Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Unterlagen an sich, sein ständiges Kopfnicken beginnt allmählich zu schmerzen.
"Danke, bestimmt haben Sie recht. Ich muss mich wohl noch ein wenig mit der neuen Arbeitsweise vertraut machen."
So professionell und aufrecht wie möglich stolpert er davon.
Auf der Straße vor dem Gebäude bleibt er kurz stehen und überlegt. Wohin soll er gehen? Für einen Augenblick erwägt Paul, sich in das Café vom Vortag zu setzen. Es wäre schön, Anka wieder zu treffen, der Nachmittag mit den Kindern war eine erfrischende Abwechslung.
Dennoch entscheidet er sich dagegen. Pauls Absichten wären zu offensichtlich und wenn Anka das bemerkte, auch ziemlich peinlich. Er ist doch kein Stalker. Außerdem liegt wieder viel Arbeit vor ihm und Paul weiß, dass er sich nur zu gerne mit einem Gespräch davon abhalten lassen würde.
Entschlossen überquert er die Straße und betritt den schattigen Park. Der richtige Ort um in Ruhe sein Innerstes zu sortieren, findet Paul. Wohlig seufzend lässt er sich auf einer Bank nieder und legt seinen Kopf in den Nacken. Für ein paar Minuten schließt Paul die Augen und löst sich von der Wirklichkeit. Geistige Leere durchströmt seinen Körper und eine ungeahnte Leichtigkeit lässt ihn befreit summen. Er könnte ewig diesen Moment genießen, doch sein Pflichtbewusstsein meldet sich nach kurzer Zeit.
Mit zusammengekniffenen Augen studiert Paul die erste Seite und eine aschfahle Bleiche legt sich auf sein Gesicht. Schlagartig beginnt sein Herz zu rasen und mehrere Sorgenfalten auf seiner Stirn wachsen ins Unermessliche. Hastig blättert Paul weiter. Was er liest, kann er kaum glauben und versetzt ihn in helle Aufregung.
"Das darf doch nicht wahr sein? Wie konnte das nur passieren?", entfährt es ihm, während er fassungslos mehrmals die Papiere überfliegt. Gelbe Punkte tanzen vor seinen Augen und Paul atmet tief durch. Das scheinbar Unmögliche ist eingetreten und sämtliche seiner Ausarbeitungen haben sich innerhalb der letzten Stunden erfüllt. Erschöpft lässt Paul die Schriftstücke sinken, eigentlich könnte er sich gemütlich zurücklehnen. Quasi im Schlaf hatte sich die Ausgangslage vollständig zu seinen Gunsten gewandelt.
Doch Paul ist nicht dumm, für diesen Vorfall gibt es nur eine Erklärung. Mit dem Projekt muss noch eine andere Person betreut worden sein. Dieser Umstand ist zwar unschön, aber nicht der Grund für Pauls rasenden Puls und die Schweißperlen auf seiner Stirn. Das Herz klopft laut und holperig in Pauls Hals und für einen kurzen Moment befürchtet er sogar, einem Herzinfarkt zu erliegen. Je länger er die zitternden Hände auf seinem Schoß betrachtet, desto klarer wird ihm eine unumstößliche Tatsache: Er muss diesen Job abgeben. Auf keinen Fall kann er unter diesen Begebenheiten arbeiten!
Fahrig wirft Paul die Blätter in den Mülleimer neben der Bank und steht auf. Er muss von hier verschwinden. Kopflos rennt er los, mit jedem Schritt wächst seine Wut. Was hielt das Schicksal denn noch für ihn bereit, hatte er nicht genug gelitten? Erbost kickt Paul einen Stein zur Seite und scheucht damit ein paar aufgeregt flatternde Tauben vom Weg. Das war nicht seine Absicht, aber er ist zu aufgebracht, um sich dem erschrockenem Federvieh zu widmen. Bald bemerkt Paul das Schlimmste an seinem Ärger: Er kann niemanden dafür verantwortlich machen kann. Kein Herr Kreisig, Bommel oder John kommt für seine Schuldzuweisungen in Frage. Wütend schnaubt Paul auf. Nein, diese Wendung hat keiner ahnen können, der reine Zufall spuckt ihm ins Gesicht. Verdammt!
Paul ist so zornig, dass er sofort handeln muss. Zielstrebig macht er sich auf den Weg zu John. Während Paul durch die Straßen läuft, herrscht Chaos in seinem Kopf. Ihm ist bewusst, dass er sich für das bevorstehende Gespräch eine Strategie ausdenken oder zumindest ein paar Argumente zurechtlegen sollte, aber die Angst unsicher zu werden, hält ihn von weiteren Überlegungen ab. Manches muss spontan und aus dem Bauch heraus geschehen. Paul kennt sich gut genug um zu wissen, dass in ein paar Stunden seine Wut verraucht wäre. Diese Entrüstung braucht er allerdings, um den Mut für das kommende Gespräch aufzubringen.
Paul beschleunigt seinen Schritt weiter und biegt scharf um die nächste Ecke.
Etwas zu scharf, um das Hindernis auf der anderen Seite zu sehen. Einen Wimpernschlag später findet er sich auf dem Boden wieder. Der Ball traf Paul so unerwartet und kraftvoll an der Schläfe, dass er zunächst gar nicht bemerkte,
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