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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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haltend, neugierig an, was für ein Tag ihn heute erwartet. Schließlich hat auch er gleich nach dem Erwachen böse Vorahnungen gehabt und würde sie jetzt sehr gern zerstreuen.
    Können wir?, fragen Sie und beginnen noch auf dem Weg in die Zimmerecke, wo Sie den nassen Regenschirm aufspannen und abstellen, zu diktieren. Offen gesagt, die Meldung an die Prager Zentrale hat immer ein paar obligatorische rituelle Eröffnungssätze, die spontan aus Ihnen herausfließen, aber weiter geht es dann nur zögerlich, in langsamstem und noch dazu stockendem Tempo, bei dem Sie, ein wenig mit der linken Schulter zuckend, im Zimmer Runden drehen und ab und zu stehen bleiben und Nešť fragen, ob Sie nicht zu schnell diktieren, obwohl Sie doch sehen müssen, dass das Gegenteil der Fall ist, der Hauptmann wartet ja die ganze Zeit auf Sie, er legt sogar den Stift weg und untersucht mit seinen neugierigen Fingerchen in der Zwischenzeit seine beiden Nasenkammern. Aber jetzt unterbrechen Sie das Diktat und fragen: Was ist mit Treblík?
    Ich habe gestern kurz vor Mittag mit ihm gesprochen, referiert Nešť. Ich glaube, du hast recht gehabt. Er scheint uns etwas vorzuenthalten. Er weiß viel mehr, als er mitzuteilen bereit ist.
    (Treblík war Láskas Kumpel, Láskas Duo, also wusste er nur zu gut, dass er für sein Verschwinden verantwortlich war. In den ersten Wochen hatte er alle Krankenhäuser in der Gegend abtelefoniert und in den Leichenhäusern immer verzweifelter nach irgendeiner unidentifizierten Leiche geforscht. Am Ende latschte er die Leichenhäuser persönlich ab und ackerte sich, wie ein immer unglücklicherer Liebhaber nach Láska suchend, dort durch blau angelaufene Körper durch. Als aber noch mehr Zeit verstrich und der ursprünglich unterdrückte Gedanke an Láskas etwaige Emigration an die Oberfläche stieg wie ein zerdrückter Bierbecher, endete Treblík in Haft. Eine noch frische Affäre um einen Angehörigen der sowjetischen Abwehr, der auf die andere Seite übergelaufen war, rief Befürchtungen hervor, es könnte auch in anderen Ländern des Friedenslagers zu einer Kettenreaktion kommen. Hier durfte nichts vernachlässigt werden. Direkt im Posten in der Běhounská, in so einem engen Abwasserschacht, wurde eine provisorische Gefängniszelle eingerichtet.)
    Und was ist mit Kočí?, fragen Sie weiter, obwohl Ihnen von Anfang an klar gewesen war, dass die Idee, einen Privatdetektiv anzuheuern, nicht zielführend sein würde.
    Er wird sich noch heute bei mir sehen lassen. Es ist an der Zeit, Ivan, sich Gedanken zu machen, wie es mit ihm weitergeht. Du weißt doch, dass sie sich in Prag höchst nachteilig über ihn geäußert haben. Dass er ein typisches bourgeoises Früchtchen ist und eine heute nicht mehr zu durchleuchtende Vergangenheit in der Ersten Republik und im Protektorat hinter sich hat. Ich denke, wir werdenmit ihm dann irgendein Arbeitslager füttern müssen. Wer ist eigentlich mit dieser Idee gekommen?
    Treblík. Treblík hat ihn zu uns gebracht.
    Aha, ich kann mich schon erinnern, lachte Nešť. Und mir, stell dir vor, stell dir das bloß vor, ist einen Moment lang der Gedanke gekommen, dass das ein Tipp von dir gewesen ist.
    (Und geben Sie’s zu, Major, dass es Sie jetzt kalt überlief.)
    Leutnant Treblík hockte zusammengekrümmt in der Blechschachtel, die in dem Abwasserschacht aufgehängt war. Und obwohl er dort im Großen und Ganzen alles hatte, was er brauchte, eine Flasche mit Wasser und etwas zu essen, und obwohl er regelmäßig auf die Toilette geführt wurde, war schon etwas zerbrochen in ihm, und er war bereit, Ihnen alles zu erzählen, eigentlich wartete er nur noch auf Sie. Am Ende hatte man nämlich in Láskas Leben dieses tückische Leck gefunden, von dem Treblík wusste und das er Ihnen verheimlicht hatte.
    Sie stemmten sich mit Nešť in die Radwinde und zogen Treblík herauf.
    Glaubt mir, Genossen, ich hatte es nicht für wichtig gehalten, weil Genosse Láska mit ihm überhaupt nicht in Kontakt stand, er hat sich nie mit ihm getroffen, hatte mit ihm absolut nichts zu tun. Es war nur ein sehr entfernter Cousin von ihm.
    Also Láskas Cousin ist Kriegspilot in der Englischen Königlichen Luftwaffe? Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als dass der Cousin eines Angehörigen unseres Elitekorps ein englischer Flieger ist! Kannst du das vielleichtverstehen, Genosse? Und wie kannst du, Genosse, überhaupt wissen, dass sie sich nicht miteinander getroffen haben? Und woher willst du wissen,

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