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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Mißbilligung in seinen Augen zu lesen?
    Rhian seufzte. »Wedemir ist herzlich und voller Leben. Wenn ich bei ihm bin, fühle ich mich sicher. Ich weiß, daß ich geliebt werde. Aber ich gab Darios mein Wort.«
    »Solche Versprechen gelten nicht über den Tod hinaus«, sagte Lalo.
    »Darios ist nicht tot.«
    »Das sagt sie immer wieder!«
    Lalo zuckte zusammen, als er erkannte, daß Wedemir ins Zimmer gekommen war.
    »Rhian, wenn er nicht tot ist, dann hat er dich verlassen! Du schuldest ihm nichts!«
    »Ich kann seine Gegenwart fühlen! Falls er tot ist, dann ist es sein Geist, der mich verfolgt!«
    Ihre Worte klangen nun härter, und Lalo fühlte ihre Gegenwart klarer. Sie wandte sich Wedemir zu, ihr Blick glänzte, als hätten sich ihre Augen mit Tränen gefüllt. Oder war es nur der Schmerz in ihrer Stimme, der ihn sie so sehen ließ?
    »Er ist in meinen Träumen, Wedemir - Darios ist in Finsternis gefangen und kann sich nicht befreien!«
    In Finsternis gefangen! dachte Lalo. Wie ich! Einen Augenblick lang überkam ihn ein Entsetzen, das nicht sein eigenes war. Er konnte Stimmen hören, die Sonne auf seinem Gesicht fühlen und seine Lunge mit dem Wind füllen. Zum erstenmal, seit er erblindet war, erkannte er, daß es noch schrecklichere Schicksale als das seine gab.
    »Er ist noch nicht tot«, fuhr Rhia fort. »Aber er stirbt. Er wurde lebendig begraben, und wenn ich ihn nicht finden kann, wird er in der Finsternis verhungern. Er hat die Hoffnung verloren, aber er denkt noch an mich.«
    Wieder durchdrang eine Spur Panik Lalos Bewußtsein, so als ob die Gefühle des Mädchens ihn beeinflußten.
    »Aber wo?« rief Wedemir aus. »Die Spuren der Zerstörung sind zum größten Teil schon beseitigt.«
    »Noch nicht überall.«, sagte Rhian langsam. »Niemand hat es gewagt, die Ruinen der Magiergilde anzurühren. Dort hat Darios gewohnt. Wenn er nun Zuflucht im Keller suchte und dort eingeschlossen wurde? Diese Möglichkeit raubt mir den Schlaf.«
    »Das läßt sich leicht feststellen!« Wedemir lachte. »Ich hole mir im Palast eine Genehmigung zur Ausgrabung, dann gehe ich mit ein paar Kameraden und einigen Hacken und Schaufeln hin und wühle den Schutt um. Wir werden deinen Geist zur Strecke bringen, Rhian.«
    Lalo fühlte die plötzliche Feindseligkeit zwischen den beiden. Er verstand Wedemirs Reaktion - er kämpfte um seine Liebe. Aber die rankanische Eleganz verbarg eine Frau aus reinem Stahl. Der Junge würde sich um jede Chance bei ihr bringen, wenn er so weitermachte, gleichgültig, was die Grabenden fanden. Warum konnte Wedemir das nicht sehen? Lalos Miene wurde beschwörend, als wollte er seinem Sohn mit einem Blick bedeuten, still zu sein. Aber er wußte, daß er durch die beiden hindurch sah und daß Darios versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen.
    Darios weiß, daß er träumt, denn in seinen Träumen kann er sehen. Aber wenn er die Augen öffnet, in der Dunkelheit, überkommt ihn Furcht. Er wird sterben... Warum versucht er diesen Körper am Leben zu erhalten, wenn es doch nur ein Ende geben kann? Er wird durch die einzige Tür gehen, die sich für ihn öffnen kann, und hoffen, daß ihm die Götter all die kleinen Betrügereien und Ärgernisse eines Studenten der Magie vergeben werden.
    Ich habe nichts wirklich Böses getan, sagt er sich selbst. Noch irgend etwas besonders Gutes, denkt er weiter. Aber etwas gab es doch, für das ihn der Richter verurteilen könnte, obwohl er glaubt, daß kaum ein Mann in oder außerhalb der Magiergilde Anstoß daran nehmen würde. Er hatte eine Frau getäuscht, um ihre Liebe zu erlangen.
    War das schlimm? Und er fragte sich: Welche Folgen würde diese Täuschung für mich - für uns - haben, wenn ich am Leben bleibe? Er denkt an Rhians Schönheit und erkennt, daß seine eigene Falschheit diese Schönheit nach und nach beflecken würde. Da ihm der Blick nach außen verwehrt ist, wird der Blick nach innen klarer, er zeigt ihm eine Zukunft, in der eine Täuschung zur nächsten führt, bis er Rhian haßt, dafür, daß er in ihr seine eigene Unzulänglichkeit erkennt - bis er diesen klaren Blick haßt und schließlich vernichtet, der ihn daran hindert, sich so zu sehen, wie er sie ihn hatte sehen lassen.
    Muß er deswegen leiden? Jetzt erkennt Darios jedoch sein Vergehen. Er ist nun gewiß genug gestraft. Erneut versucht er sich des Siegels an der Tür zu erinnern, an das Muster, das er erkennen muß, um sich zu befreien... Aber er kann es nicht sehen 1 .
    Es ist auch

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