Das Versprechen der Kurtisane
verfaulten Zähnen und dem passenden Atem dazu. »Gib mir deine Börse, und die des anderen Herrn auch. Wenn wir eure Taschen durchsuchen müssen und ihr gelogen haben solltet, wird es dir und deiner ohnmächtigen Frau schlecht ergehen.«
Heiß wallte die Wut in ihm auf und fuhr ihm durch alle gespannten Muskeln; er verwandelte sie, um sie besser unter Kontrolle zu haben, in grimmige Entschlossenheit. Sie würden ihr kein Haar krümmen. Und wenn er das Feuer jeder einzelnen Pistole abfangen musste, die dieses Lumpenpack besaß, ihnen hinterhertorkeln und sie mit dem letzten Atemzug umlegen musste, der ihm dann noch blieb – doch das würde er nicht. Er lockte sie in eine hübschere Falle.
Genau, du Hurensohn. Hol uns raus, um uns zu durchsuchen! Ich schätze, du wirst es sein, auf den sie zielt.
Er blinzelte und zuckte, als trüge er Unterwäsche aus kratziger Wolle. »Wir haben kein … jedenfalls …« Ein kurzer Blick zu Cathcart, der zusah, bereit und voller Vertrauen auf seinen Plan. Noch mehr
Vertrauen
, zum Teufel. Und was konnte er anderes tun – was konnte er, was konnte irgendein Mann auf dieser Erde, mit Vertrauen konfrontiert, anderes tun, als danach zu streben, sich dessen würdig zu erweisen? »Ich glaube jedenfalls … Ich bin ziemlich sicher, dass alles in den Koffern ist.« Das Letzte sagte er mit weinerlicher Stimme, den Blick niedergeschlagen. Die Pistole unter seinem Kinn war nichts als ein Ärgernis. Ein Mann, dem es ernst damit war, hätte längst abgedrückt.
»Also gut. Kommt raus, dann werden wir ja sehen, nicht wahr?« Die Pistole verschwand, und die Räuber glucksten voller Vorfreude, als sie ihnen Platz machten. Die anderen beiden waren jetzt auch da, die Hände voll von den Waffen der Diener und des Kutschers. Offenbar erwarteten sie einen Heidenspaß.
Lydias Hand loszulassen fühlte sich eine endlose Sekunde lang an, wie von einer Klippe zu springen. Doch er tat es. Nach einem kurzen Druck, um ihr Mut zu machen und sie daran zu erinnern, dass er auf sie zählte, ließ er los und krabbelte so ängstlich und so wenig furchteinflößend, wie er konnte, durch die Kutsche und auf den Boden. Der Viscount kletterte hinter ihm heraus, und Will brachte es zuwege, mit ihm zusammenzustoßen, sich umzudrehen und mehrere Schritte zu stolpern, bevor er mit erhobenen Händen ein wenig von der Kutsche entfernt zum Stehen kam.
Die Räuber johlten und machten keinen Hehl aus ihrer Verachtung für so ein schäbiges Exemplar der Männlichkeit. Doch sie mussten der Kutsche jetzt den Rücken zuwenden, um ihn anzusehen.
Cathcart schlich an seine Seite, die Hände ebenfalls hoch erhoben. Aus dieser Entfernung spürte Will, dass sein Freund zum Zerreißen gespannt war. In Studententagen war er ein Meisterschütze gewesen. Gebe Gott, dass er diesen Sport ebenso wenig vernachlässigt hatte wie Billard.
Eine schnelle gewohnheitsmäßige Bestandsaufnahme: vier Räuber unterschiedlicher Größe; dahinter die Kutsche, die Diener entwaffnet, aber vielleicht dennoch zu etwas zu gebrauchen; Postillione abgestiegen; eine Frau mit einer Pistole irgendwo im Inneren. Rechts die fünf Pferde der Straßenräuber, und ein Mann im Sattel, der die Zügel hielt. Auch er betrachtete die beiden Gefangenen, wenngleich er sich nur halb umzuwenden brauchte, um in die Kutsche zu sehen.
Es half nichts, sich das vorzustellen. Will biss die Zähne zusammen. Die Geldbörse in seiner Brusttasche fühlte sich an wie glühende Kohlen, die sich ganz bestimmt durch die Wollte seines Rocks brennen würden, als der kräftigste der Schurken vortrat und die Pranken hob, um sie zu durchsuchen.
Jetzt, Lydia!
»Soll ich … Soll ich meine Hände so hochhalten oder zur Seite?« Er musste sie so gründlich ablenken, wie er konnte, bevor sie sich am Ende umdrehten, und –
Da!
Eine Bewegung in der Kutschentür; Stoff, ein Gesicht, ein Arm – sein Herz strudelte in seiner Brust und der Blutrausch erwachte in seinen Knochen.
»Hör um Himmels willen auf zu wimmern und …« Es gab einen Knall und Will schnappte sich den Mann, bevor er Zeit hatte, sich umzudrehen; ergriff ihn an den Ohren und donnerte sein Gesicht gegen ein erhobenes Knie. Das Knie würde höllisch wehtun, später. Keine Zeit, es jetzt zu spüren.
Ein zweiter Schuss ertönte neben ihm, und ein dritter antwortete. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Wenn sie getroffen war – doch es gab keine Zeit für ein
Wenn
. Er stieß den toten Mann zur Seite und warf sich in die Richtung,
Weitere Kostenlose Bücher