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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Ihre Fuß- und Handgelenke bluteten, so sehr wehrte sie sich in ihren Fesseln.
    An ihrem Kopf stand der Hexer. Seine Augen weiteten sich plötzlich und richteten sich auf Dayrne. Der Singsang des Folterers erstarb in seiner Kehle. Die schimmernde Klinge, die er über der Dirne geschwungen hatte, wandte sich mit der Spitze auf den Gladiator, und er griff nach einem zweiten Dolch auf einem Instrumententisch neben sich.
    Zorn unterdrückte jeden Gedanken an Angst. Dayrne stürmte mit erhobenem Schwert auf ihn zu. Der Hexer trat hastig zur hinteren Seite des Altars, um so sein Opfer zwischen sich und den unerwarteten Angreifer zu bringen. Noch in der Bewegung drückte er die Spitzen seiner beiden Klingen aneinander und bellte einen kurzen Befehl in einer Dayrne fremden Sprache.
    Schmerz stach in des Gladiators Herz. Der Atem entwich ihm zischend, und er preßte die Zähne zusammen. Trotzdem zwang er sich, einen weiteren Schritt vorwärts zu machen, während er gleichzeitig gegen den unerwarteten Schmerz ankämpfte. Ein neuerlicher Schmerz durchbohrte ihn, und als er noch einen Schritt machte, wieder ein Schmerz, noch stechender als die vorherigen. Seine Knie gaben nach; das Zauberfeuer in seiner Brust verzehrte seine Kraft. Ein roter Schleier raubte ihm die Sicht. Seine Finger zitterten wie in einem Anfall um den Schwertgriff.
    Er kämpfte verzweifelt, nicht zu fallen. Jeden Augenblick erwartete er den Todesstoß durch einen der Dolche. Der Hexer hatte ihn leicht besiegt; Dayrne war vollkommen hilflos. Trotzdem blieb sein Gegner hinter dem Altar und seinem Opfer stehen.
    Da sah Dayrne Angst, nicht Triumph, im Gesicht des Feindes.
    Gegen den Schmerz ankämpfend, schleppte er sich zum Eingang zurück. Mit jedem Schritt ließ der Druck auf sein Herz ein wenig nach. Er stützte sich auf die Klinke und rang keuchend nach Luft.
    Der Hexer senkte die Klingen. Schweiß glitzerte auf seiner Stirn, und das Glühen der Öllampen verlieh ihm ein teuflisches Aussehen.
    Dennoch, die Furcht war unverkennbar. Dayrne sah sie in diesen dunklen, tiefliegenden Augen.
    Die Dirne schrie mitleiderregend: »Helft mir! Laßt nicht zu, daß er mich umbringt. Ich bin schwanger!«
    Dayrne blieb bei der Tür. Er brauchte einen Augenblick, um wieder zu Kräften zu kommen und um nachzudenken. Trotz seiner offensichtlichen Macht fürchtete der Hexer ihn. Warum?
    »Steht nicht herum wie ein nutzloser Eunuch!« schrie die Dirne, als ihr Retter sich nicht rührte. »Er wird mich.«
    Der Hexer runzelte die Stirn und drückte flüchtig einen Finger auf ihre Schläfe. Ihr Kopf sackte zurück, ehe sie ein weiteres Wort hervorbrachte. Ihre Augen schlossen sich, sie seufzte und erschlaffte.
    Doch fast unmittelbar darauf flogen ihre Lider wieder auf. Sie schrie und krümmte sich vor der Hand des Hexers zurück, soweit ihre Bande es zuließen.
    Der Hexer brüllte wütend, nahm beide Klingen in seine Rechte und packte mit der Linken die Frau am Haar. Er riß ihren Kopf hoch, dann schlug er ihn auf den Altar. Ein kurzer Seufzer entrang sich ihr, als ihre Augen zurückrollten und sich schlossen. Ein dünnes Rinnsal Blut sickerte unter ihrem Kopf das Kreuz hinunter und tropfte auf den Boden.
    »Ich werde dieses Lärms so leid«, sagte der Hexer verärgert.
    Dayrne sprang über die Schwelle, doch sein Gegner war ebenso schnell. Wieder berührten sich die Klingenspitzen, wieder brüllte er etwas in der fremden Sprache.
    Dayrne schrie, als Schmerz seine Brust zu zerreißen drohte, und ein Tränenschwall raubte ihm die Sicht. Aber er blieb auf den Füßen und warf sich auf den Altar. Erschrocken wich der Hexer zur Wand zurück, und seine Hände an den Dolchgriffen zitterten.
    »Welcher Gott mir auch die Macht entzieht, sie reicht immer noch aus für dich!« zischte er. Aber seine Stimme bebte.
    Dayrne lag auf dem Altar und der schlaffen Gestalt der Frau. Seine Finger gruben sich in ihre Schenkel. Er schnappte nach Luft für seine gequälte Lunge und versuchte gegen die Schwäche anzukämpfen, die seine Gliedmaßen lähmte. Er wollte mit der Schwertspitze zustoßen, aber seine Kraft schwand zu schnell, und sein Gegner wich aus seiner Reichweite.
    Der Hexer drückte sich nun an die Wand, und seine Angst war fast spürbar. Doch dann, als er Dayrnes Hilflosigkeit bemerkte, verwandelte sich seine Furcht in Ärger. »Ich kam den weiten Weg von Caronne zu dieser Kloake!« Er achtete immer noch darauf, daß seine Klingenspitzen sich berührten und auf den Gladiator deuteten.

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