Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
losgehen?"
Ich schaue auf die Uhr und das Prickeln in meinem Bauch verstärkt sich.
"So in etwa acht Stunden."
"Also ich find‘s prima, das ist doch DIE Gelegenheit für Charly", schlägt sich Peggy auf meine Seite, während sie sich wieder einmal hingebungsvoll ihrer Maniküre widmet.
Wenigstens eine hat es verstanden. Dankbar sehe ich sie an.
"War ja klar, dass du das so siehst. Du würdest es auch romantisch finden, mit nacktem Hintern in einem Ameisenhaufen zu sitzen!", kommentiert Elke trocken.
"Dieses Prickeln am Arsch, dass du nie mehr vergisst, wie wenn du im Ameisenhaufen sitzt", singt Kordula ihre Variante von "Kribbeln im Bauch" und nippt an ihrem Martini.
"Besser ein Träumer als verbittert und zynisch", mault Peggy und Elke schnappt beleidigt nach Luft.
Nur eine auf den Tisch sausende Zeitung kann weitere Gemeinheiten stoppen - meine Zeitung.
"Mädels, das ist doch jetzt kein Grund zum Streiten. Ich dachte, ihr freut euch für mich! In letzter Zeit lasst ihr nichts unversucht, um mich zu verkuppeln. Schleppt mich zu dämlichen Festivals, hetzt mir Hagen auf den Hals, jagt mich durch die Drogenhölle."
An dieser Stelle will Kordula entrüstet Einspruch erheben und ich lasse die Zeitschrift erneut drohend über dem Tisch schweben. Meine Freundin zuckt zusammen und schweigt mit zusammengebissenen Zähnen. Aus Elkes verwegenem Lächeln kann ich lesen, dass nicht nur meine Zeitung Kordula zum Schweigen brachte. Eine schmerzhafte Begegnung von Elkes Schuhspitze und Kordulas Schienbein unter dem Tisch, verfehlte ihre Wirkung nicht.
Nun ergreift Elke das Wort: "Charly, wir freuen uns ja für dich. Wir möchten nur nicht, dass du dir unnötig Hoffnung machst und hinterher enttäuscht bist."
"Ach und ihr dachtet, das Treffen mit einem Radikalinski auf der Eröffnungsfeier wäre der Beginn einer großen Liebe?", schnaube ich verächtlich.
"Moment mal", schaltet sich Peggy ein, "wir konnten ja nicht ahnen, dass du den armen Hagen so benutzt hast. Wenn ich an die Geschichte denke, wird mir immer noch ganz schlecht!"
Betreten schaue ich auf den Boden, dieses Thema anzuschneiden war keine gute Idee. Nur allzu gut erinnere ich mich an die endlosen Diskussionen, die nötig waren, bis meine Freundinnen mir die Intrige verziehen. Ausweichend winke ich dem Kellner und bestelle drei weitere Drinks. Meine spendable Handlung trägt Früchte.
"Ja, das war keine moralische Glanzleistung von Charly, das wissen wir inzwischen", springt Kordula wieder vor. "Umso schöner ist es, dass sie trotz ihrer charakterlichen Blackouts einen so wunderbaren Mann gefunden hat."
Plötzlich fällt ihr etwas ein: "Apropos, wunderbar oder wunderlich? Charly, du hast bei unserem letzten Telefonat doch einen Haken angedeutet. Was stimmt denn nicht mit ihm?"
Schlagartig sind die drei Weibsbilder wieder so harmonisch wie Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Mit glänzenden Augen und gespitzten Ohren rücken sie dichter zusammen und schauen mich erwartungsvoll an. Der Club der Teufelinnen hat mit seiner Tagung begonnen. Mir wird übel bei derart offener Sensationslust und ich lehne mich demonstrativ zurück.
"Was heißt hier Haken? Es gibt keinen richtigen Haken", versuche ich abzuschwächen.
"Aber einen unrichtigen?"
Meine Mädels erinnern mich an die Hyänen aus "Der König der Löwen" und ich bereue meinen schwachen Moment am Telefon.
"Warum seid ihr denn bloß so gierig nach schlechten Nachrichten?", pfeffere ich in ihre Richtung. "Man könnte meinen, ihr hättet Spaß an meinem Unglück!"
Dieser Schlag hat gesessen. Wie Schildkröten ziehen die drei getroffen ihre Köpfe ein.
"Wir dachten, wir sind Freundinnen", murrt Peggy gekränkt und die anderen nicken zustimmend. "Und da erzählt man sich doch alles."
Damit könnte ich das Thema eigentlich auf sich beruhen lassen, doch ein unsichtbarer Kobold verstreut schäumendes Backpulver in meiner Magengrube. Die Bauchschmerzen, die auftreten, sobald die Sprache auf Martin kommt, kann ich nicht leugnen. Aber wenn ich es jetzt ausspreche, wird es zur Wirklichkeit. Ich atme tief durch.
"Die Wahrheit ist, dass ich einfach ein blödes Gefühl habe", würge ich hervor. Jetzt ist es raus.
"Ein. Blödes. Gefühl?", reagiert Kordula als Erste und zieht misstrauisch ihre Augenbrauen hoch. "Mehr nicht?"
Ich nicke und löse unverhohlene Enttäuschung bei meinem Publikum aus. Auch bei mir, denn ich fühle mich unverstanden.
"Na ja, ich meine, eigentlich läuft alles ganz super", setze ich zur Erklärung an. "Wir
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