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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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steigt in mir auf, soll es so mit mir zu Ende gehen? Kurz vor dem Ziel geschnappt, um anschließend aus dem Weg geräumt zu werden? Ich sehe mich schon mit den berühmten Betonschuhen auf dem Grund des Parkteiches landen.
Als die Geräusche so laut sind, dass ich meine, den Atem des Teufels im Nacken zu spüren, löse ich mich aus meiner Starre. Mit der Kraft der Verzweiflung springe ich an den Fenstersims und versuche mich nach oben zu ziehen. Eine gefühlte Ewigkeit hänge ich strampelnd in der Luft, bevor ich kläglich abrutsche. Panisch springe ich aufs Neue und scheitere wieder. Mittlerweile steht mir das Wasser in den Augen, teils aus Wut über mich und meine Faultiergene, teils aus purer Angst. Zitternd beschließe ich einen dritten – und meiner Kondition nach – letzten Versuch und kann ich es selbst nicht fassen. Ich finde nicht nur Halt, sondern hangle mich tatsächlich mit letzter Kraft kopfüber durch das Fenster.
Mein Stolz währt allerdings nicht lange, denn das erste was meine ruhmreichen Augen erblicken, ist das Innenleben einer Kloschüssel. Leider muss ich feststellen, mit dem Kopf über einer Toilette zu hängen - da sich die Keramikschüssel direkt unter der Öffnung befindet. Diese Szene muss für den Film umgeschrieben werden, soviel steht fest. Während ich versuche, den Beckenrand zu umfassen, um nicht in das Innere der Toilette zu fallen, wird es draußen lauter. Das Adrenalin schubst meine Würde zur Seite und ich stoße mich kräftig ab. Mit einem Klatscher plumpse ich auf den nackten Fliesenboden.
Einige Sekunden bleibe ich regungslos liegen und warte darauf, dass das Rauschen in meinen Ohren abklingt. Nachdem sich mein Puls beruhigt hat, mache ich eine weitere entsetzliche Feststellung. Mit Schrecken bemerke ich, bei meiner Kletterpartie einen Schuh verloren zu haben. Vorsichtig richte ich mich auf und schiele durch das Fenster, bevor ich erschrocken wieder zurückschnelle. In unmittelbarer Nähe steht ein Mann.
Ein großer, starker, gefährlicher und ungefähr neunzig Jahre alter, weißhaariger Mann. Aber er ist nicht allein unterwegs, nein er hat Verstärkung dabei. In Form eines etwa gleichaltrigen und mindestens genauso weißen Pudels, den er laut schimpfend den Zaun entlang zerrt.
Ich bin fix und fertig. Fassungslos starre ich auf die absurde Situation, während ich versuche, nicht die Beherrschung zu verlieren. Zwischen Schrei-, Heul- und Lachkrampf hin und hergerissen, entscheide ich mich für ein paar leise Tränen. Dann wird mir der Vorteil meiner Situation bewusst, ich bin drin! Ich bin in diesem blöden Lager. Jetzt brauche ich mir nur noch die Akte zu schnappen und mein Leben zu ändern.
Vorsichtig öffne ich die Tür und spähe durch den Spalt. Fast bin ich enttäuscht, als ich weder Monitore an den Wänden noch sprechenden Meerschweinchen mit Sonnenbrille im Fell und Zigarre zwischen den Schneidezähnen vorfinde. Ernüchtert betrachte ich mein Umfeld, abgesehen von ein paar Spinnweben zwischen den Abwasserrohren ist nichts zu entdecken. Ich stehe mitten in der Kreuzung eines uralten mausgrauen Ganges, welcher in zwei Richtungen führt. Der Beschilderung nach, habe ich nun die Wahl zwischen der aufregenden Werkshalle oder den spektakulären Büroräumen. Nach kurzer Schwermut entscheide ich mich für die Halle, dann rette ich eben nur meine Firma.
Bevor ich mein Versteck verlasse, streife ich meinen zweiten Pumps vom Fuß und verstecke ihn hinter dem Spülkasten. Traurig verabschiede ich mich von den Designerschuhen und tröste mich mit dem Versprechen, mit meiner kommenden Gehaltserhöhung hundert neue Paare zu kaufen. Dieser Verlust ist quasi eine Investition in die Zukunft und Absatzgeklapper würde nur unnötig Aufsehen erregen.
Auf nackten Sohlen schleiche ich vorsichtig den Gang entlang, wobei ich kritisch das hereinfallende Licht auf rote Laserstrahlen untersuche. Diese aggressiven Bewegungsmelder kenne ich aus diversen Actionfilmen und weiß daher damit umzugehen. Doch weder Strahlen noch Giftpfeile oder schwingende Äxte kreuzen meinen Weg, eine schwere Tür ist das einzige Hindernis zwischen mir und den Papierladungen. Behutsam stemme ich sie auf und halte kurz inne, als sie ein leises Quietschen von sich gibt.
Atemlos lausche ich in die Stille, doch kein Kugelhagel ertönt und kein Einsatzkommando stürmt auf mich zu. Wie es scheint, bin ich allein und so sehe ich mich erleichtert um. Im trüben Licht, das durch die milchigen Fenster ins Innere dringt, liegt das

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