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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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vermutlich als nicht der Rede wert abgetan hätte, hätte ihr jemand bloß davon erzählt.
    Ihre Röcke wickelten sich um ihre Beine, als er sie herumwirbelte, kühl und köstlich auf dem dünnen freien Streifen zwischen Strümpfen und Hemd, und als er sie absetzte, stolperte sie, gefangen von ihrer eigenen Sarsenett-Schlinge.
    Seine Hände blieben an ihrer Taille und stützten sie. Sein Atem ertönte in der Stille, einmal, zweimal. Und plötzlich riss er sie an sich, ein Arm um die Taille, die andere Hand in ihrem Nacken, und gab ihr einen heißen, hungrigen Kuss.

12
    Wie ein Segel, das vom Mast fällt, begrub der Schreck sie unter sich. Arme und Retikül waren zwischen ihren Körpern gefangen; jetzt presste sie die Hände gegen seine Brust und riss den Kopf zurück. »Was zum Teufel soll das werden?« Hatte sie die Stimme erhoben? Nein. Irgendein verlässlicher Teil ihres Gehirns hatte an ihre Umgebung und die Notwendigkeit der Diskretion gedacht, und ihr Atem ging noch flach von der Drehung und dem Schreck.
    »Eine Minute.« Kein Teil seines Körpers ließ locker. »Sechzig Sekunden.« Sein Mund war so nah, dass sie die Worte schmecken konnte. »Wir werden nie ein Wort darüber verlieren. Nichts muss sich ändern.«
    War das möglich? Konnten ein Mann und eine Frau sich der Leidenschaft hingeben, wenn auch nur für sechzig Sekunden, und ungezeichnet davonkommen? Bestimmt änderte sich etwas.
    Doch vielleicht war ihr das egal. Seine nackten Finger gruben sich in ihr Haar, nicht wie Finger, die sie zwingen wollten, sondern wie Finger, die nicht genug von ihr zu spüren bekommen konnten. Warm und keuchend kam sein Atem an ihre Lippen und ihre Wangen. Ein Hauch von Nelken schwang darin mit, wahrscheinlich von seinem Zahnpulver. Er hatte sich die Zähne geputzt, bevor er sich auf den Weg zu ihr gemacht hatte. Womöglich genau zu diesem Zweck.
    Sie könnte sie mit ihrer Zunge berühren, seine sauberen, unregelmäßigen, nach Nelken riechenden Zähne.
    Himmel. Was eine Frau so alles dazu bringen konnte, einen Mann zu küssen! Sie war offensichtlich nicht mehr ganz richtig im Kopf. Trunken von ihrem Erfolg vermutlich. Von ihrer beider Erfolg. Ohne ihn hätte sie es nicht geschafft.
    Sie ließ die Hände an seiner Brust hinabwandern, über seine Rippen, zu beiden Seiten seiner Hüfte. Er zitterte, bewegte sich aber nicht. Er wartete auf ihr Wort.
    »Sechzig Sekunden.« Aus dem Handgelenk schleuderte sie den Beutel zu Boden. »Mach was draus!«
    Sein Mund kam zurück, geduldiger diesmal. Seine Lippen fuhren über die ihren, und die winzigen Bartstoppeln folgten und jagten ihr eine Gänsehaut über die Arme. Er war liebevoll, behutsam, meisterhaft, und er erfüllte all ihre Sinne mit dem Duft von Bay Rum.
    Doch bei nur sechzig Sekunden konnten sie sich keine Geduld leisten. Er hatte keine Zeit, liebevoll oder behutsam zu sein. Sie hob eine Hand an die ganz kurzen Haare in seinem Nacken – wenn sie doch bloß Zeit gehabt hätte, die Handschuhe auszuziehen, dann hätte sie die Haare in der Handfläche gespürt! – und stieß die Zunge in seinen Mund, über Zähne und Zahnlücken.
    Er stöhnte unterdrückt. Vielleicht war er forsche Frauen nicht gewöhnt. Doch er schien nichts dagegen zu haben. Seine Finger streichelten ihren Nacken und ermutigten sie, und einen Augenblick später waren seine Hände auf ihrer Brust und hetzten wie wild über die violette Seide unter dem Überkleid.
    Ja! Er machte es genau richtig. Es war richtig, wie er die Konturen ihres Korsetts nachzeichnete und ihre Hüften und Schenkel formte wie feuchten Ton. Sie fühlte sich auch ein wenig so an, oder vielleicht wie warmes Wachs oder irgendein Stoff, der jede Form annahm, die er ihr geben wollte. Irgendwie hatte er sie an die Wand gedrängt, ohne dass sie es gemerkt hatte, und jetzt stemmte sie sich mit den Schulterblättern dagegen und zuckte und wand sich unter seiner Berührung.
    Waren die sechzig Sekunden vorbei? Egal. Sie fand den Verschluss, der das Überkleid auf dem Busen zusammenhielt, und riss ihn auf, damit er auch dorthin seine Hände legen konnte.
    Wie groß sie waren, und wie fähig! Die linke glitt über ihre Hüfte und über ihre Taille, der Stoff jagte vor ihr her, und endlich legte sie sich über ihre Brust. Sein Atem kam stoßweise ihn ihrem Mund; er zog die Seide glatt, sodass nur eine einzige dünne Schicht zwischen ihm und dem Teil ihres Körpers lag, den er berührte; die dünnstmögliche Barriere zwischen seiner Hand und der

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