Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
Vom Netzwerk:
wie schwer ihr die Frage fällt.
"Gerne, ich würde mich sehr freuen", stimmt er deshalb überschwänglich zu, obwohl ihn die Vorstellung von fester Nahrung übel werden lässt.
Ankas erleichtertes Strahlen zerstreut Pauls Zweifel in der Sekunde.
"Also morgen um acht im Café?"
Die Worte spricht sie mit halb abgewandtem Rücken, dann nimmt sie die Verfolgung ihrer Schützlinge auf. Paul vergewissert sich, dass die Gruppe außer Sichtweite ist, bevor er sich wieder flach auf den gepflasterten Weg legt.
Was für ein Tag, denkt er und schließt die Augen. Noch ahnt er nicht, dass dieser Tag erst der Beginn einer lebensverändernden Pechsträhne sein sollte.

Ich muss zugeben, das erstaunt mich doch sehr. In einer so großen Stadt müsste es doch bedeutend mehr Fachliteratur geben. Unsere Bibliothek umfasst drei Stockwerke und dennoch befinde ich mich an der Seite eines mürrischen Angestellten vor zwei mickrigen Regalen, von denen nur etwa zehn Prozent das Fachgebiet Marketing abdecken. Die Auswahl sollte an und für sich genügen, bis Freitag kann ich ohnehin keine zwanzig Bücher lesen. Beim Anblick der, zum Teil scheinbar im Mittelalter gedruckten, Bücher, ist das Ergebnis jedoch mehr als enttäuschend.
"Welches Teilgebiet des Marketing möchten Sie denn erlernen?", ertönt die herablassende Stimme des jungen Bibliothekars.
Ich räuspere mich und antworte nicht weniger arrogant: "Ich möchte gar nichts erlernen, ich bin bereits seit Jahren in der Branche tätig."
Dass ich als Vorstandsassistentin in diese Abteilung degradiert wurde, braucht er nicht zu wissen. Sein teilnahmsloses: "Aha" stellt meine Nackenhaare kerzengerade auf. Obwohl ich mich gerade unmissverständlich als Werbeprofi geoutet habe, führt er mich zum Abschnitt "Basiswissen" und schaut gelangweilt zu, wie ich verstohlen die Bücher betrachte. Abzüglich der altertümlichen Exemplare kommen noch exakt drei Bücher in Frage.
Das erste Werk ist in einer so winzigen Schrift geschrieben, dass ich befürchte nach der ersten Seite Lesevergnügen vor Anstrengung zu erblinden. Auch die fehlenden Bilder machen mir Sorgen, wie soll ich mich bei derart trister Literatur wach halten? Der zweite Schmöker ist eine Art "Marketing für Dum-mies" und dementsprechend simpel in seiner Aufmachung. Ich habe zwar keine Ahnung von Hintergründen und Strategien, aber ich weigere mich, ein Buch, das eindeutig auf Azubis ausgerichtet ist, in Erwägung zu ziehen. Das bemerken die Vorstände doch sofort und der frische Wind, den ich einbringen wollte, gleicht dann eher der abgestandenen Luft im Giraffenstall unseres Tierparks. Missbilligend schiebe ich das Buch mit den Worten: "Das ist ja wohl für Anfänger!" beiseite. Soll der blasierte Knabe ruhig sehen, dass er es hier mit einer Fachfrau zu tun hat. Dieser zeigt keine Reaktion und betrachtet lieber gleichgültig seine glänzenden schwarzen Schuhspitzen.
Gut, er hat eindeutig den besseren Kleidungsstil und Look von uns beiden, aber muss er das derart raushängen lassen? Jeremy würde mich nie so herablassend behandeln, dabei kennt er sogar meinen blassgelben, verwaschenen Lieblings-BH. Dieses erniedrigende Bild habe ich ihm selbstverständlich nicht freiwillig geboten, aber die Umstände waren damals mehr als unglücklich. Seit diesem Vorfall habe ich meine Lektion in Sachen Alkohol auf einem Frisör-Drehstuhl für alle Zeit gelernt.
Das dritte Buch scheint ganz okay zu sein. Die Schriftgröße ist angenehm und hier und da gibt es sogar eine Zeichnung. Die Sprache erinnert nicht an ein Kinderbuch von Edith Blyton und die vorhandenen Fremdwörter kann ich später im Internet nachschlagen. Überzeugt schnappe ich das Buch und drücke es dem Schnösel in die zarten Hände. Nachdem auch die unangenehme Prozedur am Ausgabeschalter vorüber ist, verlasse ich erleichtert die Bibliothek. Warum man gleich einen Jahresausweis beantragen muss, wenn man nur mal ein mickriges Buch ausleihen will, ist mir schleierhaft. Was, wenn mir der Service und die Einrichtung doch nicht zusagt, wo bleibt denn da das Rückgaberecht? Doch da ließ der versnobte Bibliothekar nicht mit sich handeln, sogar eine Kollegin hat er als Verstärkung hinzugezogen.
Egal, der erste Schritt ist nun getan. Ich muss nur noch kurz das Buch lesen und mir eine originelle Strategie überlegen. Zu Hause gönne ich mir als Erstes eine kleine Kaffeepause. Ich bin sehr stolz auf mein diszipliniertes Verhalten, immerhin hätte ich mich auch in einem Straßencafé

Weitere Kostenlose Bücher