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Das verschwundene Kind

Das verschwundene Kind

Titel: Das verschwundene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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dort ein und aus gegangen war. Manche dachten, es sei Özlem gewesen. Eine Nachbarin aus der Wohnung rechts neben der Onurhan behauptet jedoch fest, dass es nicht Özlem, sondern eine andere Frau mit Kopftuch gewesen sei, die das Kind hin und wieder gebracht und abgeholt habe.«
    »Diese Sümeyye behauptet also, zu der Wohnung der Schwester keinerlei Bezug gehabt zu haben?«, hakte Heck noch einmal nach. Ernestine nickte. Hecks und Stephans Blicke begegneten sich. »Kannst du mit Hölzinger das bitte noch einmal genauer unter die Lupe nehmen und diese junge Dame befragen? Vielleicht weiß sie deutlich mehr, als sie uns glauben machen will.«
    Stephan nickte und gab etwas in sein BlackBerry ein.
    Serafettin räusperte sich: »In dem Zusammenhang sollte man auch noch einmal den jüngeren Bruder befragen. Seine Schule liegt in der Nähe der Domstraße. Er behauptete uns gegenüber, die Wohnung zwar zu kennen, aber wie die Schwestern und die Mutter in der letzten Zeit nicht dort gewesen zu sein.«
    »Das klingt alles ziemlich abgesprochen«, schaltete sich Hölzinger ein. Heck nickte. »Okay, Lars und Tobias nehmen sich auch den jüngeren Bruder noch einmal vor. Den Rest der Familie werden Ernestine und Sera noch einmal befragen.«
    »Ich möchte euch noch berichten, was ich bis jetzt über den Verbleib des Kindes ermitteln konnte«, erklärte Heck. »Vorneweg möchte ich noch einmal an alle appellieren, die Sache mit dem Kind weiterhin stillschweigend zu behandeln. Wir geben darüber erst einmal nichts an die Presse, ermitteln verdeckt. Wir bauen darauf, dass wir hiermit über wichtiges Täterwissen verfügen.«
    »Früher oder später müssen wir damit an die Öffentlichkeit, gerade weil das Kind vielleicht zurzeit in Lebensgefahr schweben könnte«, wandte Ernestine ein.
    »Da hast du recht, aber solange wir noch nicht die geringste Ahnung haben, warum das Kind überhaupt mitgenommen wurde, schützen wir es vielleicht sogar dadurch, dass wir dem Täter keinen Fahndungsdruck machen und er mehr oder weniger entspannt mit dem Kind öffentlich durch Offenbach spazieren kann.«
    *
    Hölzinger lenkte den Wagen, weil er sich besser in Offenbach auskannte. Sie fuhren auf der Berliner Straße und unterhielten sich über Hecks Bericht zu den Recherchen bezüglich des Kindes. »Die DNS hat also ergeben, dass es sich um ein Mädchen handelt und dass es auf jeden Fall das leibliche Kind dieser Frau ist, von dem die gesamte Verwandtschaft nichts bemerkt haben will. Schon ein bisschen unglaubwürdig«, resümierte Hölzinger. Von Lars Stephan kam kein Kommentar. Hölzinger musterte seinen Beifahrer von der Seite. Hatte der überhaupt zugehört? Er schaute mit gelangweilter Miene zum Fenster hinaus und beobachtete das Treiben auf der Straße. Hölzinger gab nicht auf und raunte in verschwörerischem Ton: »Übrigens! Ich habe Heck nichts von den verdächtigen Frauen gesagt, die wir beobachteten. Meinst du, da ist was dran, dass die mit Kindern handeln?«
    »Eher nicht«, antwortete Stephan endlich, allerdings ohne nähere Erklärungen zu geben.
    Hölzinger fuhr auf: »Ich versteh dich nicht, Kollege. Erst setzt du mich auf die Frauen an, und plötzlich findest du, dass sie unschuldig sind. Ich meine, es wäre denkbar, dass sie das Kind haben. Ich habe neulich einen Bericht in der Glotze darüber gesehen, dass viele Leute Kinder haben wollen und nicht kriegen können. Die sind zu allem bereit, vor allem auch dazu, eines illegal zu erwerben und einen Haufen Geld dafür hinzulegen. Hast du eigentlich das Babyspielzeug bei der Spusi abgegeben? Jetzt, wo wir die DNS haben, wäre es doch total easy, herauszufinden, ob das von unserem Kind ist.«
    »Hm«, kam es von Stephan. Er überlegte, wo er das vermeintliche Asservat überhaupt hingetan hatte. Plötzlich rief er: »Halt! Fahr rechts ran! Dalli!«
    Hölzinger zuckte zusammen, reagierte sofort und lenkte das Fahrzeug vor einer Fußgängerampel schräg auf den Bordstein. Passanten wichen kopfschüttelnd aus. Jemand schlug wütend auf das Wagendach.
    Stephan ließ sich nicht beirren. Er stieß die Wagentür auf und hechtete zwischen den Leuten hindurch auf eine Gruppe Jugendlicher zu. Zwei hatten die Lage blitzschnell erkannt und sprinteten Haken schlagend davon. Einen weiteren, der sich den Flüchtenden anschließen wollte, packte Stephan unsanft am Arm und drehte ihm diesen mit schnellem Griff auf den Rücken, so dass sich der Junge mit schmerzverzerrtem Gesicht vornüberbeugte und

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