Das Versprechen deiner Lippen
unterdrückst?“
Auf einmal war Caleb einfach nur todmüde. Er wollte nicht mit ihr streiten. Mandy war der einzige Lichtblick in all diesem Wahnsinn.
Er nahm sie in die Arme und versuchte aufrichtig, die Dinge von ihrer Warte aus zu betrachten.
„Wenn es dich glücklich macht“, sagte er. „Ja, ich habe meine wahren Gefühle unterdrückt. Meine Kindheit hat mich wieder eingeholt. Reed hat eine dumme Entscheidung getroffen, von der sich unser Verhältnis wahrscheinlich nie mehr erholen wird. Und es tut mir leid, dass ich es so ungeschminkt sagen muss, aber du kannst uns nicht helfen. Ich weiß, du bist anderer Meinung, aber ich habe das Richtige getan.“ Er legte den Zeigefinger an ihre warmen, vollen Lippen. „Das Richtige für mich, Mandy.“
Aus ihren grünen Augen blickte sie ihn sanft und mitfühlend an.
Er zwang sich zu einem Lächeln. „Du hast mir trotzdem sehr geholfen.“ Er küsste sie noch einmal auf den Mund.
Sofort flammte sein Verlangen wieder auf, und er zog sie an sich. Sie küsste ihn, und ihr zierlicher, geschmeidiger Körper schmiegte sich an seinen.
Er streichelte sie langsam, zärtlich und genoss jede Sekunde den Frieden, den sie ihm bot.
Anschließend lagen sie lange Zeit regungslos und schweigend da.
Schließlich durchbrach Mandy flüsternd die Stille. „Ich muss jetzt nach Hause.“ Er schlug die Augen auf. „Warum?“ Er wollte, dass sie blieb, wenigstens bis zum nächsten Morgen.
Sie wandte sich ihm zu. „Es ist gleich elf.“
„Musst du zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein?“
„Travis hat ganz schön misstrauisch geschaut, als ich vorhin weggegangen bin.“
„Du bist eine erwachsene Frau“, erinnerte er sie empört. „Dein Privatleben geht deine Brüder nichts an.“
Mandy lachte. „Willst du das Travis erzählen? Dann würde er dir aber ganz schön die Meinung sagen.“
„Ich hab keine Angst vor Travis.“ Caleb hatte nicht vor, seine Beziehung zu Mandy abzustreiten. „Das Ganze gefällt mir nicht.“ Er wollte, dass sie bei ihm blieb und er sie die ganze Nacht in seinen Armen halten konnte.
Sie streichelte über seine Brust. „Im Moment sollten wir einfach jede Aufregung vermeiden. Wer weiß, was sich zwischen uns entwickelt. Vielleicht gar nichts.“
Caleb hoffte auf eine Menge mehr als gar nichts.
„Wenn du deinen Plan mit dem Verkauf durchziehst, bist du vielleicht in ein paar Tagen fort“, argumentierte sie. Aus ihrer Stimme war nicht herauszuhören, ob sie ihn vermissen würde oder nicht.
Dann lächelte sie ihn amüsiert an. „Willst du etwa den Dritten Weltkrieg wegen so einer Bagatelle beginnen?“
„Bagatelle?“
„Glaub mir, Caleb, Travis ist ganz besessen von seinem Beschützerinstinkt.“
Er sah die Entschlossenheit in ihren Augen. „Also gut“, stimmte er schließlich zu. Er würde sie sicher nicht verpetzen.
Im Haus brannte Licht, und Travis war noch wach, als Mandy die Jacobs-Ranch betrat. Er stand im Durchgang zur Küche und schaute sie lange schweigend an. Als sie sich die Stiefel von den Füßen gezogen und sich aufs Sofa hatte fallen lassen, trat er auf sie zu. „Sag mir, dass es nicht wahr ist.“
„Ich hab keine Ahnung, wovon du redest.“ Sie sah ihm gerade ins Gesicht.
„Wir sind nicht wie du, Mandy. Wir sind Männer, man kann uns nicht über den Weg trauen.“
„Caleb ist anders.“
Travis lachte spöttisch auf. „Was hat er dir versprochen?“
„Er hat mir nichts versprochen. Und ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.“
„Er ist aus Chicago, Mandy“, sagte Travis eindringlich. „Er wird nicht hierbleiben.“
„Meinst du, ich weiß das nicht?“ Mandy erwartete gar nicht, dass Caleb für immer bleiben würde. Sie wollte nur, dass er lange genug dablieb, um sich mit Reed zu versöhnen. Darüber hinaus machte sie sich absolut keine Illusionen.
„Was meinst du, mit welchen Frauen er sonst ausgeht?“, fuhr Travis fort. „Die kennen die Spielchen, die fallen nicht auf solche Lügen rein.“
„Caleb hat mich nicht angelogen“, widersprach sie.
„Wie hat er dich dann ins Bett gekriegt?“
Mandy schnappte sich ein Magazin vom Sofatisch und blätterte energisch darin herum. „Das geht dich einen feuchten Dreck an.“
„Ich liebe dich, Mandy.“
„Halt den Mund.“
„Er nicht.“
Sie blickte Travis über den Rand des Magazins hinweg an. „So was Lächerliches. Natürlich liebt er mich nicht. Warum sollte er?“
Seufzend ließ Travis sich ihr gegenüber in einen Sessel fallen.
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