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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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Entschluss ist gefasst und so trete ich ergeben den Weg zur Arbeit an. Zum Glück hat keine der Kolleginnen meine gestrige Schmach mitbekommen. So muss ich mich lediglich normal verhalten.

Etwas später als gewöhnlich betrete ich das Büro. Frau Grube schaut mich fragend und mit mitleidigem Blick an, und ich zucke zusammen.
Sie weiß es! Alle Welt weiß es! Ich wusste, dass alle es wissen! Ich bin zum Gespött der Belegschaft geworden. Reingelegt von Schweinchen Dick!
Zu meinem Ärger laufe ich rot an.
"Guten Morgen!", tröte ich lauter als beabsichtigt. Es soll keiner sagen können, ich hätte mich kleinkriegen lassen.
"Guten Morgen Frau Wiese, geht es Ihnen wieder besser? Das war aber auch ein Unglückstag gestern", kommt es besorgt von Frau Grube.
Ich verschlucke mich an meinem Kaffee und ein minutenlanger Hustenanfall rettet mich über die unerfreuliche Situation hinweg.
"Alles gut", würge ich hervor, "da kann man nichts machen. Es hat die Richtige getroffen", schiebe ich selbstlos und gönnerhaft hinterher.
Frau Grube starrt mich entgeistert an.
"Aber Frau Wiese, das meinen Sie jetzt nicht im Ernst. Das ist doch ungerecht!", entrüstet sie sich.
Ich starre zurück. Soviel Loyalität habe ich ihr gar nicht zugetraut. So lange kennen wir uns noch nicht, aber wie es scheint, bin ich Frau Grube ans Herz gewachsen.
"Ja gut", gebe ich eine Spur leiser zu, "es gäbe natürlich Kollegen, die es mehr verdient hätten, da haben sie recht. Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert."
Ruckartig springt meine sonst so besonnene Zimmernachbarin von ihrem Stuhl und streicht sich wütend das schwarze Haar aus dem Gesicht.
"Ich habe schon viel erlebt, aber sich so schamlos über das Unglück anderer Leute zu freuen, das geht zu weit! Unerhört!"
Ich glotze sie entrückt an. Unglück anderer Leute? Unerhört? Wovon redet die? Ich verstehe nur Bahnhof.
"Frau Grube, ich weiß ehrlich nicht … geht es Ihnen gut?", frage ich verwirrt.
"Wem es hier nicht gut geht, steht wohl außer Frage! Da haben wir uns gestern noch solche Sorgen gemacht, als sie ohne Abschied verschwunden waren. Sogar die Evi hat an sie gedacht. Und Sie besitzen nicht einmal den Anstand, ihre Schadenfreude zu verbergen!"
Wutentbrannt funkeln mich Frau Grubes schwarze Augen an, während meine nervös zu zucken beginnen. Ich bin platter als das geistige Niveau der Vormittags-Talkshows und schlucke.
"Schadenfreude? Frau Grube, ich habe keine Ahnung wovon Sie sprechen!", gebe nun auch ich etwas lauter zurück. Erst mich scheinheilig aufs Glatteis führen und dann einen Rückzieher machen. Das lasse ich mir nicht bieten!
"Was ist denn hier für ein Krach?" Herr Kreutzer, mein Vorgesetzter steht in der Tür und zieht skeptisch seine rechte Augenbraue in die Höhe. "Meine Damen, ich muss doch sehr bitten!"
Bevor wir etwas erwidern können, lässt er uns stehen und eilt davon. Streitereien unter Frauen zählen nicht zu seinen Hobbys und Emotionen lassen ihn zuverlässiger verschwinden, als die italienische Mafia einen Verräter.
Frau Grube schaut inzwischen schuldbewusst. Der Gefühlsausbruch scheint nicht nur mich verstört zu haben.
"Ich habe nur des lieben Friedens willen nichts gesagt!", zischt sie über den Tisch, bevor sie mit ihrer Teekanne den Raum verlässt.
Zurück bleibe ich. Allein und durcheinander. Mit Entsetzen bemerke ich, wie sich meine Augen mit Wasser füllen. Auseinandersetzungen wühlen mich mehr auf, als es mir lieb ist und eine ungerechte Behandlung löst oft Tränen der Wut in mir aus. Wäre ich doch bloß zu Hause geblieben! So schlimm war das Fernsehprogramm auch wieder nicht und möglicherweise hätte ich von der Mädchengang noch etwas lernen können. Erst die gestrige Pleite und jetzt dieses Desaster. Was wird wohl als Nächstes passieren? Marschiert demnächst unsere Putzfrau Friederika herein und zieht mir mit ihrem Wischmopp einen neuen Scheitel? Ich habe das Gefühl in einem Theaterstück mitzuspielen und meine eigene Rolle nicht zu kennen.

Frau Grube lässt sich nicht mehr blicken. Durch die dünnen Wände höre ich Gelächter und allmählich werde ich unruhig. Verbünden sich jetzt alle
gemeinsam gegen mich oder noch schlimmer, lachen sie mich aus? Die Ungewissheit lässt mich mutig werden, zaghaft öffne ich die Tür und schleiche in Richtung Küche. Immerhin habe ich heute Morgen noch keinen Kaffee getrunken und das werde ich mir auch von einer durchgeknallten Frau Grube nicht nehmen lassen.
Die Stimmen werden lauter, folglich

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