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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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entdecken. Aber er wußte, daß er da war.
    Er ging auf das Idol der ilsigischen Göttin Shipri zu, das sich in einer größeren Nische befand, wie er sich erinnerte. Dort würde es mondhell sein. Wenn er es schlau anstellte, konnte er seinen heimlichen Verfolger vielleicht in diese Helligkeit locken. Er tastete nach seinem Schwertknauf und eilte weiter.
    Und fluchte. Aus der Nische ertönten Stimmen. Aber natürlich. Shipri war eine Göttin der Liebe und Mutterschaft! Gäbe es für eine Prostituierte einen besseren Ort für ihr Gewerbe? Er schob das Gebüsch ein wenig auseinander.
    Da verstummte das Paar abrupt. Zuerst befürchtete er schon, es hätte ihn gesehen. Doch weder der Mann noch die Frau wandten sich in seine Richtung. Tatsächlich schienen ihre Augen sich überhaupt nicht zu bewegen. Nach einem Moment nahm der Mann das Gespräch wieder auf, doch die Frau schwieg. Nicht ein Wort kam über ihre Lippen, und ihre Augen hafteten am Gesicht ihres Partners.
    Alarm schrillte in Dayrnes Kopf. Er betrachtete den schwarzgewandeten Mann eingehender, konnte jedoch, von seiner Größe abgesehen, nicht viel erkennen. Eine ins Gesicht gezogene Kapuze verbarg seine Züge, der Umhang mögliche Waffen. Aber er war groß, zu groß für einen Raggah. Und er sprach Rankene.
    »Kommt mit«, sagte der Mann und krümmte den Finger. Die Dirne lächelte und fiel neben ihren Freier in Schritt. Sie verließen die Nische und schritten den breiten Kiesweg entlang.
    Ihre Schritte verursachten nicht das geringste Geräusch!
    Fast wäre Dayrne aus seinem Versteck gesprungen. Sein Schwert zog er bereits. Zauberei! Wenn er rasch zuschlug, kam der Unhold vielleicht nicht mehr dazu, zu reagieren. Ein rascher Streich durch den Hals - köpfen war die sicherste Weise, einen Hexer zu töten.
    Aber er hielt sich zurück. Das mochte zwar dieses Mädchen retten, aber was war mit den vermißten Dirnen? Er schuldete es Asphodel, daß er zumindest den Versuch unternahm, sie zu finden. Er war nicht glücklich über diese Aufgabe, und er verfluchte sein Loyalitätsempfinden. Trotzdem, er schuldete es ihr. Mehr war darüber nicht zu sagen. Etwas wußte er jedoch genau. Dieser Halunke war kein Raggah!
    Er folgte dem Paar. Offenbar kannte der Hexer den Park sehr gut. Shipris Nische befand sich in einem kaum frequentierten Teil der Anlage. Die Wege waren hier leer. Das Paar vor ihm näherte sich der hohen Mauer an der Südostecke. Dayrne rieb sich das Kinn. Er hatte erwartet, daß es sich auf einen der Eingänge zubegab. Wohin wollte es?
    In der Ecke, wo die beiden Mauern zusammenkamen, stand eine der größten Götterstatuen des Parks. Dayrne duckte sich hinter einen Busch, als der Hexer und sein Fang sich dem Vater des ilsigischen Pantheons näherten, dem mächtigen Ils.
    Der Hexer ließ das Mädchen im Schatten der Statue stehen, während er zur Verbindung der Mauern ging. Er legte die Linke auf einen Ziegel in Schulterhöhe der Ostmauer und die Rechte auf einen der Südmauer in Nabelhöhe. Gerade, daß er die beiden Steine erreichen konnte, und es kostete ihn Mühe, sie nach innen zu drücken.
    Dayrne hörte ein Mahlen von Stein auf Stein, und Ils' Statue bewegte sich auf ihrem Sockel.
    Der Hexer krümmte wieder den Finger, und die Dirne trat zu ihm. Er führte sie zu einem schwarzen Spalt zu Füßen des Idols, und Dunkelheit verschluckte sie. Dayrne biß sich auf die Lippe. Das Mädchen war wie ein Schaf zur Schlachtbank gegangen, wortlos, lächelnd, als hätte sie einen ganzen Beutel Krff geraucht.
    Wieder war das Mahlen zu vernehmen, der Spalt wurde verschlossen. Dayrne sprang aus seinem Versteck und raste zur Mauer. Welches waren die richtigen Steine? Er strengte sich an, sich zu erinnern. Er war größer als der Hexer und seine Arme waren länger. Er wählte ein Paar und drückte. Nichts tat sich. Er versuchte es noch einmal. Wieder nichts. Er war sicher, daß er den richtigen linken Ziegel hatte. Aber der rechte?
    Plötzlich bewegte sich Ils. Dayrne dankte seinen eigenen Göttern, trat an den Rand der Öffnung und blickte hinunter. Steinstufen führten in absolute Schwärze. Flüchtig wünschte er sich, er hätte eine Lampe oder Fackel, dann begann er hinunterzusteigen.
    Die Luft war drückend und modrig. Er blickte zurück zur Öffnung und dem Mondschein und holte noch einmal tief frische Luft. Er nahm sich nicht die Zeit, nach dem Schließmechanismus zu suchen, sondern umklammerte sein Schwert und tastete sich mit einer Hand an der glitschigen

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