Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Zu Kim und den schmerzhaften Erinnerungen? Niemals!
Heftig schüttelt Paul seinen Kopf, um kurz darauf verwirrt zu nicken.
"Sicher?"
Pauls Gegenüber mustert ihn mit besorgtem Gesichtsausdruck.
"Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich muss wissen, dass Sie den Vertrag gründlich gelesen haben und alle Bedingungen kennen. Es steht viel auf dem Spiel. Für alle Beteiligten."
Unter Johns festem Blick schweigt Paul feige. Unbehagen breitet sich in ihm aus, während er gegen die aufkommende Hitze in seinem Gesicht ankämpft. Den erwähnten Vertrag hatte er bislang nur überflogen, getraut sich jedoch nicht, dies zuzugeben.
Sein innerer Kampf bleibt unbemerkt und John fährt fort: "Und wo möchten Sie arbeiten, hier oder vor Ort?"
Vor Ort? Pauls Verwirrung steigt an, lautlos verflucht er seine Unaufrichtigkeit.
"Hier!", sagt er mit fester Stimme und der Hoffnung, damit die richtige Entscheidung zu treffen.
"Gut. Es handelt sich um eine große Herausforderung, ich hoffe, Sie sind sich dessen bewusst." Mit diesen Worten der Warnung, schiebt John eine dicke Mappe über den Tisch. "In den Unterlagen finden Sie alle Details und Informationen, die sie brauchen."
Beim Anblick des riesigen Stapels muss Paul unweigerlich schlucken und John kratzt sich verlegen den weißen Bart.
"Es ist nicht gerade wenig, ich weiß. Aber wir haben hier niemanden, der die wichtigen Daten selektiert. Das Beste wird es sein, wenn Sie sich alles in Ruhe anschauen und wir in den nächsten Tagen noch einmal darüber sprechen."
Damit erhebt sich John und tritt an die gegenüberliegende Wand. Aus dem Inneren des dort stehenden Aktenschrankes fördert er ein silbernes Buch zu Tage und legt dieses auf den ohnehin stattlich angewachsenen Berg Papier.
"Auf diesen Seiten können Sie Ihre Vorschläge und Strategien verwirklichen. Wir sind da noch etwas altmodisch."
Dann weist John auf die Tür und Paul registriert ernüchtert, dass dieses Gespräch beendet ist.
"Ich schlage vor, wir treffen uns in zwei Tagen wieder?"
Der Satz klingt nicht wie eine Frage, dennoch nickt Paul zustimmend.
"Ach und bevor ich es vergesse", ruft John in seinem Rücken, "holen Sie sich von Julia die Tagespost ab, heute Morgen kam bestimmt wieder ein neuer Bericht rein."
Mit dem unwohlen Gefühl, einen großen Fehler begangen zu haben, stolpert Paul zum Fahrstuhl. Nun wünscht er sich nichts mehr, als mit jemandem sprechen zu können und sich zu beratschlagen. Automatisch schweifen seine Gedanken zu Bommel. Sein Kollege mochte zwar karrieregeil, machthungrig und permanent auf seinen Vorteil bedacht sein, aber er ist auch ein cleverer Geschäftsmann mit tollen Visionen und dem entscheidenden Mut. Nur mit Einschleimen allein, kommt man in der hart umkämpften Branche nicht weiter. Hatte man Bommel und dessen Ehrgeiz auf seiner Seite, konnte man sich hundertprozentig auf ihn verlassen. Nicht des Kollektivgedankens wegen, das ganz gewiss nicht. Aber Menschen wie Bommel setzen stets alles daran, zu gewinnen und tun dies meistens auch. Und manchmal sogar im Team. Moral und Anstand bleiben dabei oft auf der Strecke. Bommel bringt es fertig, eine alleinerziehende Mutter aus der Mietwohnung zu ekeln, wenn es dem Unternehmen dient. Beim Bild des fettleibigen Möchtegern-Südländers und seiner nicht minder fettigen Haartolle, muss Paul sich schütteln. Dann doch lieber ohne seinen Kollegen. Er selbst hatte schließlich auch schon einiges geleistet und nicht ohne Grund seine Position im Architekturbüro Plan4Good erhalten.
Im Foyer fällt Pauls Blick sofort auf den langen Tresen an der Rezeption und er fragt sich, warum er diesen bei seinem Eintritt übersehen hatte. Das zauberhafte Lächeln der dahinterstehenden Julia lässt ihn augenblicklich seine Zweifel vergessen und ohne Einwände weitere Briefe entgegen nehmen. Wie sehr ihn seine Unwissenheit später schaden sollte, ahnt Paul in diesem Moment noch nicht.
Anschließend tritt Paul schwer beladen auf die belebte Straße und hält inne. Die intensiven Sonnenstrahlen wecken seine Lebensgeister und das merkwürdige Gefühl der Unzulänglichkeit verfliegt. Nach kurzer Überlegung steuert er ein nahegelegenes Straßencafé an und lässt sich auf der Terrasse nieder. Trotz der weißen Pracht ist es so warm, dass viele Vorbeigehende die Jacken nur lose über dem Arm tragen. Genau das richtige Wetter, findet Paul und studiert die Speisekarte. Bald steht ein dampfender Cappuccino vor seiner Nase und er lehnt sich gemütlich zurück. Eigentlich
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