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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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aus der der letzte Schuss gekommen war.
    Wie viele von ihnen standen noch? Hatten Lydia und Cathcart getroffen? Das würde er später herausfinden. Jetzt gerade zog der Halunke vor ihm noch eine Pistole aus dem Gürtel – zur Hölle mit diesen Bastarden, wie viele hatten sie denn dabei? – und Will schlug sie ihm in einem weiten Bogen aus der Hand. Undeutlich gewahrte er Hufgeklapper und Getümmel irgendwo zu seiner Rechten, dann trat der entwaffnete Mann ihm gegen das Knie, und
Jesus
, jetzt tat es weh. Verfluchter Sohn einer räudigen
Hündin
! Wo er sich so viel Mühe gegeben hatte, gegen den Waffenvorteil
und
die zahlenmäßige Überlegenheit anzugehen. Er verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein und platzierte seine Faust im Gesicht des Schurken. Genau ins Schwarze.
    Der Mann taumelte zurück und fuchtelte mit den Armen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, während ihm bereits Blut aus der Nase floss. Beinahe hatte er seine Balance wiedergefunden, da ertönte ein weiterer Schuss und er zuckte zusammen wie eine gefällte Vogelscheuche.
    Einen verwirrenden Augenblick lang war es, als sei er wieder in dem kleinen Raum oben im
Beecham’s
und kämpfte damit, seinem Gehirn verständlich zu machen, was intuitiv völlig widersinnig zu sein schien. Zwei Pistolen mit Elfenbeingriffen; zwei Schüsse. Woher kam dann der dritte?
    Er blickte nach links und sah sie neben einem gefallenen Banditen knien, die rauchende Pistole des Mannes in beiden Händen. Ihre weit aufgerissenen Augen trafen seine ohne irgendein Zeichen des Erkennens. Sie ließ die Pistole fallen und wandte sich um, um die leblose Gestalt vor sich zu betrachten. Ihre Schultern hoben sich mit einem mächtigen Atemzug, dann hoben sich auch ihre Fäuste, und plötzlich schlug sie auf den Mann ein, als stünde er zwischen ihr und ihrem nächsten Atemzug.
    Ein rascher Blick über die Lichtung: Vier hatten sie erwischt. Der Fünfte war verschwunden, und die Pferde mit ihm. »Cathcart.« Der Viscount stand wie versteinert da und starrte Lydia an, als sei sie eine Todesfee, die plötzlich in ihrer Mitte aufgetaucht war. »Sieh nach, ob noch welche am Leben sind, und fessele sie. Deine Leute können das Gepäckseil abschneiden.«
    Er ging zu ihr. Sie blickte nicht auf und ließ auch nicht von ihrem Opfer ab, also kniete er sich hin. »Lydia.« Aus dieser Nähe konnte er hören, wie sie keuchte. Sie gab kein Zeichen, dass sie ihn gehört hatte.
    »Lydia!«, sagte er lauter. Er hätte auch in einen Orkan hineinflüstern können. Er rutschte hinter sie, schlang die Arme um sie und presste ihre Ellbogen an ihre Seite. Dann stand er auf und hob sie hoch.
    »Schlag ihn tot!« Ihre Stimme zitterte vor Zorn. Sie wand sich, wollte sich befreien, doch sein Griff war zu fest. »Zerschmettere sein Gesicht, wie bei den anderen!«
    »Nicht nötig.« Und nicht angenehm. Seine Gier nach Gewalt verpuffte meistens bereits mit der ersten Drohung. Aber er hatte Reaktionen wie ihre bei seinen Kameraden in der Schlacht gesehen und von noch schlimmeren gehört. Einige der älteren Offiziere in seinem Regiment waren in Badajoz gewesen und mit Geschichten zurückgekehrt, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen. Er neigte den Kopf und sprach ihr ins Ohr. »Er kann dir nichts tun, dieser Mann. Du bist sicher vor ihm.«
    »Du hast keine
Ahnung
!« Es klang wie ein umfassendes, endgültiges Urteil über seinen Charakter. Und zweifellos gab es viele, viele Dinge, von denen er keine Ahnung hatte.
    Dennoch hielt er sie fest. Ahnungslos, wie er war, stand er da und hielt sie in den Armen, nahm ihre restliche Wut auf. Seine Kniescheibe schmerzte, seine Knöchel brannten und am ganzen Körper spürte er die Folgen zweier schlafloser Nächte. Doch er lebte, und sie lebte, und der Viscount auch. Wie leicht hätte es anders kommen können!
    Sie sagte nichts mehr. Auch ihr Körper wurde endlich ruhig, und er stellte sie auf die Füße – vermutlich würde sie allein sein wollen, um sich zu sammeln – und sah nach Cathcart.
    »Der, dessen Gesicht Bekanntschaft mit deinem Knie gemacht hat, ist der Einzige, der noch atmet.« Der Viscount deutete dorthin, wo die Diener soeben ein Stück Seil um die Knöchel der besagten Gestalt banden. »Na ja, der und der verfluchte Feigling, der mit den Pferden abgehauen ist.« Er lachte – es klang fast ein wenig wahnsinnig – und fuhr sich mit dem Handschuh über die Stirn. »Gott sei Dank hat Miss Slaughter ihrem Namen alle Ehre gemacht.«
    »Einer

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