Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
klar, dass ein emotionaler Auftritt im Büro seines Auftraggebers alles nur verschlimmert hätte. Er kennt sich gut genug, um zu wissen, dass es ihm in solchen Situationen an Professionalität mangelt.
Paul bewundert die Menschen, die auch in hitzigen Gesprächen ihre Argumente stets souverän und emotionslos vertreten können und so meist ihr Ziel erreichen. Auf der beruflichen Ebene stellt dies auch für Paul kein Problem dar. Als Architekt wird er des Öfteren mit Kritik konfrontiert und kein Kunde will einer Firma den Auftrag erteilen, dessen Projektleiter mit hochrotem Kopf wie Rumpelstilzchen im Besprechungsraum herumhüpft und dabei die Entwürfe der Konkurrenz zerfetzt. Aber so sehr sich Paul in seinem Job auch beherrschen kann, so schwer fällt es ihm im Privatleben ein Pokerface aufzusetzen. Unter Freunden und in der Familie vertritt er seine Standpunkte offen und deutlich, undurchsichtige Spielchen waren noch nie seine Stärke.
Paul setzt sich auf, je länger er seine Möglichkeiten abwägt, desto klarer wird ihm, dass er den Auftrag ablehnen muss. Dieses Verhalten ist zwar feige, andererseits sind seine Ausarbeitungen der letzten Tage mit dem gestrigen Bericht ohnehin nutzlos geworden. Er kann John keine nennenswerten Ergebnisse bei dem heutigen Treffen präsentieren. Beides verursacht ein mulmiges Gefühl in seiner Magengegend, umso eher will er das unangenehme Gespräch hinter sich bringen.
Entschlossen läuft Paul los und findet sich kurze Zeit später, noch nervöser als zuvor, auf der Couch in Johns Foyer wieder. Der Gang durch die Straßen zog wie ein Film an ihm vorbei und auch jetzt registriert er kaum, wie Julia einen Kaffee vor ihm abstellt. Als die Empfangsdame den Zucker überreicht, berühren sich ihre Hände für einen Augenblick und Paul blickt, von ihrer samtenen Haut überrascht, auf.
"John, lässt sich entschuldigen, sein Gespräch wird noch eine Weile dauern. Möchten Sie so lange etwas lesen?"
Mit diesen Worten legt Julia einige Hochglanzbroschüren auf den Tisch, wie jedes Mal begleitet von ihrem unglaublichen Lächeln. Die dunkelbraunen Augen über der niedlichen Stupsnase bilden einen perfekten Kontrast zu ihrem kastanienbraunen Haar und Paul möchte am liebsten darüber streichen.
Doch heute ist er zu aufgeregt, die Verzögerung des Treffens erleichtert Paul keineswegs, sondern lässt sein Herz nur noch höher schlagen. Julia legt sanft ihre Hand auf Pauls Schulter und ihre ruhige Ausstrahlung lässt ihn entspannen. Mehr um ihr eine Freude zu machen greift er nach einem Prospekt und beginnt dieses durchzublättern. Geistesabwesend starrt er auf die Bilder, unfähig sich auf die Worte zu konzentrieren. Als John ihn eine Viertelstunde später endlich aufruft, ist er froh über das Ende der Geduldsprobe.
"Paul, wie schön Sie zu sehen! Bitte nehmen Sie doch Platz."
Die herzliche Begrüßung verstärkt Pauls Bauchschmerzen nur noch mehr und er antwortet mit einem gezwungenen Lächeln.
"Nun, ich bin sehr gespannt auf ihre ersten Ideen", fährt John fort, während er Paul eindringlich mustert. "Brauchen Sie etwas für Ihre Präsentation, ein Flipchart eventuell?"
Unter dem intensiven Blick wird Paul kleiner und kleiner, dann reißt er sich zusammen und wagt die Flucht nach vorn.
"John, es tut mir sehr leid, aber ich muss den Job abgeben. Es ist, ähm, also ich bin persönlich befangen und befürchte so nicht länger zu Gunsten des Projektes handeln zu können."
Diesen Satz hatte sich Paul heute Morgen zurechtgelegt, doch ausgesprochen klingt dieser nun steif und schal.
"So?"
Weiter sagt John nichts, aber es ist eindeutig, dass er mehr als eine fadenscheinige Aussage erwartet.
Paul atmet tief durch. Möglichst unauffällig wischt er sich die verschwitzten Hände an seiner Hose trocken, bevor er das silberne Buch aufschlägt. Wortlos schiebt er seine Ausarbeitungen über den Schreibtisch.
"Ich hatte einige gute Vorschläge ausgearbeitet, aber wie ich gestern erfahren habe, wurden diese bereits umgesetzt und sind somit hinfällig."
Johns Gesicht zeigt keinerlei Regung und Paul spricht weiter: "Außerdem habe ich gestern Informationen erhalten, die es mir unmöglich machen, mich weiterhin positiv für das Luckylife-Center einzusetzen."
"Aha und um welche Art von Informationen handelt es sich, wenn ich fragen darf?"
Johns Lachfalten sind verschwunden, sichtlich unzufrieden lehnt er sich in seinem Sessel zurück und fixiert Paul mit stechendem Blick.
"Nun, wie sich herausgestellt hat, heißt
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