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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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der Schüsse war deiner, wenn mich nicht alles täuscht. Ich verdanke euch beiden mein Leben.«
    Cathcart zuckte die Schultern und deutete vage auf eine der gefallenen Gestalten, ohne hinzusehen. Sein Gesicht hatte eine graue Farbe angenommen, die Will schon mehr als einmal gesehen hatte.
    »Sie wären gehenkt worden, wenn wir sie am Leben gelassen hätten.« Manchmal legte man einem Mann in diesem Moment die Hand auf die Schulter. Doch der Viscount war älter als er und besaß einen empfindlichen Stolz. Will krümmte die Finger, ließ die Hand jedoch, wo sie war.
    »Oh, ich weiß. Sie haben bekommen, was sie verdient haben. Wenn einer von ihnen auferstehen würde, würde ich ihn wieder erschießen. Und dennoch ist es …« Er zögerte. Sein Kiefer arbeitete, wie um das richtige Wort zu finden. »… seltsam … zu wissen, dass man ein Leben beendet hat.«
    Das war es. Daran führte kein Weg vorbei. In dieser speziellen Hinsicht hatte er sehr viel mehr Erfahrung als sein älterer Freund. »Dass du das sagst, zeugt von deiner Menschlichkeit.« Jetzt hob sich seine Hand doch, und fuhr ganz kurz über Cathcarts Schulter. »Und ich werde dir nicht das Unrecht tun, dir zu raten, es dir nicht weiter zu Herzen zu nehmen. Ich empfehle dir lediglich, an Lady Cathcart zu denken und all jene, die getrauert hätten, wenn du es gewesen wärst, der jetzt mit dem Gesicht im Staub liegt.« Er klopfte sich die Hände ab. »Komm, wir legen ihn näher an die Straße. Wenn er Glück hat, kommt sein Freund mit den Pferden zurück und findet ihn. Wenn er weniger Glück hat, wird ihn das Gesetz finden.«
    Unwillkürlich drehte er sich bei dem Wort
Glück
zu Lydia um, um zu sehen, wie sie reagierte.
    Sie reagierte nicht. Sie stand genau da, wo er sie abgesetzt hatte, die Arme um die Taille geschlungen, wie um sich zu stützen, jetzt wo er nicht mehr da war. Trotz all ihres Muts war die letzte Viertelstunde bestimmt entsetzlich für sie gewesen. Sie sollten zusehen, dass sie hier fertig wurden und sie nach Hause brachten.
    Er hatte die Pistolen neu geladen, Pulver aus dem Horn in die Zündpfannen gestreut, sie in ihre Flanelltücher gewickelt und den Koffer wieder ordentlich verstaut, als sie die Vororte von London erreichten. Er hatte keine Worte für Lydia gefunden.
    Es tut mir so leid, dass ich dich in Gefahr gebracht habe. Ich bin unendlich dankbar für deinen Mut. Sehen wir uns wieder?
Dass ihre Bekanntschaft auf diese Weise enden würde – um ein Haar dem Tod entronnen, dann ein paar höfliche Abschiedsworte keine vierundzwanzig Stunden, nachdem er endlich in ihren Armen gelegen hatte – machte ihn so wütend, dass er am liebsten ein Fenster eingeschlagen hätte. Herrgott, würde er wirklich am Ende dieser Woche ein Duell um eine Frau austragen, die bis dahin nur noch eine lebhafte Erinnerung sein würde?
    Die Kutsche schaukelte um eine Ecke, und ihr Körper wurde kurz an ihn gepresst, bevor sie sich wieder aufrichten konnte. Sie hatte alles Mitleid von sich gewiesen und darauf bestanden, dass sie weder Brandy noch eine eigene Bank brauchte. Es gehe ihr gut, hatte sie ihnen versichert, und dann war sie so weit, wie es ging, von Will abgerückt und hatte in die Dunkelheit hinausgestarrt.
    Es ging ihr nicht gut.
    Wie konnte es auch? Nach allem, was sie an diesem Tag durchgemacht hatte, war es ein Wunder, dass sie nicht völlig wahnsinnig war und zusammengekauert auf dem Boden hockte. Warum zum Teufel wollte sie sich nicht helfen lassen?
    »Hast du irgendwelche Freunde, zu denen wir dich bringen können?« Hatte sie Freunde, außer den beiden Damen, die sie in Essex zurückgelassen hatten? »Ich fürchte, dein Mädchen wird nicht auf deine Rückkehr vorbereitet sein. Sie wird kein Feuer gemacht haben und nichts zu essen.«
    »Sie ist nicht da. Ich habe sie für die Woche zu ihrer Familie geschickt.« Sie wandte sich vom Fenster ab. Die Lampe war kaum hell genug, um ihr Gesicht erkennbar zu machen, und natürlich verriet ihre Miene ihm nichts. »Und du wirst mich nirgendwo hinbringen. Ich komme mit zu dir.« Sie blickte wieder ins Dunkel, wartete keine Antwort ab.
    Ihre Worte zerrten an seinen Eingeweiden, oder besser gesagt ihre Worte in Kombination mit dem ausdruckslosen Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Teufel noch mal, waren sie wirklich schon wieder an diesem Punkt angelangt? Nach allem, was sie gerade gemeinsam durchlebt hatten, nach der ehrlichen Nähe, die sie heute Morgen gehabt hatten, nachdem er sich ihretwegen zu

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