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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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anderen Seite der Lippe gesegnet, saß an ihrem Pult. Sie streckte Billy die Zunge heraus, der mit zerrissenem Hemd und einem hübschen blauschwarzen Veilchen am rechten Auge auf der gegenüber liegenden Seite des Klassenzimmers saß. Estelle McCoy stand vor ihnen, die Arme verschränkt, einen finsteren Ausdruck auf dem Gesicht. Nachdem die verärgerte Lehrerin den Kampf um die Schul-Boxmeisterschaft vorzeitig beendet hatte, hatte sie die anderen Schüler nach Hause geschickt und die Familien der Streithähne benachrichtigen lassen.
    Lou war gehobener Stimmung, denn sie hatte es Billy vor allen anderen ordentlich gezeigt. Er schaute weit weniger zufrieden drein, wie er zappelnd auf dem Stuhl saß und nervös zur Tür blickte. Als sie krachend aufgeschlagen wurde und George Davis im Türrahmen stand, erkannte Lou, wovor Billy solche Angst hatte.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«, brüllte er so laut, dass selbst Estelle McCoy sich duckte.
    Die Lehrerin wich zurück, als Davis voranstürmte. »Billy hat sich wieder geprügelt, George«, sagte Mrs. McCoy.
    »Du hast mich wegen einer verdammten Prügelei hierher kommen lassen?«, herrschte er sie an und baute sich drohend vor seinem Sprössling auf. »Ich war aufm Acker, du kleiner Mistkerl! Ich hab keine Zeit für diesen Scheiß!« Als Georges Blicke sich auf Lou richteten, wurde der Ausdruck in seinen funkelnden Augen noch bösartiger. Plötzlich holte er zu einer Ohrfeige mit dem Handrücken aus und schlug zu. Billy wurde seitlich am Kopf getroffen und zu Boden geschleudert.
    Der Vater stand breitbeinig über seinem Sohn. »Du lässt dir von ’nem blöden Mädel die Fresse polieren?«
    »George Davis!«, schrie Estelle McCoy dazwischen. »Du lässt sofort deinen Sohn in Ruhe!«
    Er hob drohend die Hand gegen Estelle. »Von jetzt an arbeitet der Junge wieder auf der Farm. Schluss mit der verdammten Schule.«
    »Warum lässt du das nicht Billy entscheiden?«, erklang Louisas Stimme. Sie kam ins Klassenzimmer. Oz folgte ihr auf dem Fuße und krallte sich an ihr Hosenbein.
    »Louisa«, sagte die Lehrerin mit merklicher Erleichterung.
    Davis wich keinen Zoll zurück. »Er ist mein Junge! Er tut, was ich sage, verdammich!«
    Louisa half Billy auf seinen Stuhl und tröstete ihn, bevor sie sich wieder an den Vater wandte. »Siehst du einen Jungen? Ich sehe hier einen netten jungen Mann.«
    Davis schnaubte. »Der und Mann?«
    Louisa trat einen Schritt auf den Vater zu und sprach ganz ruhig, doch ihr Blick war dermaßen wütend, dass Lou den Atem anhielt.
    »Aber du bist ein Mann. Also schlag ihn nie wieder, hörst du?«
    Davis zielte mit einem nagellosen Zeigefinger auf ihr Gesicht. »Schreib du mir nicht vor, wie ich meinen Jungen behandeln muss. Du hattest bloß ein Kind. Ich hab neun, und Nummer zehn ist unterwegs.«
    »Die Zahl der Kinder, die man zeugt, sagt kaum etwas darüber aus, ob jemand ein guter Vater ist.«
    »Du hast diesen großen Nigger bei dir wohnen, diesen Hell No. Gott wird dich dafür strafen. Muss wohl das Cherokeeblut in deinen Adern sein. Du gehörst sowieso nich’ hierher. Hast nie hierher gehört, Rothaut.«
    Eine verblüffte Lou schaute Louisa an. Yankee? Und Rothaut?
    »Sein Name ist Eugene«, sagte Louisa. »Und mein Vater war zum Teil Apache, nicht Cherokee. Und was Gott betrifft - der straft die Bösen. Zum Beispiel Männer, die ihre Kinder prügeln.« Louisa trat einen weiteren Schritt vor. »Wenn du noch einmal Hand an dieses Kind legst, dann bete lieber zu dem Gott, zu dem du betest, dass du mir nicht mehr übern Weg läufst.«
    Davis lachte herablassend. »Du machst mir Angst, Hutzelweib.«
    »Dann bist du klüger, als ich dachte.«
    Davis ballte eine Hand zur Faust und schien zuschlagen zu wollen, als er den riesigen Eugene im Türrahmen erblickte. Sein Mut schien sich zu verflüchtigen.
    Davis schnappte sich Billy. »Ab nach Hause, Bengel. Na los!« Billy flitzte aus dem Klassenzimmer. Davis folgte ihm bedächtig, nahm sich Zeit. Er schaute sich noch einmal nach Louisa um. »Wir zwei sind noch nich’ fertig miteinander.« Er schlug die Tür hinter sich zu.

 
KAPITEL 22
    Für dieses Jahr war die Schule zu Ende, und die harte Farmarbeit hatte begonnen. Jeden Tag stand Louisa besonders früh auf, noch bevor die Nacht sich zur Ruhe begeben hatte, und hielt Lou dazu an, es ihr gleichzutun. Das Mädchen verrichtete sowohl ihre als auch Oz’ Aufgaben als Bestrafung wegen des Kampfes gegen Billy; anschließend verbrachten sie alle den Tag

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