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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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sie jetzt verweilte. »Das ist genau das, was
eins zu drei
bedeutet. Auf lange Sicht ist es besser, sich umzuentscheiden. Würden Sie mir vielleicht die Höflichkeit erweisen, mir ins Gesicht zu sehen, wenn ich spreche? Meinen Busen können Sie gern eingehend in den Pausen betrachten, falls ein Busen eine solche Neuheit für Sie ist.«
    Sein Blick traf den ihren und sein Mund verzog sich vor Freude. »Bitte sagen Sie mir, dass Sie so zu König Kieferknochen sprechen!«
    »Zu wem?« Sie wusste genau, wen er meinte.
    »Zu Ihrem Beau mit dem breiten, kantigen Kinn. Bitte sagen Sie mir, dass Sie ihm vorschreiben, wann er welchen Körperteil von Ihnen betrachten darf und wann nicht. Ich male mir das gerade in den schönsten Farben aus.«
    Sie hatte ihn zu sehr ermuntert mit ihrer Flirterei. Sie musste ihn wieder zur Ordnung rufen. »Sein Name, lassen Sie sich erinnern, ist Mr Roanoke. Mein Umgang mit ihm geht Sie nichts an. Und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn wir uns jetzt wieder auf unseren Unterrichtsgegenstand konzentrieren könnten.«
    »Der Unterricht, richtig.« Er starrte die Karten stirnrunzelnd an, so als sähe er sie zum ersten Mal. »Ich glaube, ich habe das Spiel gewonnen, Miss Slaughter. Sind Sie bereit für meine Frage?«
    »Ja. Fragen Sie.«
    Ein Lächeln erleuchtete sein Gesicht, doch als er das Kinn hob, um das Wort an sie zu richten, hatte er jede Spur des spielerischen Triumphs verwischt. Er betrachtete sie, ohne den Kopf schräg zu legen, die Lippen zu schürzen, oder eine Hand ans Kinn zu legen. Er wusste genau, was er fragen wollte. Vielleicht schon seit einer ganzen Weile.
    »Was ist vor drei Jahren passiert?« Im lässigsten Plauderton sprach er die Worte aus.
    Ihre Finger, noch immer gespreizt, wanderten langsam über die Tischplatte zurück, bis sie die Daumen um die Kante legen und sich dort festhalten konnte. Er erinnerte sich.
Sie kommen drei Jahre zu spät
, hatte sie gesagt, oder so ähnlich, und er hatte die flatterhaften Worte eingefangen wie einen Schmetterling und die ganze Zeit über aufbewahrt.
    Abwartend sah er sie an. Er wusste, dass er sie nicht durchschauen konnte. Er musste sich mit der Antwort zufriedengeben, die sie ihm gab.
    Lydia senkte den Blick. Einer ihrer Finger fand eine Delle in der Tischplatte. Eine tiefe Kerbe, vielleicht von einer Zigarre, die irgendein Rüpel dort vergessen hatte, zu betrunken, um es zu bemerken, bis sie diese schmale Furche ins Holz gebrannt hatte, gerade groß und lang genug für das letzte Glied ihres kleinen Fingers. »Mehrere Dinge sind in jenem Jahr schiefgegangen. Gegipfelt hat alles schließlich im Tod meiner Eltern.«
    »Beide zugleich?«
    Das war eine zweite Frage. Sie hatte nur einer zugestimmt. Doch sie konnte sie beantworten und dennoch vieles für sich behalten.
    Sie nickte. »Sie waren auf Reisen. Es gab einen Unfall.« Selbst diese Halbwahrheiten fühlten sich an, als risse ihr irgendeine Kreatur mit scharfen Klauen das Fleisch von den Knochen.
    »Das tut mir leid.« Sie wollte kein Mitleid. »Ich habe auch beide Eltern verloren. Nicht gleichzeitig, aber so etwas ist trotzdem immer ein schrecklicher Schlag. Ich weiß, wie das ist.«
    Tun Sie das? Sind Ihre Eltern mit gebrochenen Herzen gestorben? Zugrunde gerichtet von der Schande, die Sie über die Familie gebracht
haben? Haben Sie sie verloren, nachdem Sie alles andere weggeworfen hatten?
Falls er noch ein Wort über das Thema verlor, würde sie womöglich etwas sehr Unbesonnenes sagen.
    Er sagte aber nichts mehr. Er hob die drei Karten auf und mischte sie. »Vermutlich möchten Sie jetzt diese Übung ein paar Dutzend Mal wiederholen, um Ihre Behauptung über die Wahrscheinlichkeit zu beweisen?«
    »Ja.« Sie ließ von der Kerbe im Tisch ab und ihre Hände entspannten sich wieder. »Genau das möchte ich.«
    Sie behielt recht. Natürlich. Dreiundsechzigmal wiederholten sie die Übung, und zweiundzwanzigmal wählte Will die falsche Karte. Es war tatsächlich so einfach. Die Karte, die sie ihm zeigte, war nie das Ass. Das Ass war immer entweder die Karte, die er gewählt hatte, oder die, die übrig blieb. Es hing also tatsächlich alles davon ab, ob er am Anfang richtig oder falsch tippte, und bei einer Wahrscheinlichkeit von eins zu drei tippte er meistens falsch.
    »Verstehen Sie langsam?« Etwas an ihr hatte sich in der letzten halben Stunde verändert. Neben den stolzen, zielstrebigen Eifer war etwas Neues getreten. Der beinahe verletzliche Wunsch – er maßte sich nicht an,

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