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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Tat lag keinerlei Furcht in ihren Augen, als ihr Blick zu ihm schoss. Sie hatte soeben die Karten sortiert; jetzt hielten ihre Finger inne. Einen spekulativen Augenblick lang ruhte ihr Blick auf seinem Gesicht. Dann wanderte er hinab, langsam und ohne Hast wie halbgeschmolzene Eiskrem auf einem abschüssigen Teller. Krawatte. Schultern. Hände auf dem Tisch. Der Tisch selbst, unter dem der Rest von ihm verborgen war. Dann zurück zu den Karten. Sie sortierte zügig weiter.
    »Gütiger Himmel, Miss Slaughter!« Ihre Kühnheit weckte ein halbes Dutzend Impulse in ihm, nicht zuletzt den ganz und gar unpassenden Drang, zu lachen. »Haben Sie mich gerade im Geiste entkleidet und für nicht gut genug befunden?«
    Ihr Mund verzog sich zu einem heimlichen Lächeln, nur für sie selbst und die Karten bestimmt. »Wie sollte ich das beurteilen?« Sie fischte eine Karte aus dem Stapel und legte sie auf den Tisch. Herz-Drei. »Es ist eine sehr ungenaue Kunst, jemanden im Geiste zu entkleiden. Entsetzlich viel hängt von der eigenen Vorstellungskraft ab. Jedenfalls was die interessanten Teile betrifft.«
    »Ich erspare Ihnen die Mühe: Er ist groß.« Na hervorragend. Keine fünf Minuten war er in ihrer Gesellschaft, und schon war es so weit gekommen. »Und bevor Sie etwas erwidern, lassen Sie mich bitte beteuern, dass Sie mir das glauben müssen, denn ich habe nicht die Absicht, meine Behauptung unter Beweis zu stellen, weder als Wetteinsatz noch auf sonstige Weise.«
    Ihr Lächeln wurde breiter, so abrupt, als hätte er die Hand ausgestreckt und sie gekitzelt. »Ich würde niemals an Ihren Worten zweifeln. Alle Männer sind großzügig ausgestattet, nicht wahr? Zumindest alle Männer, die den Weg ins Bett einer Hure finden, haben unweigerlich den größten, den sie je gesehen hat.« Die Karo-Zwei fand sich neben der Herz-Drei ein. »Um ehrlich zu sein, will ich mich aber auf dergleichen Spiele auch nicht einlassen. Ich wollte Sie nur provozieren, wegen Ihrer vorbildlichen Manieren. Ich werde in Zukunft versuchen, davon abzusehen.«
    »Ja, bitte
versuchen
Sie es.«
    Das Lächeln wurde noch breiter, und sie legte das Pik-Ass zu den anderen beiden Karten, bevor sie endlich Platz nahm. Den restlichen Stoß legte sie neben den Kerzenleuchter und begann völlig nüchtern, sich den rechten Handschuh auszuziehen. »Worum spielen wir dann, Blackshear?«
    Mehrere seiner inneren Organe tauschten die Plätze, als er sie seinen Namen ohne Anrede aussprechen hörte. Er wandte den Blick ab, während sie langsam die alabasterglatte Haut ihres Arms entblößte. »Eine Frage.« Ja, damit könnte er sie aus dem Konzept bringen. »Wenn ich gewinne, stelle ich Ihnen eine Frage, die Sie beantworten müssen. Wenn Sie gewinnen, dürfen Sie mich fragen.«
    Sie streifte den Handschuh ab und ließ ihn sich in den Schoß fallen. »Ich könnte lügen.«
    »Das ist mir völlig klar.«
    Sie zog am zweiten Handschuh. »Und Sie wissen noch nicht einmal, welches Spiel ich vorschlagen will.«
    »Nicht nur das; ich weiß, dass Sie keine Skrupel davor haben, zu schummeln.« Er zuckte die Schultern. »Los.«
    »Eigentlich ist das Spiel nicht besonders gut zum Wetten geeignet. Aber das macht nichts.« Der Handschuh löste sich und platschte auf den anderen, Leder auf Leder. Ihre nackten Hände stahlen sich vor, um Ass, Zwei und Drei vom Tisch zu fegen, aus seinen Augen. Sie tat etwas mit den Karten, ein Mundwinkel verzog sich kaum merklich. Dann kamen sie zurück, verdeckt, und wurden vor ihm aufgereiht. »Sagen Sie mir, wo das Ass liegt, dann dürfen Sie mir eine Frage stellen.«
    »Nirgendwo. Sie haben es ausgetauscht, während ich nichts sehen konnte.«
    Abermals breitete sich ihr Lächeln so blitzschnell aus, als hätte die Freude sie ganz plötzlich und unerwartet überkommen. »Falsch. Aber Ihre Idee gefällt mir, also gebe ich Ihnen noch eine Chance. Raten Sie!«
    »Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich darauf ebenso wenig Geld verwetten würde wie beim Roulette.« Dennoch tippte er mit Zeige- und Ringfinger auf die mittlere Karte.
    Ihre Hand kam hinzu, doch statt seine Karte aufzudecken, deckte sie die linke auf. Karo-Zwei. »So, Mr Blackshear.« In ihren Augen funkelte das Kerzenlicht besonders hell. »Wenn ich Ihnen die Möglichkeit einräumen würde, sich jetzt anders zu entscheiden – würden Sie es tun?«
    »Will«, sagten seine Lippen, seine Zähne und seine Zunge, ohne die Erlaubnis seines Gehirns.
    Ihre Stirn runzelte sich tief.
    »Ich verrate Ihnen

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