass ich mehr Komplimente nicht zu erwarten habe.
Als Paul an seinem Schreibtisch erwacht, ist es noch früh. Sein Kopf ruht unbequem auf der Tischplatte und der Versuch, sich aufzurichten, jagt höllische Schmerzen durch seinen Körper. An seiner von Druckstellen übersäten Stirn klebt ein Zettel und es schmerzt, als Paul ihn mit einem heftigen Ruck entfernt. Mühsam richtet er sich auf und massiert vorsichtig seine verspannte Rückenpartie. Sein rechtes Bein ist eingeschlafen und er muss einige Minuten still sitzen bleiben, bevor er sich auf das nahe Bett schleppen kann. Hier streckt sich Paul und starrt nachdenklich an die Decke. Obwohl er bei der Arbeit eingeschlafen war, fühlt er sich müde und erschöpft. Die Uhr an der Wand zeigt eine frühe Zeit und zwei mögliche Stunden Schlaf bis zum Frühstück an.
Erleichtert schließt Paul die Augen. In der vergangenen Nacht hat er einiges geleistet, nun freut er sich auf Ankas überraschten Gesichtsausdruck.
Bei dem Gedanken an seine neue Freundin befällt Paul ein unwohles Gefühl. Seit ihrem letzten Treffen, weiß er nur zu gut, dass Anka eine ehrliche Haut ist und seine Rachepläne nicht teilen würde. Andererseits hat Paul mit seinen Ausarbeitungen der vergangenen Nacht kein Verbrechen begangen, sondern dem Center lediglich zu neuen Events verholfen. Seine Änderungen sollen in erster Linie mehr Gelegenheiten für Glück und Liebe schaffen, was letzten Endes seine Projektaufgabe ist, oder nicht? Dass sich noch ein anderer - zugegeben heimtückischer - Grund hinter seiner Planung verbirgt, muss Anka ja nicht zwingend erfahren. Und überhaupt! Wessen Schuld wäre es denn, wenn Max die verlockenden Möglichkeiten nutzen und Kim betrügen würde? Gewiss nicht Pauls, das wäre reines Schicksal.
Paul versucht sich zu entspannen und an etwas anderes zu denken. Er braucht dringend eine Mütze Schlaf, oder noch besser zwei. Doch seine Bemühungen bleiben ohne Erfolg und quälende Bilder von Kim und dem neuen Muskelprotz kämpfen sich in sein Inneres. Missmutig wirft sich Paul auf die andere Seite. Diesen Stellungswechsel benutzt er oft, um böse Fantasien abzuschütteln und tatsächlich gelingt es ihm so auch heute, für kurze Zeit
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