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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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meinen Vornamen.« Er räusperte sich. »Und gebe Ihnen natürlich die Erlaubnis, ihn zu benutzen.« Plötzlich fühlte sich sein Gesicht heiß an. »Und nein danke, ich bleibe bei meiner Wahl. Die mittlere.«
    »Dann verstehen Sie das Konzept der Wahrscheinlichkeit nicht so gut, wie Sie denken.« Sein Name schien sie nicht im Geringsten zu beeindrucken.
    »Was genau verstehe ich denn Ihrer Meinung nach falsch?« Warum musste sie denn gleich so gehässig sein? »Zwei Karten sind übrig. Jede ist mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu zwei das Ass. Da ich keinerlei Anhaltspunkte habe, kann ich doch ebenso gut meiner spontanen Eingebung folgen.«
    »Herr im Himmel! Bitte sagen Sie nicht, dass Sie beim Spiel auf
Eingebungen
vertrauen!« Man hätte meinen können, er hätte gerade zugegeben, sich von einer Zigeunerin Tipps aus der Kristallkugel geben zu lassen. Sie lehnte sich vor, die Unterarme auf dem Tisch, und ihr ganzer Körper strotzte vor beflissener Zielstrebigkeit. »Sie schätzen die Wahrscheinlichkeit falsch ein. Ihr ursprünglicher Tipp hat eine Chance von eins zu drei, die andere Karte zwei zu drei. Sie sind ein Narr, wenn Sie sich nicht umentscheiden!«
    War sie jetzt völlig verrückt geworden? »Zwei Karten. Eine ist das Ass. Wie um alles in der Welt kommen Sie darauf, dass die Wahrscheinlichkeit nicht bei fünfzig Prozent liegt?«
    »Weil es am Anfang
drei
Karten waren. Sie hatten eine Chance von eins zu drei. Das ändert sich doch nicht, bloß weil wir eine der anderen Karten ansehen.« Ihr Oberkörper beugte sich weiter vor, näher zur Tischplatte. »Überlegen Sie doch mal, Blackshear!« Er konnte sehen, wie sich ihr Busen erregt hob und senkte. Ihre Züge waren voll energischer Konzentration; sie beschwor ihn geradezu, es zu verstehen. »Sie sagten doch selbst, Sie würden hierauf niemals Geld verwetten. Deswegen doch wohl, weil Ihnen die Gewinnwahrscheinlichkeit zu gering war.«
    »Am Anfang ja, genau.«
    »Am Anfang war Ihnen klar, dass Ihre Wahl bei einer Chance von eins zu drei
wahrscheinlich
falsch sein würde.« Ihre Konzentration war heiß und schwer, er spürte sie wie ein Paar warmer Hände auf dem Gesicht. »Das Ass war
mit
größerer Wahrscheinlichkeit
eine der beiden anderen Karten. Oder wollen Sie das bestreiten?«
    Nun, nein. Er konnte es nicht bestreiten. Ihre Tirade begann beinahe, nach so etwas wie Logik zu klingen.
    »Dann vergessen Sie alles andere und denken Sie nur daran: Ihre erste Wahl war
wahrscheinlich
falsch. Warum sollten Sie dann nicht davon Abstand nehmen, wenn Sie die Chance bekommen?« Sie glühte verführerisch, wie eine Frau, die von Leidenschaft beherrscht und gleichzeitig angetrieben wurde, und Will hätte jeden Penny seiner elfhundertsechzig Pfund darauf verwettet, dass kein Liebhaber je solche Innbrunst in ihr hervorgerufen hatte wie Zahlen und Wahrscheinlichkeiten.
    Und er hatte keine gute Antwort auf ihre Frage. Oder vielleicht doch. Er legte den Ellbogen auf den Tisch, stützte das Kinn in die Hand und deckte mit der freien Hand die mittlere Karte auf.
    Pik-Ass. Er sah sie an und gestattete sich eine ganz leicht angehobene Augenbraue.
    Oh, was für ein Hornissennest! Sie starrte ihn an, in ihrer Kehle arbeitete es stumm, der Mund war zusammengepresst und der Busen behielt seinen köstlichen Rhythmus bei.
    Zweifellos würde er ebenso entstellt aus diesem Rendezvous hervorgehen wie Jack Fullers Bein. Wie kam es dann, dass er der nächsten Salve dieser wenig warmherzigen und wenig verständnisvollen Frau so unbeschwert entgegensah? Sie besaß keine der Eigenschaften, die einen Mann daran erinnerten, was gut war an sich und an der Welt. Sie konnte keine Kinder bekommen, die ihn ans Leben binden würden. Doch zum Teufel mit Kindern, mit der Welt, mit ihm und allem, was noch gut an ihm sein mochte. Diese Dinge mussten draußen vor der Tür warten. Für diese paar Minuten war sie mit ihrem Feuereifer die ganze Welt für ihn, und alles Leben, was er brauchte.
    Gott. Er war ein hoffnungsloser Fall. Entweder verstand er das Konzept wirklich nicht, oder seine eigenwillige Spielweise erschien ihm erfolgversprechender als die schlichten Wahrheiten, die zu vermitteln sie sich solche Mühe gab.
    Lydia stützte die Hände auf den Tisch, spreizte die Finger so weit wie möglich, um sich Halt zu geben, und atmete tief durch. »Ja, in einem von drei Fällen ist Ihre Wahl die richtige.« Der tiefe Atemzug hatte seine Aufmerksamkeit erwartungsgemäß auf ihren Busen gelenkt, wo

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