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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Fünfer-Jetons. Dass sie alle aufbrauchen würde und sich in all den Runden keine Situation ergeben würde, die es wert war, ihm das Zeichen zu geben, war ihm undenkbar erschienen. Jetzt sah es ganz anders aus.
    »Dann kaufe ich eben mehr. Ich habe noch Geld dabei.« Sie kannte keine Zweifel. Solch unerschütterliche Zuversicht sollte ihn stärken.
    Doch unerschütterliche Zuversicht konnte einen auch ins Verderben führen. Das konnte jeder Soldat, der Napoleon nach Moskau gefolgt war, bezeugen. Oder George Talbot.
Ich bringe dich nach Hause zu deiner Familie. Ich lasse dich nicht sterben.
Seine eigenen kühnen Beteuerungen hatten ihm weiß Gott Grund genug gegeben, die anderer Leute in Zweifel zu ziehen.
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu, seinen Arm noch immer fest umklammert. Er atmete den leichten Rosenduft ihrer Seife ein. »Bitte!«, sagte sie. »Ich brauche dich dabei.«
    Sie wusste aber auch genau, wo seine Schwäche lag! Einem Hilferuf konnte er einfach nicht den Rücken kehren. Benutzte sie dieses Wissen jetzt, um ihn tanzen zu lassen wie eine Marionette? Wie den Gecken am Spieltisch?
    »Lydia.« Er brachte die Lippen so nah an ihr Ohr, wie er konnte, und flüsterte gerade laut genug, dass seine Worte sie erreichten. »Ich weiß, ich muss dir vertrauen, aber …«
    »Du musst mir nicht vertrauen.« Die zweite Hand folgte der ersten und legte sich um seinen Unterarm. »Es ist auch nicht empfehlenswert. Aber bitte vertrau der Wahrscheinlichkeit!« Sie drückte ihn kurz. »Wenn sich in der nächsten Stunde nichts ergibt, treffen wir uns wieder hier. In der Zwischenzeit such dir irgendeine Beschäftigung, bei der die Jetons in der Tasche bleiben. Trink was. Flirte mit jemandem. Aber behalte mich immer im Auge.« Ihre Hände glitten seinen Arm hinab und legten sich um seine Hand. Unwillkürlich legten sich seine Finger um ihre.
    Je länger sie hier standen, desto besser lernte sie, ihn ihrem Willen zu unterwerfen. Er holte Luft. »Na schön. Ich gehe trinken und flirten. Aber wenn ich mich mit jemandem anlege und später mit einer anderen nach Hause fahre, geschieht es dir recht!«
    »Das würde mir in der Tat eine Lektion erteilen.« Er hörte ihr Lächeln. Sie befreite die Finger und legte sie kurz um seine Hände wie um einen Sandklumpen. Dann hörte er ihre Röcke rauschen und sie schritt zielstrebig zurück zum Kartentisch.
    Er trank und flirtete aber nicht. Alkohol machte ihn langsam und auf dieses zusätzliche Hindernis konnte er gut verzichten. Sein Gehirn würde ohnehin genug gefordert werden. Und was die Damen betraf, so hatte er gerade eine Runde durch den Saal gemacht und zwei von ihnen von der Liste gestrichen – beide jonglierten bereits mit der Aufmerksamkeit mehrerer Interessenten –, als ein kurzer Blick auf Lydia die restliche Umgebung verschwimmen ließ.
    Sie sprach mit dem Bankier, mit derselben oberflächlichen Lebhaftigkeit, die sie schon den ganzen Abend aufgelegt hatte. Doch jetzt hatte sie die Unterarme auf dem Tisch und beugte sich vor.
    Das Zeichen! Sein Puls hämmerte wie Hagel auf ein Schieferdach. Endlich hatte das Blatt sich gewendet und er kam ins Spiel!
    Langsam schlenderte er zum Vingt-et-un-Tisch. Erst als er den Stuhl zu ihrer Linken zurückzog, sah sie auf. Sie lächelte. Dann ließ sie ihren Blick über die alberne Zusammenstellung seiner Garderobe wandern, woraufhin sich das Lächeln wie verschütteter Honig über ihr ganzes Gesicht ausbreitete, langsam, süß, und voll sinnlichen Beifalls. Als sie wieder aufsah, hielt sie die Lider halb geschlossen, so als habe sein bloßer Anblick sie in Rausch versetzt.
    Ja, er hatte sich gedacht, dass sie es womöglich so spielen würde. Wenn sie jeden Mann als potenziellen Beschützer zu betrachten vorgab, wäre Gleichgültigkeit ihm gegenüber aufgefallen. Er verbeugte sich – nicht zu freundlich, nicht zu distanziert – und nahm Platz.
    Drei Männer saßen zu Lydias Rechten: der Geck, an den sie jetzt irgendeine Bemerkung richtete, vermutlich um ihn bei der Stange zu halten, und daneben zwei ältere Herren, die offenbar immun gegen ihren Charme waren. Die Sitzordnung war bestimmt kein Zufall. Er saß am Ende und würde immer als Letzter an die Reihe kommen, sodass sie nicht nur ihre eigenen Karten, sondern auch die sichtbaren Karten der anderen Spieler in ihre Berechnungen miteinbeziehen konnte, bevor sie ihm ihre Anweisungen gab.
    Will holte die Jetons aus den Taschen und schüttete sie vor sich auf den Tisch, als die ersten

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