Das Versprechen Des Himmels
Brust rundete, spielte an ihren Brustwarzen, bis er sie fest werden fühlte und sie schwerer atmete. Hierfür brauchte er nicht zu sehen.
»Gilla, bitte, laß mich ein.«
Die Luft war frischer geworden, und die Stille des frühen Morgens lag über der Stadt, als sie wieder zur Ruhe gekommen waren.
»Nach so langer Zeit könnte man meinen, daß es keine Überraschungen mehr gäbe«, flüsterte Gilla schläfrig und rollte sich von ihm weg. »Aber jedes Mal lassen wir die Welt neu erstehen.«
Lalo fand nur zögernd von dem Höhenflug der Gefühle herab. Er sah die Bilder seines Alptraums nun etwas gelöster, aber sie hatten ihre Klarheit behalten.
»Gilla - in meinem Leben hat sich so viel Seltsames ereignet. Dürfen wir das Risiko eingehen und sagen, es war nur ein Traum? Hör zu.«, fuhr er fort, als sie schläfrig murmelte. »Wir haben das Mädchen, Rhian, nie getroffen, erst als ich erblindet war, aber ich kann sie beschreiben - irgend jemand hätte mir wohl von der Farbe ihrer Augen oder Haare erzählen können, aber hätte er auch erwähnt, daß sie einen blauen Gazeschleier trägt, bestickt mit goldenen Kammuscheln am Saum, oder daß sie ein dunkelbraunes Mal auf dem rechten Handrücken hat?«
»Das ist wahr«, sagte Gilla und war plötzlich hellwach. »Du hast das Mädchen beschrieben.« Ihre Stimme wurde härter. »Aber wenn dein Traum eine Vorahnung war, dann wird Wedemir sterben!«
»Vielleicht war das nur eine der Möglichkeiten«, antwortete Lalo mit mehr Selbstsicherheit, als er empfand, während er Gilla an sich drückte, bis sie ruhiger wurde und ihre Anspannung nachließ. »Du mußt mich zur Magiergilde führen, Gilla, sobald es hell wird. Wir können unseren Sohn retten, wenn es mir gelingt, ihn davon abzuhalten, diese Tür aufzubrechen!«
Einmal, als er mit seiner Lehre anfing, hatte Darios in der Werkstatt seines Meisters eine Flasche zerbrochen und war schreiend geflohen, als der Inhalt lodernd explodierte. Ein rascher Spruch des Magiers hatte die Flammen umgekehrt, daß sie sich selbst verzehrten, bis die ganze Substanz aufgebraucht war, aber der Meister hatte Darios daraufhin mehrere Tage lang einen Dämon geschickt, der ihn mit beißenden kleinen Flammen peinigte. Nun träumt er, daß das
Feuer sich ausbreitet, die schweren Vorhänge verschlingt und sogar den Stein verzehrt. Die Magiergilde ist ein Inferno, Hitzeblasen bilden sich auf seiner Haut, das Licht blendet ihn. Er windet sich und schreit - und erwacht in der kalten Stille seiner Gruft. Schaudernd versetzt sich Darios wieder in Trance. Und erneut peinigt ihn der Traum. Diesmal ist es ein Buch, das zu lesen ihm verwehrt war. Wenn er es jedoch einmal öffnet, kann er der Tyrannei seiner Meister entfliehen, denn dann ist ihr Wissen auch das seine. Er betritt den Raum und legt die Hand auf den Buchumschlag. Licht schießt aus dem Inneren, als er ihn öffnet, das Gleißen explodiert, der Buchdeckel wird aufgerissen. Darios kämpft darum, das Buch wieder zu schließen, aber er kennt den Spruch nicht. Er schreit, und die Welt wirbelt davon.
Zweimal aus einem Alptraum zu erwachen ist ein unheilverkündendes Omen. Darios würde gerne wach bleiben, aber im wachen Zustand ist er sich seines Hungers bewußt, der Kälte und der Einsamkeit. Er umgibt sich mit allen Zaubersprüchen, die er kennt, und versucht erneut, ruhig zu werden. Aber wieder träumt er, obwohl er dagegen ankämpft. Diesmal sind Gefährten bei ihm, Zauberlehrlinge wie er vielleicht, die einen Schatz suchen. Sie setzen an, einen Haufen Steine abzutragen, lachend werfen sie die Brocken von sich. Er versucht, sie aufzuhalten, aber bald kommen sie an eine große Steinplatte, die in den Boden eingelassen ist. Etwas steht darauf geschrieben - Darios versucht es zu lesen, aber die anderen sind ihm im Weg. Er sieht, wie sie daran zerren, und dann schießt Licht aus der Erde und schleudert ihn fort. Verzweifelt schreit er Rhians Namen und erwacht, als er das Klirren von Metall auf Stein vernimmt...
Lalo und Gilla erreichten die Magiergilde, als die Sonne über dem neu vergoldeten Kuppeldach des Ils-Tempels aufging. Wedemir und seine Freunde arbeiteten bereits. Die protestierende Latilla war zu Hause gelassen worden, wo sie auf Alfi aufpassen mußte, aber Vanda und Rhias waren da, was Lalo bereits wußte. Wedemirs Stimme klang ein wenig verärgert, als Lalo ihn bat, mit der Arbeit aufzuhören. Lalo seufzte. Es war schwer genug gewesen, Gilla zu überzeugen, warum sollte sein Sohn
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