Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Lager eintönig vor mir. Auf der linken Seite der Halle stehen mehrere Container, säuberlich der Wand entlang aufgereiht. Über jeden Behälter hängt ein Schild mit einer Aufschrift. Hierbei muss es sich um die entsprechenden Sicherheitsstufen handeln, je höher die Zahl auf dem Blatt ist, desto kleiner müssen die Papiere zerschreddert werden. Darüber hinaus unterscheidet sich kein Container vom anderen und ich seufze auf. Wie es scheint, werde ich den Inhalt sämtlicher Blechwannen prüfen müssen. Außerdem stelle ich fest, dass sich die Firma Reisswolf vorbildlich an die gesetzlichen Vorschriften hält und alle Behälter fest verschlossen und für mich unzugänglich sind.
Was nun? Planlos streife ich durch den Raum, auf der Suche nach einem Schlüsselbrett. Leider ohne Erfolg. Ein weiteres Mal stehe ich kurz vor dem Scheitern meiner Mission und nervöse Flecken dekorieren meinen Hals. Da fällt mein Blick auf ein riesiges Auffangbecken an der gegenüberliegenden Seite, das als Einziges unverschlossen ist. Eine fahrbare Treppe auf Rollen, lädt mich förmlich ein und ich steige hinauf.
Zaghaft betrachte ich von oben die Papierfluten, soll ich es wagen und einfach in den Haufen springen? Was, wenn ich untergehe und ersticke? Zögernd schwinge ich ein Bein über das Geländer, als ein lautes Geräusch mich zusammen zucken lässt. Mit tosendem Donner fährt das Rolltor in die Höhe und erleichtert mir meinen Entschluss. Waghalsig springe ich in die Tiefe und dränge mich ängstlich an den Beckenrand. Das lärmende Knattern von Motoren kommt mit jeder Sekunde näher und ich schließe innerlich mit diesem Kapitel und meinem Leben ab. Jetzt ist es soweit, gleich werde ich entdeckt und gerichtet. Zitternd vor Angst kneife ich meine Augen zusammen und warte auf das Ende. Kurz darauf verdunkelt sich der Himmel über mir und ich spreche mein letztes Gebet. Noch bevor ich "Amen" sagen kann, wird eine Last auf mich geschüttet und ich versinke zwischen Akten und Papieren.
Unfähig mich zu rühren, lasse ich den Vorgang schweigend über mich ergehen. Nach einer kleinen Ewigkeit, hört der unliebsame Regen auf und das Motorengeräusch entfernt sich. Erst als sich das Tor abermals polternd in Bewegung setzt, traue ich mich meine Augen zu öffnen und in Richtung Tageslicht zu graben. Als ich dabei in den oberen Schichten Briefbögen von HitStorm entdecke, kann ich mein Glück kaum fassen. Ich habe nicht nur überlebt, sondern sitze auch noch im Müll meiner Firma, was für ein Segen!
Fröhlich wate ich durch das Papier und beginne mit der Suche. Dabei stoße ich auf Telefonnotizen, Briefe, Zeichnungen und iiih, einen Apfelgriebsch. Das war bestimmt Frau Knauss, meine Kollegin schmeißt nämlich ihren gesamten Müll in den Papierkorb, die alte Sau! Ansonsten finde ich wie erwartet nur uninteressanten Ramsch – hier ein Arzttermin, dort mehrere Rechnungen und Schreiben, aber nichts Spannendes befindet sich unter den Zetteln. Eigentlich schade, die eine oder andere Peinlichkeit meiner lieben Kollegen, wäre eine erfreuliche Abwechslung gewesen. Aber entweder sind diese nicht so dumm oder, was ich persönlich eher vermute, zu langweilig, um ihre schmutzigen Geheimnisse in den Papierkorb zu werfen. Enttäuscht werfe ich die Schnipsel weg, schließlich bin ich wegen einer weitaus wichtigeren Angelegenheit hier. Ich brauche die verdammte Mappe und werde nicht ewig unentdeckt in diesem Behälter planschen können.
Mit hochgekrempelten Ärmeln mache ich mich an die Arbeit. Nach dem Abtragen der dritten Schicht komme ich durcheinander. Stammt dieser Müll noch immer von HitStorm oder bin ich zu weit vorgedrungen? Meine ungesunde Haltung verursacht mir zudem Schwindelgefühle und ich lehne mich erschöpft mit dem Rücken an die Innenwand des Containers. Resigniert lege ich den Kopf auf meine Knie und falte meine Hände. "Bitte lieber Gott, hilf mir. Nur dieses eine Mal noch. Ich bitte dich danach auch nie wieder um etwas. Nur ein einziges Mal möchte ich Glück haben!"
Mit neuer Hoffnung tauche ich erneut unter, doch mein minutenlanges Wühlen ist nicht von Erfolg gekrönt. Wenig später hebe ich den Kopf, mir ist allmählich übel von der Aufregung und körperlichen Anstrengung und ich will nicht mehr. Sollen doch die blöden Unterlagen vernichtet werden, das ist mir so was von egal!
Mit nassen Augen richte mich auf und wate zum Ausgang, als es passiert. Das Wunder aus dem Häcksellager! Bei dem Versuch, das Gleichgewicht zu halten,
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