Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
aufgehalten und waren weitergezogen, um bessere Pfründe zu suchen.
    Lou köpfte einen Fliederbusch mit dem Stock, den Louisa ihr gegeben hatte, um Schlangen zu verscheuchen. Oz gegenüber hatte sie allerdings nicht erwähnt, dass es hier Schlangen gab, denn sie befürchtete, ihren Bruder huckepack tragen zu müssen, wenn er davon erfuhr. »Ist doch nicht zu fassen, dass wir diese blöden Kühe suchen müssen«, schimpfte sie vor sich hin. »Wenn die so dämlich sind, sich zu verirren, sollen sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst.«
    Sie drängten sich durch das Gebüsch aus Hornstrauch und Berglorbeer. Oz schwang sich auf die tieferen Äste einer verkrüppelten Kiefer und pfiff laut auf, als ein Kardinal aufflatterte, den die Bergbewohner sicherlich schlicht »Rotvogel« genannt hätten.
    »Sieh mal, Lou. Ein Kardinal, genau wie wir.«
    Sie hielten nun eher nach Vögeln als nach den entlaufenen Kühen Ausschau und entdeckten rasch viele verschiedene Arten, von denen sie die meisten aber nicht kannten. Kolibris schwirrten tief über Bergveilchen und Buschwindröschen. Die Kinder scheuchten einen Schwarm erdfarbener Feldlerchen aus ihrer Deckung eines dichten Gebüschs auf. Ein Sperber ließ sie wissen, dass er in der Nähe war, während ein Schwärm frecher Blauhäher alles und jeden belästigte. Wilde, dichte Rhododendren blühten rosa und rot, und auch der lila gesprenkelte, weiße Virginia-Thymian stand in Blüte. Auf steilen Hängen sahen sie Ranken kriechender Heide und Eisenhut zwischen den geschieferten Felsvorsprüngen. Die Bäume präsentierten sich in ihrer ganzen Pracht, und ein strahlend blauer Himmel rundete das Bild ab. Und hier sind wir nun, dachte Lou, und jagen verirrten Rindviechern hinterher.
    In östlicher Richtung schepperte eine Kuhglocke.
    Oz schaute ganz aufgeregt drein. »Louisa hat gesagt, wir sollen auf das Läuten der Kuhglocken hören.«
    Lou rannte hinter Oz her, durch Haine aus Buchen, Pappeln und Linden, und die harten Reben der Glyzinien griffen nach ihnen wie lästige Hände. Sie stolperten über die Buckel flacher Wurzeln, die sich an den unebenen, geneigten Boden klammerten. Schließlich erreichten sie eine kleine, von Schierling und Eukalyptusbäumen umstandene Lichtung und hörten die Glocke erneut, sahen jedoch keine Kühe.
    »Muh, muuuh!«, tönte die Stimme, und die Glocke bimmelte.
    Die beiden sahen sich verwirrt um, bis Lou zufällig zum Geäst eines Ahorns hinaufschaute und Diamond erblickte, der die Glocke schwang und wie eine Kuh muhte. Er war barfuß, trug dieselbe Kleidung wie immer, die Zigarette hinters Ohr geklemmt, und die Haare standen ihm wild zu Berge, als würde ein boshafter Engel am roten Wuschelkopf des Jungen zerren.
    »Was soll das?«, fragte Lou wütend.
    Diamond schwang sich behände von Ast zu Ast, ließ sich zu Boden fallen und schüttelte die Glocke ein weiteres Mal. Lou sah, dass er das Taschenmesser, das sie ihm geschenkt hatte, mit einem Stück Kordel an einer Schlaufe seines Overalls befestigt hatte.
    »Ich hab geglaubt, ich wär ’ne Kuh.«
    »Ich finde das nicht lustig«, sagte Lou. »Wir müssen die Kühe suchen!«
    »Ach, nix einfacher als das. Kühe gehen nie wirklich verloren, sie stromern nur einfach durch die Gegend, bis jemand sie holen kommt.« Er pfiff, und Jeb brach durchs Unterholz, um sie zu begrüßen.
    Diamond führte sie durch eine Baumschonung aus Eschen und Hickory. Am Stamm einer der Eschen stritten zwei Eichhörnchen wild miteinander, wobei es offensichtlich um die Aufteilung ihrer Beute ging. Die Kinder blieben stehen und schauten ehrfürchtig zu einem Steinadler hinauf, der sich auf einem Ast eines kerzengerade gewachsenen Tulpenbaums von fünfundzwanzig Metern Höhe niedergelassen hatte. Auf der nächsten Lichtung sahen sie endlich die Kühe in einem natürlichen Pferch aus umgestürzten Bäumen grasen.
    »Hab sofort gewusst, dass die Miss Louisa gehören. Dachte mir, dass ihr auf der Suche nach den Viechern wohl hierher kommt.«
    Mit Diamond und Jebs Hilfe trieben sie die Kühe zurück in ihren Verschlag auf der Farm. Unterwegs zeigte Diamond ihnen, wie man die Schwänze der Tiere festhalten musste, sodass sie einen hügelaufwärts zogen. »Damit die ’n bisschen was zurückzahlen, weil sie weggelaufen sind«, sagte er.
    »Diamond«, sagte Lou, als sie endlich das Tor des Gatters schlossen, »verrate mir mal, warum du Pferdemist in das Auto von dem Mann getan hast.«
    »Kann ich dir nich’ sagen, denn ich war’s

Weitere Kostenlose Bücher