Das Versprechen deiner Lippen
noch mal über alles gründlich nachdenken.“
Sie rückte von ihm ab und fühlte sich wie mit kaltem Wasser übergossen. Mit gepresster Stimme erwiderte sie: „Ausgezeichneter Vorschlag.“
Ohne ihm die Chance auf eine Erwiderung zu geben, sprang sie aus dem Bett und hob ihre Jeans vom Boden auf. „Jetzt, wo du es sagst – vermutlich ist Frühstück eine viel bessere Idee.“
Breitbeinig und in nagelneuen Arbeitsstiefeln mit Stahlkappen, die er in der Shopping Mall von Lyndon erstanden hatte, jagte Caleb die Kettensäge durch den dritten Baumstamm, der auf die Bainbridge Avenue gestürzt war. Die körperliche Anstrengung tat ihm gut und bot ein Ventil für seine sexuelle Frustration.
Lyndon sah an diesem Morgen aus wie ein Schlachtfeld. Mandy hatte ziemlich ins Schwarze getroffen mit ihrer Vermutung, es sei ein Jahrhundertsturm. Wind, Regen und an manchen Stellen auch Hagel, hatten Bäume umstürzen lassen und Gebäude beschädigt. Glücklicherweise gab es keine lebensgefährlich Verletzten.
Mandy gehörte zu einem anderen Räumungsteam ein paar Hundert Meter weiter. Sie zerrte, die Hände in groben Arbeitshandschuhen, mit etwa einem Dutzend anderer Helfer Äste und Baumteile zu den wartenden Pick-ups. Obgleich Caleb den Blick immer wieder zu ihr hinwandern ließ, war er fest überzeugt, an diesem Morgen das Richtige getan zu haben. Wenn sie noch nicht bereit war, dann war sie nicht bereit. Und er wollte sie nicht in etwas hineintreiben, das sie später bereuen würde.
Sein Handy summte in seiner Brusttasche, und er machte die Kettensäge aus und stellte sie auf den Boden.
„Hier Terrell“, meldete er sich knapp.
„Caleb? Hier ist Seth.“
„Oh, hallo, Seth.“ Caleb strich sich das verschwitzte Haar zurück. „Ist alles in Ordnung bei deinem Dad?“
„Es geht ihm immer besser. In ein paar Tagen beginnt er mit Krankengymnastik und Sprachübungen.“
„Das klingt ja großartig.“
„Ja. Hör mal, hast du die Berichte im Fernsehen über den Sturm gesehen? Sie zeigen andauernd, wie schlimm es Lyndon gestern Abend getroffen hat.“
„Wir stecken mittendrin“, erklärte Caleb und ließ den Blick über die Verwüstung schweifen. „Mandy und ich sind immer noch in der Stadt.“
„Geht es ihr gut?“, fragte Seth besorgt.
„Ja, sie ist wohlauf. Wir helfen hier bei den Aufräumarbeiten.“
„Gut, da bin ich froh. Über die Aufräumarbeiten wollte ich auch gerade mit dir sprechen. Meinst du, als Präsident von Active Equipment, wäre es dir möglich, der Stadt eine Spende zukommen zu lassen? Vielleicht ein paar Schaufellader?“
„Klar.“ Caleb fragte sich, warum er nicht schon selber darauf gekommen war. „Ich erkundige mich gleich mal, welche Händler hier am Ort sind und wie schnell sie liefern können.“
„Das wäre großartig.“
„Kein Problem. Hier ist jede Hilfe willkommen.“
„Und … ähm … Caleb?“
„Ja?“
„Würde es dir etwas ausmachen, das mit mir öffentlich bekannt zu geben? Ich will, dass das auch für deine PR nützlich ist.“
Caleb verstand, was dahintersteckte. „Aber es würde deinem Bürgermeisterwahlkampf auch nicht schaden, wenn du dabei als Initiator auftrittst?“, hakte er humorvoll nach.
„Nein, kein bisschen.“
„Okay, dann mach das so. War schließlich deine Idee. Du verdienst die Lorbeeren.“
„Danke.“ Seths Antwort kam aus tiefstem Herzen.
„Ich freue mich, wenn ich helfen kann. Kommst du in die Stadt?“
„Ich versuch’s. Aber es kann noch eine Weile dauern. Der Flughafen ist geschlossen.“
„So schlimm ist es?“ Die Sperrung des Flughafens überraschte Caleb. „Ich bin auf der Bainbridge eingesetzt. Das Unwetter muss die ganze Stadt getroffen haben.“
„Schau es dir mal im Fernsehen an. Dort zeigen sie Luftaufnahmen.“
„Ich bin hier gerade mit einer Motorsäge zugange. Und ich glaube, in der ganzen Stadt gibt es keinen Strom.“
„Und Mandy geht es wirklich gut?“
„Sie packt an wie ein Profi.“ Caleb sah sie in der Ferne mit einem großen zersägten Ast kämpfen.
„Ja, das kann sie“, pflichtete ihm Seth bei. „Ich komme, so schnell ich kann.“
„Alles klar.“ Caleb legte auf.
Nach ein paar Anrufen in der Zentrale von Active Equipment und der Weitergabe von Seths Kontaktdaten zog Caleb seine Arbeitshandschuhe über und ließ den Motor der Kettensäge wieder an. Er stemmte sich mit dem Fuß gegen den dicken Stamm vor ihm und arbeitete sich weiter durch die Äste.
Mit großer Umsicht befreite er
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