Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
ausgiebig.
Seine Augen bleiben an der, in meiner Handtasche eingeklemmten, Feder hängen und er kämpft sichtlich mit einem Lachanfall. Als ob der besser aussehen würde, mit seinen Justin-Bieber-Haarschnitt für Arme. Haben Männer denn überhaupt keinen Blick für ihr Alter? Mit vierzig Jahren laufen sie noch wie Teenager herum und meinen, wir Frauen müssten vor Begeisterung in die Hände klatschen. Nein, ich bin der Schornsteinfeger, fass mich an und ich bringe Glück. Zumindest deinem neuen Kieferorthopäden!, verkneife ich mir zu antworten. Angesichts meiner momentan etwas misslichen Lage, halte ich den Mund und nicke stattdessen nur.
"Dann hören Sie auf, den Lichtschalter zu betätigen und drücken Sie stattdessen lieber die Klingel."
Mit diesen Worten zeigt der Mann auf ein Schild rechts neben mir, auf welchem deutlich "Klingel" steht.
Das fängt ja gut an, denke ich und nuschle mit glühendem Kopf einen leisen Dank. Der unsympathische Typ zieht ab und das Schiebefenster zu meiner rechten Seite öffnet sich. Das nicht minder grobe Gesicht von Frau Neumann schaut mich ungläubig an.
"Ja bitte?"
"Guten Morgen Frau Neumann, ich habe einen Termin mit Herrn Brunner", sage ich so hoheitsvoll wie möglich.
Ich muss dringend meine Fassung wiedergewinnen, sonst kann ich meine
Präsentation gleich vergessen. Die dürre Blondine benötigt ein paar Sekunden, bevor sie störrisch nickt und den Summer betätigt.
"Hier entlang!"
Frau Neumann kalte Stimme könnte Eis zerschneiden und mich fröstelt ein wenig. Sie sollte dringend wieder anfangen zu essen, Hunger macht bekanntlich böse.
"Nehmen Sie Platz.”
Mit diesen Worten verschwindet die Sekretärin und ich betrachte verstohlen die Umgebung. Seit meinem letzten Aufenthalt hat sich nicht viel verändert, dennoch will sich bei mir kein heimisches Gefühl einstellen. Es ist merkwürdig, sich wie eine Fremde in der eigenen Vergangenheit wieder zu finden.
Herr Brunner reißt mich aus meinen Grübeleien: "Guten Morgen Frau Wiese, kommen Sie doch bitte.”
Mit dem gestrecktem Arm weist er in das Sitzungszimmer und ich stelle fest, dass sich dort sämtliche Abteilungsleiter und die gesamte Geschäftsführung versammelt haben.
"Meine Herren, wie vorhin erwähnt, hat sich Frau Wiese freundlicherweise bereit erklärt, uns ihr Marketingkonzept für das Luckylife-Projekt zu präsentieren. Ich bin sicher, wir dürfen gespannt sein."
Abschließend nickt mir Herr Brunner auffordernd zu und setzt sich auf seinen Platz. Mir fehlen die Worte, unbeholfen starre ich in die Pinguinrunde und verfluche mich selbst. Wer zum Teufel - außer mir - bringt sich freiwillig in solch eine unangenehme Situation? Da würde ich einen Badeausflug in ein Piranhabecken oder ein Spanferkelfest mit Vegetariern vorziehen. Mein Blick bleibt am Vorstandsvorsitzenden hängen und mir fällt ein, dass er es war, der mir zu diesem Treffen verholfen hat. Scheinheilig hatte Herr Brunner nur von regelmäßigen Zwischenberichten gesprochen, so ein Verhalten nenne ich mies!
Nun gut, andererseits ist dies aber auch eine große Chance für mich, ich habe mir große Mühe mit meiner Präsentation gegeben. Und nach der Auflistung meiner bisherigen Arbeiten, kann ich es Herrn Brunner nicht übel nehmen, mich ins kalte Wasser zu werfen. Zweifellos befindet er sich in dem Glauben, ich sei eine geübte Schwimmerin nach längerer Winterpause, dabei bin ich eher ein dickes Kind mit Schwimmreifen.
Mit zuckender Unterlippe, die unmöglich übersehen werden kann, lächle ich in die Runde und beginne mit meinem Vortrag.
"Meine Herren", ich stocke.
Gott, wie das klingt! Egal, jetzt gibt es kein Zurück mehr.
"Wie Sie alle wissen, geht es in der heutigen Sitzung um das Luckylife-Projekt und die Protestbewegung dagegen. Meine Aufgabe ist es, Ihnen einige Möglichkeiten aufzuzeigen, wie es uns gelingt das Projekt in der Öffentlichkeit besser zu platzieren und den Umbau somit reibungslos fortzusetzen."
Na das klappt doch besser als gedacht! Strahlend hebe ich den Blick und sehe erstaunte Gesichter. Na so was! Haben die Herrschaften gedacht, sie wären die einzigen, die so geschwollen daherreden können? Angespornt setze ich meine Rede fort und verwende nun noch mehr Fremdwörter als ursprünglich geplant.
"Ihnen wird sicherlich nicht entgangen sein, dass derzeit des Öfteren Szenen der Insubordination stattfinden. Diese Obstruktion nimmt inzwischen violente Züge an. Das zum Teil frenetische Verhalten der Demonstranten macht das Vorhaben
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