Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
in Gefahr, die Kosten steigen täglich an, während die Beliebtheitswerte stetig sinken.
Erschrocken schließe ich den Artikel. Das ist schrecklich! Wenn es uns nicht gelingt, die negativen Meldungen einzudämmen, wird am Ende noch das gesamte Projekt abgesagt. Jegliche Werbekampagne hätte sich dann selbstredend erübrigt und was wird aus mir? Ich hatte bereits im Radio gehört, dass es einige Gegner geben soll, aber dieses Ausmaß schockiert mich. Warum wollen diese Ökos überhaupt den blöden Käfer retten? Das sind die gleichen Leute, die sich im Sommer über das viele Ungeziefer aufregen. Und habe ich richtig gelesen – Hasen bangen um ihre Existenz? Dass ich nicht lache! Wenn uns der Biologieunterricht eines gelehrt hat, dann dass uns diese Rammler in Sachen Fortpflanzung weit voraus sind. Oje, wo soll das bloß hinführen? Bestimmt wird man die öffentliche Empörung auf eine unzureichende Imagekampagne für das Center schieben. Frei nach dem Motto : "Der dumme Pöbel darf nicht selber denken." Bei der Klärung der Schuldfrage wird letztlich natürlich ein Bauernopfer benötigt und wer ist momentan der, beziehungsweise DIE Hauptverantwortliche für die Luckylife-Kampagne? Was liegt näher auf der Hand, als meinen Kopf rollen zu lassen? Nichts.
Mir wird heiß und kalt und ich schlage verzweifelt das Buch wieder auf. Fieberhaft durchforste ich jedes Kapitel, doch ich verstehe nur Bahnhof und bezweifle ernsthaft, dass mir die verschiedenen Definitionen bei meinem Konzept weiterhelfen können. Meine Atmung überschlägt sich und trotz der hysterischen Weinkrämpfe meines Großhirns wird mir eines ganz klar. Sobald die Geschäftsleitung von den neuesten Vorfällen erfährt, wird sie sich nach einem Profi umsehen. Das darf ich nicht zulassen! Verkrampft kritzle ich sinnlose Worte auf meinen Block. Als die Spitze meines Bleistiftes abbricht, bin ich den Tränen nahe.
"Lieber Gott, jetzt bin ich so weit gekommen, bitte lass nicht zu, dass ich an dieser kleinen Wissenslücke scheitere. Alles was ich brauche, ist eine geniale Idee und zwar sofort!"
Kasimir würgt ein Büschel Haare hervor und ich verstehe, was er mir sagen will. Schlagartig löse ich meine ineinander gefalteten Hände, das schaffe ich auch ohne Zauberei!
Entschlossen breche ich auf und verlasse die Wohnung noch einmal in Richtung Bibliothek. Mein Ego sitzt in einem Flieger nach Mallorca, als ich die vorhin verschmähte Dummies-Version "Basiswissen Marketing" aus dem Regal nehme und sie mit gesenktem Kopf am Tresen abgebe. Der junge Mann besitzt leider nicht den Anstand, mir ein hochnäsiges Naserümpfen zu ersparen. Dabei ist er derjenige von uns beiden, der ein pinkfarbenes Hemd trägt. Gedemütigt eile ich davon. Schwungvoll werfe ich mich gegen die schwere Eingangstür … und pralle augenblicklich mit voller Wucht zurück. Benebelt reibe ich mir den gestoßenen Kopf, während vor meinen Augen weiße Flecken tanzen.
Der unerwartete Widerstand, gewinnt allmählich an Umrissen und nimmt die Gestalt eines jungen Mannes an, der sich nun besorgt über mich beugt.
"Entschuldigen Sie bitte, das tut mir schrecklich leid!"
Die Besorgnis in seiner Stimme klingt echt und ich bin besänftigt. Willig lasse ich mich zu der ledernen Couch in der Ecke des Raumes führen und setze mich vorsichtig.
"Geht es Ihnen gut? Warten Sie, ich hole Ihnen ein Glas Wasser."
Mit diesen Worten lässt mich mein Helfer allein und ich untersuche nun unbeobachtet meine Stirn. Zaghaft taste ich über die heiß pulsierende Stelle. Tatsächlich spüre ich ein wenig Flüssigkeit und das dumpfe Pochen wird augenblicklich stärker. Prüfend betrachte ich meinen Finger. Das Ausmaß der roten Färbung ist gering und so lehne ich mich erleichtert zurück. Je mehr mein Schmerz nachlässt, desto peinlicher erscheint mir der Vorfall. Ich hoffe nur Pink Lady von Hochnasehausen hat mich nicht gesehen, das wäre der Gipfel der Erniedrigung.
Als ich herannahende Schritte vernehme, öffne ich hoffnungsvoll meine Augen, um sie kurz darauf wieder genervt zu schließen. Leider hat mein Retter nicht nur Wasser, sondern auch die fürsorgliche Hilfe des arroganten Angestellten im Gepäck. Mit rotem Kopf starre ich auf den Erste-Hilfe-Koffer in dessen Hand und vermeide jeglichen Blickkontakt. Das Jod brennt höllisch und ich zucke verärgert zusammen. Als ob das notwendig wäre, denke ich wütend, das macht der Dürre nur, um sich an mir zu rächen!
"Gleich ist es vorbei", höre ich ihn mit
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