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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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einem Duell mit ihrem verdammten Beschützer verpflichtet hatte, wollte sie ihn da wirklich wieder durch einen feindseligen Akt zerren?
    Cathcart sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Sein Blick zuckte zu Lydia und wieder zurück.
Es geht ihr nicht gut
, sagte sein Gesicht mit stummer Beredsamkeit.
    Ja, ich weiß. Und genau deswegen kann ich sie nicht einfach an ihrem leeren Haus absetzen und wegfahren.
Er hob die Hände, die Handflächen nach oben, in einer Geste der Resignation. »Haben Sie gehört, Ihre Lordschaft? Zu mir. Ein Halt weniger für Sie.« Er starrte nun seinerseits zum Fenster hinaus. Der Himmel wusste, was passieren würde, wenn sie dort ankamen und sie herausfand, dass er ihr nicht geben würde, was sie wollte. Zweifellos stand ihnen eine lange Nacht bevor.
    Während die Koffer abgeladen wurden, nahm Cathcart ihn beiseite. »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«, murmelte er, und warf einen viel sagenden Blick Richtung Lydia, die mit verschränkten Armen dastand und die Fassade des Lewes-Buildings betrachtete.
    »Ich bin fast sicher, dass es eine sehr schlechte ist.« Ein völlig unpassendes Lachen drohte; die Ereignisse des Tages forderten langsam auch von ihm ihren Tribut. »Aber ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Ich wäre wahnsinnig vor Sorge geworden, wenn ich sie in diesem Zustand am Clarendon Square abgesetzt hätte.«
    Im vollen Besitz seiner Sinne hätte er nicht so viel gesagt.
Wahnsinnig vor Sorge
implizierte ein engeres Verhältnis zu Miss Slaughter, als er bisher zugegeben hatte, und die Miene des Viscounts verriet ihm, dass ihm diese Nuance keineswegs entgangen war.
    So sei es. Er war zu erschöpft, um sich vor einem Freund zu verstellen, vor allem nicht vor einem, der seinen Wert an diesem Tag mehr als einmal unter Beweis gestellt hatte. »Schreib mir, wenn du etwas mit Roanoke ausgemacht hast.« Er hielt ihm die Hand hin, der Viscount schüttelte sie, und eine Minute später war er verschwunden. Drei oder vier weitere Minuten später schmuggelte Will dem Portier einen Schilling in die Hand, zum Dank nicht nur für das Entzünden der Lampen und Feuer und das Schleppen der Koffer, sondern auch für dessen Diskretion.
    Es wurde still, als er die Tür schloss und sich von innen dagegenlehnte. Lydia hatte ihm den Rücken zugewandt und stand mitten im … Vorzimmer, konnte man sagen. Wohnzimmer. In dem Zimmer, das nicht das Schlafzimmer war. Er konnte sich vorstellen, wie ihr Blick über die einfachen Vorhänge wanderte, die untapezierten Wände, den einfachen Schrank und den einzigen klobigen Sessel.
    Er hatte sich nie für seine Wohnung geschämt. Das Lewes-Building war zwar vielleicht ein wenig auf der spartanischen Seite, verglichen mit Albany oder anderen erstklassigen Junggesellengegenden, doch es war nichts Schäbiges daran. Trotzdem.
    Es gab nur zwei Zimmer. Keine Speisekammer, keinen Platz für einen Dienstboten. Falls sie sich doch eingebildet hatte, dass er sie behalten würde, musste diese Illusion jetzt bröckeln wie schlampig gearbeiteter Putz.
    »Es ist nichts Großartiges.« Er ging zum Tisch und begann, Papier und Tinte wegzuräumen, und die paar Briefe, die dort lagen. Irgendwo im Schrank hatte er ein Tischtuch. Oder?
    »Es ist, wie ich es mir vorgestellt hatte.« Jetzt konnte er ihr Gesicht sehen, das seine Wohnung neugierig aufnahm. »Bescheiden und gut instand gehalten.«
    Genau das war es. Und natürlich hatte sie sich auch nichts eingebildet. Keine Spur der Enttäuschung trübte ihren stillen Beifall zu seinen Räumlichkeiten. Er räumte Papier und Tinte in den Schrank. »Bist du hungrig? An der Ecke gibt es ganz annehmbare Taube-Champignon-Pasteten. Ich könnte uns welche holen und etwas Bier.«
    »Ich bin nicht hungrig.« Ihre Rastlosigkeit erfüllte das kleine Zimmer völlig. »Ich nehme an, da geht’s zu deinem Schlafzimmer?«
    Verdammt. Er hatte sich noch ein paar friedliche Minuten erhofft. »Ja. Aber, Lydia.« Jetzt. Er stellte den Sand weg und sah sie an. »Ich gehe heute nicht mit dir ins Bett.«
    »Doch, das tust du.« Nicht die geringste Pause, um seine Weigerung zur Kenntnis zu nehmen, und keine Spur von Unsicherheit.
    »Nein, das tue ich nicht. Es war ein langer, anstrengender Tag, und vor allem du bist nicht in der Verfassung …«
    »Das war ich gestern auch nicht, wenn ich mich recht entsinne.« Sie zuckte die Schultern. Ihr Blick wurde fest und wandte sich von ihm ab, während sie begann, sich die Handschuhe auszuziehen.

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