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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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zuckersüßer Stimme flöten, während er mir ein viel zu großes Pflaster auf die Stirn klebt. Natürlich nicht, ohne dabei ein paar Haare zu erwischen und ordentlich einzuklemmen.
Mit dir auch gleich, denke ich leise und bedanke mich kleinlaut. Der Bibliothekar ignoriert mich gekonnt und wendet sich stattdessen heroisch meinem Unfallpartner zu. Daher weht also der wohltätige Wind!
Bei näherer Betrachtung, muss ich dem Buchwächter zustimmen, der Unbekannte sieht unglaublich gut aus. Verlegen fährt er sich durch das üppige schwarze Haar, während er sich überschwänglich für die Hilfe bedankt. Ich nuschle nur undeutlich vor mich hin, immerhin hatte ich gerade einen Unfall und da kann niemand eine Rede von mir erwarten. Endlich entfernt sich der Knabe, wenn auch nur widerstrebend, und wir beide sind wieder allein. Clark Kent, wie ich ihn heimlich taufe, setzt sich dicht neben mich.
"Ich kann mich nur noch einmal bei Ihnen entschuldigen, heute geht bei mir einfach alles schief." Er atmet tief ein. "Ich heiße übrigens Hagen Kaufmann", stellt er sich vor und ich schlucke beim Anblick seiner braunen Augen.
"Kein Problem", piepse ich eine Spur zu hoch, "ich bin Charlotte Wiese."
"Freut mich sehr, Charlotte."
Seine tiefe Stimme ist beruhigend und sexy zugleich.
"Darf ich Sie als Wiedergutmachung auf einen Kaffee einladen? Natürlich nur, wenn Sie möchten."
Ich möchte noch so ganz andere Dinge, aber ein Kaffee scheint mir ein guter Anfang zu sein.
"Gerne, aber wollten Sie hier nicht irgendetwas besorgen?"
Er schaut mich verwirrt an.
"Ein Buch vielleicht?", versuche ich ihm auf die Sprünge zu helfen.
Hagen stutzt einen kurzen Augenblick, dann lacht er auf.
"Ich wollte eigentlich nur etwas abgeben, aber das kann ich auch ein anderes Mal erledigen. So wie es aussieht, sollte ich mich heute lieber zurückziehen und die Welt nicht weiter gefährden."
Wieder belegt eine seltsame Traurigkeit seine Stimme. Ich erwäge, ihn nach seinem Kummer zu fragen, entscheide mich aber dagegen. Hagen sieht nicht so aus, als ob er darüber sprechen möchte, außerdem habe ich Angst, unsere bisher sehr romantische Begegnung durch einen plumpen Standardsatz zu zerstören. Stattdessen stehe ich lächelnd auf und hake mich vorsichtig bei meinem Schicksal ein.
"Aber gerne, mir ist nur noch ein klein wenig schummrig", erkläre ich und atme unauffällig den herben Geruch seines Aftershaves ein. Warum soll ich die Gunst der Stunde ungenutzt verstreichen lassen?
Hagen lotst mich sanft zu seinem Wagen, der sich als sportliches Cabriolet entpuppt. Mit den Worten: "Was halten Sie vom Café am Nil?" düst er in Richtung Stadtsee davon.
Ich genieße den Wind in meinem Haar und blinzle ungläubig in den hellen Himmel. Unfassbar, noch vor Kurzem saß ich resigniert mit Kasimir und Selbstmordfantasien in meiner Wohnung und nun brause ich im Sportwagen eines erfolgreichen Geschäftsmannes der Sonne entgegen.
Als die Fahrt vorbei ist, bin ich beinahe traurig. Außerdem steigt leichte Nervosität in mir auf. Das laute Motorengeräusch hat eine Unterhaltung unmöglich gemacht und ich konnte Hagen in aller Ruhe verstohlen mustern. Der junge Mann wird mit jedem Blick attraktiver und ich bereue zutiefst, mein Make-up nicht aufgefrischt und ein Pflaster mit der Größe eines Briefumschlags auf der Stirn kleben zu haben. Als meine Augen auf Hagens zärtlich-besorgten Blick treffen, sind augenblicklich sämtliche Zweifel verschwunden. Ernüchtert registriere ich, dass er sich aus bloßer Sorge und schlechtem Gewissen um mich kümmert. Nicht die Spur denkt er an ein Date. Wahrscheinlich würde er nur noch liebevoller strahlen, wenn ich mir den ganzen Kopf einbandagieren würde. Einen kurzen Augenblick spiele ich ernsthaft mit dieser Idee, meistens wird so ein Schädeltrauma ja erst im Nachhinein bemerkt.
Hagen ahnt nichts von meinen Plänen und unterhält sich in vertrautem Ton mit der Bedienung. Wie es scheint ist er ein altbekannter Stammgast, denn wir werden an den schönsten Tisch mitten auf dem beleuchteten Steg geführt. Rechts von mir plätschert leise Wasser an die hölzernen Pfosten und ich bin begeistert von den Lampions, die der Atmosphäre einen romantischen Touch verleihen. In dem trüben Licht leuchten die Augen meines Gegenübers noch intensiver und so antworte ich zunächst nicht auf seine Frage. Erst als ich seinen interessierten Blick bemerke, schrecke ich hoch.
"Entschuldigung, haben Sie etwas gesagt? Ich bin wohl noch ein wenig durch den

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