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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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Nervenkostüm. Darüber kann ich mir später meinen Kopf zerbrechen, zunächst muss ich einen Eingang in das Gebäude finden.
Entschlossen trete ich aus dem Gebüsch und lasse meine Augen nachdenklich über das Gelände gleiten. Nach dem einmaligen Arbeitsanfall des Herren, liegt der Hof nun verlassen und einladend vor mir, doch eine innere Stimme warnt mich. Inzwischen steht zu viel auf dem Spiel und ich beschließe zunächst einen Hintereingang zu finden. Betont lässig schlendere ich am Zaun entlang, pflücke summend an Blumen erinnerndes Unkraut und umrunde so die Anlage.
Tatsächlich befindet sich an der Rückseite der Halle ein Notausgang, leider in Form einer dicken, grauen Eisentür, die sich nur von innen öffnen lässt. Ich fluche leise, diese Firma will wohl ganz sicher gehen. Ein wenig übertrieben finde ich das schon, immerhin wird hinter den Mauern keine neue Spezies gezüchtet. Oder?
Ein Schauer läuft mir über den Rücken, als ich mich an einen Film erinnere, den ich neulich im Spätprogramm gesehen habe. Dessen schlechte Inszenierung wurde nur von der unglaubwürdigen Geschichte übertroffen, in der eine angebliche Bäckerei als Versuchslabor für mutierte Meerschweinchen diente. Die übrigens am Ende die Weltherrschaft an sich rissen. Ohne Gesellschaft und zu später Stunde, fand ich die Vorstellung mehr als gruselig und auch jetzt bei Tageslicht betrachtet, kann ich ein Frösteln nicht unterdrücken. Dennoch verwerfe ich die Vision wieder, eine Mutantenherrschaft von Nagern scheint mir zu abwegig.
Oft sind die einfachsten Ideen die wahrscheinlicheren, so könnte das Gelände viel eher der Regierung zur Wahrung der nationalen Sicherheit dienen. Dann wäre es natürlich weniger schön, wenn ich zufällig herein stolpere und einen geheimen Auftrag sabotiere. Je mehr ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich. Welches Versteck würde sich besser für diesen Zweck eignen, als die Räumlichkeiten eines ohnehin gesicherten Gewerbes?
Doch was wäre, wenn nicht die Guten, sondern gefährliche Staatsfeinde das vor mir liegende Lager besetzen? Ich kann förmlich vor meinem geistigen Auge sehen, wie ich mutig durch die Hintertür marschiere und durch Raffinesse und Cleverness einen Terroristenring aufdecke. In den Nachrichten werde ich später sagen: "Eigentlich wollte ich nur meine Firma retten, aber dann kam halt noch Deutschland dazu. Wo ich sowieso schon dabei war."
Wie witzig und lässig! Alle werden mich verzückt anstarren. Und ich wäre der Held der Nation. Bei aller Träumerei, ist aber auch Vorsicht geboten, solche radikalen Organisationen können sehr grob werden. Die kennen kein Pardon, wenn ihnen jemand in die Quere kommt.
Meine Bedenken wachsen mit jeder Sekunde und ich ziehe es ernsthaft in Erwägung, zu verschwinden. Aber was dann? Soll ich wieder zurückkehren, in mein verstaubtes Büro, zur souveränen Frau Grube mit ihrem schallenden Lachen? Für die nächsten Jahrzehnte? Nee, da riskiere ich lieber ein Stelldichein mit den Bombenlegern.
Entschlossen drehe ich eine weitere Runde um die Anlage und spähe hin und wieder durch den Zaun. Irgendwie muss es doch möglich sein, in das Innere zu gelangen. Als ich mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt habe, sehe ich es. Ein Fenster! Und es steht offen. Es handelt sich zwar um kein besonders großes Fenster und es ist auch nicht sperrangelweit geöffnet, aber es ist eine kleine Luke und außerdem die einzige Chance, die sich mir bietet. Ein letztes Mal sehe ich mich um, dann zwänge ich mich durch eine Öffnung im Zaun. Nun hat meine Brigitte-Diät doch einen Sinn gehabt, auch wenn sie sonst niemandem aufgefallen ist. Um auf die Höhe des Fensters zu gelangen, muss ich auf einen großen Stein steigen, den ich mir mühsam an die richtige Position rolle. So eine Rettungsaktion ist schweißtreibender, als es in den meisten Filmen gezeigt wird und schlagartig wird mir bewusst, dass es sich hier um keinen Fernsehabend, sondern um die harte Realität handelt. Sollte meine Heldentat verfilmt werden, werde ich bei der Produktion darauf bestehen, dass die Schauspielerin Schweißperlen auf der Stirn hat.
Schnaufend besteige ich den Felsbrocken und stehe ratlos vor dem Fenster.
Und nun? Die Öffnung ist zu klein und ich bin zu unsportlich, heute wird mir aber auch nichts geschenkt. Ein weiteres Mal breitet sich Hilflosigkeit in mir aus, da vernehme ich plötzlich Stimmen. Diese werden sekündlich lauter und kommen folglich auf mich zu. Panik

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