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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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Worte in seinem Kopf nach. Noch jetzt verspürt er großen Ärger, doch das liegt nicht an John. Paul hatte schon für unangenehmere Personen gearbeitet und gelernt, mit ihnen und ihren Wünschen umzugehen. Eine der wichtigsten Regeln im Job lautet: Nimm nie etwas persönlich. Es hat lange gedauert, bis Paul diesen Rat beherzigen konnte, schließlich ist doch alles was mit Menschen zu tun hat, persönlich oder sollte es zumindest sein. Nachdem Paul zum dritten Mal mitten im Satz abbricht, gibt er auf und lässt den Vertrag sinken. Momentan gehen ihm einfach zu viele Dinge durch den Kopf, als dass er sich auf das Kleingedruckte konzentrieren könnte. Ein Gedanke wird lauter und lauter und überschattet alle anderen. Langsam beginnt er zu verstehen.
"Sie sprechen von Max Bergmann und seiner neuen Beziehung zu Kim Bremer?"
Das dumpfe Echo dieser Worte klingt in Paul nach und kalter Schweiß läuft seinen Rücken hinunter. Das ist es! John hatte nicht das Wort "Affäre" oder "Seitensprung" verwendet. Sondern die Beziehung vielmehr als Fakt beschrieben, unumstößlich und gesetzt.
Ein Stich fährt in Pauls Magen und ihm wird übel. Wie oft wird dies wohl noch mit ihm passieren? Wann wird der Schmerz endlich vorübergehen?
Paul atmet in flachen, hektischen Zügen und verspürt das dringende Bedürfnis, sich mit einem Liter Rotwein zu betäuben. Er weiß, dass ein Rausch an seiner Lage nichts ändern würde, aber er will, dass diese elenden Qualen endlich aufhören. Und er will, dass Kim leidet und dafür bestraft wird, was er jetzt durchmachen muss. Aber am meisten will er nur eines: dass Kim zurückkommt.
Die Erkenntnis Kim noch immer zu lieben, trifft ihn zutiefst. Bisher konnte er sich hinter seinen Rachegelüsten und der Wut verstecken, doch was hilft bei bedingungsloser und unerwiderter Liebe? Nichts! Vermeintlich heilt die Zeit alle Wunden, aber solch dumme Phrasen helfen Paul jetzt nicht weiter.
Ergeben sinkt er in die Hocke und legt seinen Kopf auf die Knie. Mit den Armen umschlingt er seinen Körper und verliert sich in dieser Umklammerung. Es fühlt sich auf seltsame Weise gut an, auch wenn nicht Kim, sondern nur Paul sich selbst mit dieser verzweifelten Geste tröstet.

Der Rücken schmerzt, meine Augen tränen und die meisten meiner Finger sind mit roten und neongelben Punkten übersät. Ich stehe kurz vor einem körperlichen Zusammenbruch, doch die Mühe hat sich gelohnt. Begeistert lehne ich mich zurück und betrachte mein Meisterwerk.
Ich habe es geschafft, ich habe es tatsächlich geschafft! Und das in so kurzer Zeit. Gut, ich habe diese Nacht nur drei Stunden geschlafen, noch dazu unbeabsichtigt, als ich am Küchentisch auf das Durchlaufen des Kaffees gewartet habe. Zum Glück stolzierte Kasimir bei seinem nächtlichen Rundgang elegant über meinen Tisch und weckte mich so mit seiner Schwanzspitze in meiner Nase. Das war vielleicht ein Geschrei in meiner Wohnung. Es ist schwer zu sagen, wer sich mehr erschrocken hat. Ich, die sich schon auf einen Kampf mit einer Hausratte gefasst gemacht hatte oder Kasimir, der nun für alle Zeit als Tischläufer entlarvt ist. Den Selbstbeherrschungs-Wettbewerb entschied der Kater eindeutig für sich. Während ich noch japsend nach Luft rang, zog Kasimir beleidigt weiter. Er ahnte wohl die unliebsamen Konsequenzen seiner Wanderung: nie wieder sein unschuldiges Schulterzucken, während ich mit fragendem Blick weiße Katzenhaare vom Tisch sammle. Kein empörtes Augenverdrehen - ja, Kasimir kann das - wenn ich Trockenfutter auf einem meiner Stühle entdecke. Und von fetten Grillwürsten kann das Dickerchen in der nächsten Zeit nur träumen.
Dennoch bin ich im Grunde froh über den Streifzug meines Katers, sonst wäre ich niemals rechtzeitig mit meiner Arbeit fertig geworden. Der Termin mit den Vorständen wurde auf heute Morgen zehn Uhr angesetzt und wenn ich daran denke, welch brisantes Material ich in meine Präsentation eingebaut habe, kann ich das Treffen kaum erwarten. Jetzt kann ich endlich zeigen, was in mir steckt! Andere haben vielleicht studiert, ich habe recherchiert. Was nützen alle Theorien der Welt, ohne die entsprechenden Hintergrundinformationen? Und überhaupt, wenn ich die Ereignisse der vergangenen Tage betrachte, bin ich sowieso ein Held. Erst rette ich auf spektakuläre Art und Weise die heißesten Unterlagen der Firma vor ihrer endgültigen Vernichtung und dann schleiche ich mich auch noch auf das gegnerische Spielfeld. Alles unter dem Einsatz meines

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