Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
der Geschäftsführer des Centers Max Bergmann und ist ein alter Bekannter von mir. Gelinde ausgedrückt, herrschen einige persönliche und unüberbrückbare Differenzen zwischen uns. Als ich den Auftrag erhielt, hatte ich dieses Hintergrundwissen noch nicht und habe deshalb zugestimmt. Nun muss ich den Auftrag ablehnen."
Erleichtert atmet Paul aus, endlich ist es raus.
John hingegen holt tief Luft.
"Ich nehme an, Sie sprechen von dessen neuen Beziehung zu Kim Bremer?"
Sämtliches Blut weicht aus Pauls Gesicht.
"Woher wissen …?"
"Paul", unterbricht John ihn unsanft, "wir sind nicht erst seit gestern in der Branche und bevor ich einen Auftrag erteile, lasse ich natürlich Nachforschungen anstellen."
Paul nickt fassungslos: "Natürlich."
"Bitte fassen Sie das jetzt nicht falsch auf, wir sind nicht die Mafia. Aber es steht nun mal sehr viel auf dem Spiel, das müssten Sie doch am besten wissen! Da überlasse ich nichts dem Zufall."
Der Jungarchitekt schluckt, während leise Wut in ihm aufsteigt. Erschüttert ringt er um Fassung. Er kann nicht sagen, was ihn mehr ärgert. Die Tatsache, dass seine Trauer über Kims Affäre als Kleinigkeit angesehen wird oder, dass John die Umstände von Beginn an kannte und ihn ins offene Messer laufen ließ? Eine Träne der Demütigung läuft über sein Gesicht.
"Niemand hat gesagt, dass es leicht werden würde, aber Sie schaffen das!"
Die Stimme seines Gegenübers klingt hart und bestimmt. Der Blick ist freundlich aber ohne die gewohnte Herzlichkeit.
Paul schüttelt den Kopf.
"Das denke ich nicht! Schauen Sie sich doch meine Notizen genauer an. Alles was ich ausgearbeitet habe, ist inzwischen wertlos. Jemand anderes wäre viel besser geeignet."
Die letzten Worte murmelt Paul leise, während er den Kopf senkt. Erst als ein lauter Schlag ertönt, hebt er erschrocken den Blick und schaut auf Johns Faust, die auf den Tisch sauste.
"Wir haben einen Vertrag, erinnern Sie sich?"
Schwungvoll schiebt er Paul ein bekanntes Schriftstück unter die Nase und dieser schluckt. Pauls Mund ist merkwürdig trocken, auf so ein Gespräch war er nicht vorbereitet. Den Vertrag hatte Paul völlig vergessen. Kurz nach seiner Anreise hatte er nur stumm genickt und sich fest vorgenommen, den Inhalt später zu lesen. Doch später überschlugen sich die Ereignisse und er fand keine Gelegenheit mehr dazu. Jetzt bereut er, seine Unterschrift einfach unter ein Schriftstück gesetzt zu haben, dessen Klauseln er nicht genauestens studiert hatte. Er müsste es doch besser wissen, verdammt.
Unter Johns Aufsicht überfliegt Paul nun die Zeilen. Nirgends kann er einen Absatz über mögliche Ausstiegsszenarien oder Rücktrittsregelungen finden. Stattdessen erschließen sich ihm neue Details, die so manches erklären und er schlägt entsetzt die Hände vor sein Gesicht.
"Hätte ich das gewusst, hätte ich niemals so gehandelt!"
Mit flehenden Augen schaut er zu John, doch dessen Mine bleibt hart.
"Du hast den Auftrag angenommen, jetzt musst du ihn auch zu Ende bringen. Sieh es als eine Art Herausforderung."
Der Wechsel zum "Du" verstört Paul und er schweigt schockiert.
"Und bevor du weiterarbeitest, solltest du dir alle Seiten noch mal genauestens durchlesen. Du weißt ja nun um das Ausmaß deiner Handlungen", schiebt John versöhnlich hinterher, während er aufsteht und ans Fenster tritt.
Nachdenklich betrachtet er die vor ihm liegende Landschaft.
"Nicht jeder bekommt so eine außergewöhnliche Chance, du solltest sie nutzen und die Vergangenheit hinter dir lassen. Schlechte Gedanken zermürben deine Seele nur, das musst du noch lernen. Und jetzt geh. Wir sehen uns bald wieder."
Wie eine willenlose Marionette taumelt Paul aus dem Büro und in den Fahrstuhl. Der Schreck über den abrupten Wandel von Johns Verhalten sitzt ihm tief in den Knochen und so reagiert er nicht auf Julias fragenden Blick, als er an ihr vorbei ins Freie stürmt.
Vor dem Gebäude stoppt er seinen Gang. Das helle Sonnenlicht auf der Straße belebt seinen Geist und die frische Luft holt Paul in die Realität zurück. Einige Minuten verharrt er regungslos auf der steinernen Treppe und lässt sich von den Strahlen wärmen. Mit dem Tageslicht kehrt auch der Wille in Paul zurück und er spürt, wie die Ohnmacht aus ihm weicht. Trotzig kramt er die Papiere hervor, so leicht würde er sich nicht geschlagen geben! Und wenn er jeden Satz dreimal vorwärts und rückwärts lesen muss, er wird einen Ausweg finden!
Derweil Paul die Papiere studiert, hallen Johns
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