Das verschwundene Kind
hätte.«
»Guter Gedanke, das zu überprüfen!«, lobte Heck. Ernestine errötete.
Stephan schaltete sich ein: »Es gibt noch eine Möglichkeit. Sie wendet sich an Florian, und der vermittelt ihr die Geburtsklinik seines Vaters.«
»Warum sollte er das tun?«, fragte Heck.
»Schlechtes Gewissen. Oder die Ciftci hat ihn erpresst: Wenn du mir nicht hilfst, sage ich deinen Eltern, wer der Vater meines Kindes ist!«
Hölzinger rief: »Mir kommt da noch eine andere Idee! Florian Sauer hat bei ihr eine Hausgeburt durchgeführt. Der könnte das, schließlich ist er oft genug in der Klinik seines Vaters und hilft aus.«
»Die Spurensicherung hat keine Hinweise darauf in der Wohnung gefunden«, wandte Heck ein.
Stephan schüttelte den Kopf. »Das hat nichts zu sagen. Ihr wisst, wir haben die Wohnung in einem Zustand vorgefunden, aus dem man schließen konnte, dass da jemand ordentlich sauber gemacht und einiges weggeräumt hatte. Auch helfen uns diese Überlegungen keinen Schritt weiter, wenn wir wissen wollen, wer die Ciftci umgebracht hat.«
»Die Schröder hätte ein Motiv«, meinte Heck. »Als das Kind auf der Welt ist, hat die Ciftci sich das mit der Abtretung des Kindes an die Schröder anders überlegt und will das Kind behalten. Es kommt zum Streit. Andrea Schröder bringt Hatice um, damit sie sich mit dem Kind davonmachen kann. Plausibel, oder?« Alle nicken.
»Aber wie können wir ihr das nachweisen?«, fragte Hölzinger. »Gezielte Spurensuche«, antwortete Heck. »Zurzeit ist Frank Günther mit seinem Team gerade dabei, die Wohnung der Schröder auf den Kopf zu stellen. Ihr könnt euch vorstellen, wie begeistert er ist, in dieser Müllhalde nach der Stecknadel im Heuhaufen zu suchen.«
Hölzinger fragte: »Was hofft er zu finden?«
Heck sog hörbar die Luft ein und sagte dann: »Wunderschön wäre, wenn wir zum Beispiel die zerrissene Kette mit Fatimas Hand fänden. Die Herkunft der Katzenhaare haben wir geklärt, aber wir suchen auch noch nach einem Halstuch mit Goldfarbe und einem Kleidungsstück aus Angorawolle. Recht selten, so was, heute kaufen alle lieber Kaschmir, hat mir Frank gesagt. Frank hat alle Kleidungsstücke aus Wolle und sämtliche Tücher und Schals aus der Wohnung sichergestellt, sie werden untersucht, ob es daran DNS von Hatice Ciftci gibt und ob etwas davon die Angora-Fasern enthält. Frank sagt allerdings, dass er da wenig Hoffnung hat, denn bei den Wollsachen der Schröder sähe man schon auf den ersten Blick, dass sie nur billiger Fummel seien. Auch habe er gleich gesehen, dass sich an keinem der Tücher dieses goldene Zeugs befindet. Was hattest du dazu noch einmal herausgefunden, Tine?«
Stephan amüsierte sich. So also nannte Heck seine Vertraute. Tine. Nicht Ernie, wie die anderen. Ernestine schien etwas irritiert. Dann jedoch fing sie sich wieder. »Gutta. Also das gibt es in Hellgrau oder als Goldgutta. Es wird bei der Seidenmalerei mit einem Pinsel auf den Stoff aufgetragen und verhindert, dass die Farben ineinanderlaufen. Auf Seidentüchern mit bestimmten Mustern sieht man dann, dass die Farbflächen golden umrandet sind. Es sieht schön aus und ist eine sichere Technik, die vor allem im Hobby-Bereich gerne angewendet wird. Aufgrund dieser Spur vermuten wir, dass das Tatwerkzeug ein ziemlich einmaliges, selbst bemaltes Seidentuch ist. Im Fall Stummer muss es sich um ein anderes Tuch gehandelt haben, es gibt Abrieb von einer Faser aus rauher Naturseide, teilweise farbige Fasern in Gelb und Orange, aber kein Gutta. Auch nach einem solchen Tuch muss Frank suchen. Es könnte auch ein selbst bemaltes sein. Da die Schröder etwas mit Kunst zu tun hat, ist es naheliegend, dass sie sich mit Seidenmalerei beschäftigt. Aber sie wird wohl nicht so dumm sein, so was in ihrer Wohnung herumliegen zu lassen.«
Alle nickten bestätigend. Heck nahm seinen Faden wieder auf: »Dann hoffen wir natürlich, noch Hinweise zu finden zu dem Kind und einem möglichen Aufenthaltsort. Im Moment müssen wir an zwei Möglichkeiten denken: Entweder lebt es nicht mehr und die Schröder hat die Leiche entsorgt, oder aber sie hat gemerkt, dass sie mit der Pflege überfordert ist, und das Kind jemand anderem anvertraut. Vielleicht sollten wir jetzt doch mal langsam an die Öffentlichkeit gehen. Eventuell hat jemand das Kind ahnungslos aufgenommen, weil die Schröder dazu eine glaubhafte Geschichte erzählt hat.«
»Lass uns damit noch warten, bis wir sie verhört haben«, schlug Ernestine vor. »Wir
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