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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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reingehen.
"Frau Wiese, wie geht es Ihnen?", unterbricht ein lautes Donnern meine Überlegungen. "Muah Muah, nicht erschrecken oder haben Sie etwa ein schlechtes Gewissen?", lacht Herr Seibold unästhetisch, während ich ihn mit entgleistem Gesicht anglotze.
Ich fange mich schnell.
"Hallo Herr Seibold. Sie haben mich tatsächlich überrascht, ich überlege die ganze Zeit, was man der Evi Schönes schenken könnte."
Sein Gesicht verdunkelt sich.
"Ja, das lief blöd, nicht wahr? Glück und Pech liegen manchmal verdammt nah beieinander."
Jetzt bin ich völlig verwirrt. Was hat er gerade gesagt? Blöd? Pech? Hat sich meine Niederlage etwa bis in die oberste Etage herumgesprochen? Dieses Klatschmaul Grube! Ich nicke zaghaft, während ich mir vornehme, meine Kollegin ihrem Nachnamen gerecht verschwinden zu lassen.
"Wahrlich ein Jammer!", seufzt Herr Seibold aufs Neue.
Ich halte mich mit Reaktionen zurück, noch einmal lasse ich mich nicht aufs Glatteis führen.
"Schade schade", nickt er betrübt.
Langsam halte ich es nicht mehr aus. Wenn alle das so schade finden, warum setzen sie Evi nicht einfach eine fünfstöckige Torte vor die Nase und geben stattdessen mir die Beförderung? Amateure!
Ich muss es wagen, jetzt oder nie.
"Ja, das kann man so sehen", setze ich vorsichtig an. "Meinen Sie denn, Evi kann dem neuen Posten gerecht werden?"
Gespannt halte ich die Luft an und versuche aus dem runzeligen Gesicht meines Gegenübers zu lesen. Habe ich den Bogen überspannt? Der Personalleiter stutzt und schaut betreten drein.
"Sie haben recht, das haben wir uns auch schon überlegt, deswegen ist es ja so ein Jammer! Aber woher sollen wir so kurzfristig Ersatz nehmen?"
Ich kann mein Glück kaum fassen. Dass sich meine Vision so bald erfüllen würde, habe ich nicht erwartet.
"Na ja", räuspere ich mich kleinlaut, "es sollte auf jeden Fall jemand mit der entsprechenden Erfahrung sein. Immerhin ist es eine große Verantwortung."
Herr Seibold betrachtet mich einige Sekunden mit seinen braunen Pferdeaugen. "Mach schon, mach schon", versuche ich ihn zu hypnotisieren und einen winzigen Augenblick wähne ich Erfolg. Dann schaut er weg und der Bann ist gebrochen.
"Wie dem auch sei, dieses Problem werden wir lösen. Einen schönen Tag noch, Frau Wiese."
Gedemütigt lässt er mich zurück und ich benötige einen Moment um meine Tränen zurückzuhalten.
"So eine Gemeinheit, so eine schreiende Ungerechtigkeit!"
Leise fluche ich vor mich hin und besinne mich erst wieder, als jemand den Arm um meine Schultern legt. Herr Seibold? Hoffnungsvoll blicke ich auf und schaue in Friederikas von Sommersprossen übersätes Gesicht. Das ist zu viel für mich. Wütend reiße ich mich los und stapfe davon.

Gerade noch rechtzeitig verlasse ich die Küche, denn so kann ich sehen, wie Herr Brunner aus meinem Büro kommt.
Nanu, was kann das bedeuten? Erst verläuft sich Herr Seibold in unsere Etage und nun sogar die Geschäftsleitung? Ich beschleunige meinen Schritt und flöte ein lautes: "Kann ich Ihnen helfen?" über den Flur.
Herr Brunner stockt in seinem Gang und dreht sich erschrocken um. Meine Aufholjagd scheint ihm nicht zu gefallen.
"Nein danke, schon gut", erwidert er schroff und verschwindet schneller als ich "okay" sagen kann.
Verwirrt betrete ich unser Büro und sehe mich prüfend um. Ich bin nicht dumm, irgendetwas muss der Vorstand in diesem Raum gesucht haben, er wird wohl kaum unsere Pflanzen gegossen haben. Da sehe ich es. Ein auffälliger Umschlag prangt auf Frau Grubes Tastatur, direkt neben einem dicken Ordner. Neugierig trete ich näher.
"Bitte um Rückmeldung. Danke und Gruß, Brunner", steht in geschwungener Schrift auf dem Kuvert und ich erstarre. Der wird doch nicht? Nein, das kann er nicht. Ich fasse es nicht! Mit zitternder Hand öffne ich das Kuvert und wahrhaftig - das Wort Luckylife springt mir auf den ersten Blick entgegen. Das war doch Evis Projekt, warum soll Frau Grube das nun erledigen? Sieht die Geschäftsleitung tatsächlich ihren Fehler ein und baut eine Art Backup für Evi auf? Nicht, dass mich diese Entscheidung überraschen würde, aber wie kommen die Herrschaften ausgerechnet auf Frau Grube?
Klar, sie ist ehrgeizig, das fiel mir schon nach wenigen Tagen auf. Aber das kennt man von den Neulingen. Da werden noch Gehaltsvorstellungen und Aufstiegsmöglichkeiten verhandelt, Positionen bezogen und Motivation gezeigt. Dazu kommt leider noch Frau Grubes professioneller und prinzipiell furchtloser Umgang mit Vorgesetzen.

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