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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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sagte das Gesicht zu ihm, wie immer.
Pack mich aus. Erkunde mich.
Mehr Funken wanderten seine Wirbelsäule empor. Dieses Rendezvous war vermutlich eine ganz entsetzlich schlechte Idee gewesen.
    Etwa drei Meter von ihm entfernt blieb sie stehen und musterte ihn ihrerseits. Etwas in ihrer Miene veränderte sich, als ihr Blick wieder zu seinen Augen wanderte. »Sie machen das nicht zum ersten Mal. Eine Dame in einsame Winkel locken. Ich sehe es Ihnen an.«
    Du willst es mir aber auch nicht leicht machen, nicht wahr?
»Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ging die Initiative von Ihnen aus.« Er löste die Arme und trat vom Türrahmen zurück, um sie vorausgehen zu lassen, und damit sie ihm nicht noch mehr ansehen konnte. Ein weiterer Kommentar lag ihm auf der Zunge, über eigene Nasen und eigene Türen, Glashäuser und Steine, und über die Bibliothek unter ihnen, doch die Klugheit siegte und er schluckte ihn hinunter.
    »Völlig richtig.« Sie ging an ihm vorbei und betrat das Zimmer. »Mir scheint nur, Sie sind nicht annähernd der Gentleman, für den Sie gern gehalten werden möchten.«
    »Dieses Mal schon.« Jetzt da sie das Gespräch auf so delikates Terrain gebracht hatte, konnte er zumindest ohne Umschweife sprechen. »Erlauben Sie mir ein offenes Wort: Wir sind jetzt zum dritten Mal allein – zum vierten Mal, wenn Sie mitzählen, dass ich hinter Ihnen die Straße entlanggegangen bin – und ich halte es für meine Pflicht, Ihnen zu versichern, dass nichts Unschickliches geschehen wird.«
Nichts Unschicklicheres als eine geheime Zusammenkunft mit der Geliebten eines anderen jedenfalls.
»Ich werde mir keine Freiheiten herausnehmen. Sie haben mein Wort.«
    Sie stand vor einem Kamin aus weißem Stein und das Kerzenlicht flackerte über ihr vogelartiges Gesicht und ihr stilles, stilles Lächeln. »Sehr gut. Schließen Sie die Tür und setzen Sie sich.«
    Er tat es. Sie blieb stehen.
    »Wir beginnen mit ein wenig Theorie.« Sie verschränkte die Arme auf dem Rücken und begann, wie eine Lehrerin auf- und abzuschreiten. »Warum zieht ein Spieler mit Verstand Vingt-et-un Spielen wie beispielsweise Roulette vor?«
    »Vermutlich, weil der Ausgang eines Roulettespiels einzig und allein vom Glück abhängt. Ist das Ihr anderes neues Kleid?« Nein. Eindeutig der falsche Kommentar. Aber ihr Lächeln war ihm irgendwie unter die Haut gegangen, und das Kleid hatte seine Aufmerksamkeit erregt, als sie sich bewegt hatte, und da war ihm die Frage von ganz allein über die Lippen gekommen.
    »Das hier? Ich bitte Sie! Sagte ich nicht, dass es der Traum aller Männer ist? Welcher Mann würde sich von einem schlichten weißen Musselinkleid erregen lassen?« Sie hatte beinahe die Tür erreicht; jetzt machte sie kehrt. »Und was Ihre Antwort betrifft: Lassen Sie uns von nun an nicht mehr von
Glück 
sprechen. Ein kluger Spieler kennt nur Wahrscheinlichkeit.«
    »Wahrscheinlichkeit. Natürlich.« Er wollte verflucht sein, doch er fühlte sich ein wenig an seine adleräugige Gouvernante aus Kindertagen erinnert.
    »Genauer gesagt ist die Gewinnwahrscheinlichkeit bei den meisten Spielen in jeder Runde gleich. Bei jedem Würfelwurf, bei jeder Drehung des Roulettekessels stehen die Chancen genauso wie in jeder Runde davor.« So, wie sie die Hände auf dem Rücken verschränkte, wurden ihre Schultern zurückgezogen und ihr Busen angehoben, wodurch das Mieder eng anlag. Er blickte an ihr vorbei zur Wand. »Bei Vingt-et-un verändern sich die Gewinnchancen in jeder Runde, so lange, bis neu gemischt wird. Wenn man aufpasst, kann man entsprechend setzen.«
    »Natürlich. Hohe Einsätze, wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, eine gute Karte zu bekommen, niedrige, wenn nicht.«
    »Natürlich. Sie verstehen also das Konzept der Wahrscheinlichkeit? Im Gegensatz zu Glück?« Sie legte den Kopf sehr schief und blieb hinter dem Stuhl ihm gegenüber stehen. In ihrer Stimme schwang eine wenig schmeichelhafte Dosis Zweifel mit.
    »Genug, um zu spielen, würde ich sagen.«
    »Also gut. Spielen wir. Aber noch nicht Vingt-et-un.« Sie ergriff das Kartenspiel, das er bereitgelegt hatte. »Möchten Sie vielleicht eine Wette abschließen?«
    »Um Geld spielen? Mit Ihnen? Wohl kaum.« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Aber wenn Sie mir etwas anderes anbieten möchten …« Ja, das
klang
provokant, doch er hatte sie ja bereits seiner ehrenvollen Absichten versichert. Sie wusste, dass sie nichts von ihm zu befürchten hatte.
    Und in der

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