Das Versprechen deiner Lippen
Verlangen überwog, glitt er vorsichtig von Mandy herunter. Er schlang die Arme um sie, zog sie an sich und legte seine Handfläche auf ihren warmen, weichen Bauch, um den Körperkontakt zu halten. „Du bist wunderbar“, flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr.
„Du bist auch gar nicht so schlecht.“
„Freut mich zu hören.“ Er küsste ihr Ohrläppchen und hätte am liebsten gleich noch einmal mit ihr geschlafen.
Ein paar Minuten lang waren nur ihre langsamer werdenden Atemzüge zu hören, und selbst als sie wieder in der Wirklichkeit angekommen waren, empfand Caleb noch ein Gefühl tiefer Ruhe und Zufriedenheit.
Es war seltsam. Er lag hier in seinem Kinderzimmer auf der elterlichen Ranch. Der Duft von Heu wehte zum Fenster herein, und bisweilen hörte man auch die Tiere. Aber aus irgendeinem Grund erschien ihm alles viel friedlicher.
„Was ist?“ Mandy sah ihn im Halbdunkel an.
„Ich hab nichts gesagt.“
„Du hast geseufzt, als gäbe es keinen Morgen mehr.“
„Doch, den gibt es“, sagte er und seufzte abermals.
„Hast du was?“, fragte sie.
„Nein.“
Sie setzte sich auf und musterte ihn eindringlich. „Bedauerst du es?“
„Nein.“ Energisch schüttelte er den Kopf, zog sie zu sich herunter und legte den Arm um sie. „Überhaupt nicht.“
Erleichtert strich sie ihm mit den Fingerspitzen über die Brust, und er spürte ihren warmen Atem an seinem Hals. Er vergrub das Gesicht in ihrem dichten Haar und sog den frischen Zitrusduft ihres Shampoos ein.
„Irgendwie seltsam.“ Er versuchte seine Gefühle in Worte zu fassen. „So glücklich war ich in diesem Zimmer noch nie.“
„Das ist gut.“ Sie sah ihm in die Augen. „Vielleicht haben wir ja ein paar Dämonen vertrieben, was meinst du?“
„Vielleicht.“
„Da fühle ich mich ja richtig groß und stark“, scherzte sie.
„Ich glaube, ich war nie mehr so vergnügt in diesem Haus, seit uns meine Mom zum achten Geburtstag Schoko-Minz-Karamellen gemacht hat.“
Sie lächelte. Dann wurde sie wieder ernst und sah ihn forschend an. „Warte. Waren die Karamellen damals etwa besser als ich?“
„Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen.“ Er streckte die Hand nach ihr aus, denn er wollte ihr ganz nah sein. „Wir sollten es vielleicht noch einmal ausprobieren, dann kann ich es dir genauer sagen.“
Sie tätschelte seine Hand. „Vielleicht hast du ja nun deine Einstellung gegenüber der Ranch geändert. Nicht bloß, dass du dich jetzt in deinem Kinderzimmer wohler fühlst, sondern auch insgesamt.“
Calebs Magen krampfte sich zusammen. Wollte sie diese Situation wirklich dazu nutzen, um ihm eine Entscheidung für oder gegen die Ranch abzuringen?
„Ich weiß genau, wie wir die Sache anpacken müssten“, fuhr sie mit energischer Stimme fort.
„Mandy, lass …“
„Du musst dich wirklich mit Reed über alles aussprechen .“
„Warum zum Teufel reden wir jetzt auf einmal über Reed?“ Calebs Stimme klang ärgerlich.
Mandy hielt inne und sah ihn erstaunt an.
„Vor ein paar Minuten waren nur du und ich in diesem Bett.“
„Aber …“, wandte sie ein, „er ist doch dein Bruder.“
„Das bedeutet für dich etwas ganz anderes als für mich“, schnappte Caleb. Er wusste, dass sein Ärger von seiner Enttäuschung herrührte. Aber was hatte er anderes erwartet? Er und Mandy hatten unterschiedliche Ziele. Und daran hatte sich nichts geändert, nur weil sie einander nackt und schwitzend in den Armen gelegen hatten.
Als Antwort schüttelte sie den Kopf. „Nein, das stimmt nicht. Dieses Land, deine Familie, Reed – sie alle gehören zu deiner Geschichte, zu deinem Erbe. Das konntest du nicht einfach auslöschen, als du mit siebzehn von hier weggelaufen bist, und du kannst es auch nicht, indem du jetzt alles verkaufst.“
Sein Ärger steigerte sich allmählich zu heißer Wut. „Ich bin nicht weggelaufen!“
„Das ist doch Wortklauberei.“ Sie machte eine abschätzige Handbewegung. „Warum hast du das Bild zerschlagen?“
„Hör auf damit, Mandy.“
Ihr Ton wurde sanfter. „Wenn dir das alles egal wäre, dann hättest du das Bild nicht kaputt gemacht.“ Sie seufzte tief. „Zehn Jahre wegzubleiben hat nichts wiedergutgemacht, oder?“
„Das geht dich alles nichts an.“ In ein paar Tagen – oder Wochen – wäre das hier alles vorbei, und er wäre zurück in seinem normalen Alltag in Chicago. Die Ranch wäre für ihn dann nur noch Schnee von gestern.
„Meinst du nicht, dass du deine wahren Gefühle
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