Das Versprechen Des Himmels
berauben?«
»Ich habe vergessen zu erwähnen, daß du auch keine dummen Worte versuchen sollst, mich zu überreden«, teilte er ihr in dem gleichen ruhigen Ton mit. »Wir wissen alle, woher das Geld stammt. Sogar mein Preis ist dort drin - der Preis, den die Sklavenhändler deinem Lakaien Tarkle für mich gezahlt haben. Ich muß Jubal einiges mehr zahlen, um mich wieder frei zu fühlen; er hat mich gekauft, Amoli, alte Freundin.«
Sie zitterte, und ihre Augen waren weiterhin weit aufgerissen und so glasig wie ihre Ohrringe. »Ich gebe dir.«
»Du wirst mir die Perlen geben, Amoli, und sechshundert Stücke Gold. Nur sechshundert.«
»O nein, nicht die Perlen!« Ihre Hand griff danach.
Er wußte sofort, daß es so war, wie er vermutet hatte; es waren wirklich wertvolle Perlen, und sie bedeuteten ihr mehr als das Gold. Hanse war zufrieden. Er sagte: »Die Perlen.«
Sie gab einen schluchzenden Laut von sich. Als sie seinen unerbittlichen Blick sah, seufzte sie tief und wischte Klamotten von dem, was wie ein niedriger Tisch aussah. Das enthüllte, daß es sich dabei um eine lange Truhe von ordentlicher Größe handelte. Nach einem Zögern und einem weiteren Seufzer kniete sie sich daneben. Er sah zu, wie sie einen großen schwarzen Schlüssel aus ihren Kleidern hervorkramte.
»Er hat mich dazu gezwungen, Hanse. Ich habe nicht.«
Er bewegte sich ein paar Schritte, um zwischen sie und die Tür zu gelangen. Er hatte seinen erhobenen Arm entspannt, sorgte aber dafür, daß sie das flache grifflose Wurfmesser zwischen seinen Fingern sehen konnte. »Du hast Glück, daß du nicht diesen Stecher in deinem Schlüsselkasten stecken hast und geradewegs ins Nichts starrst, während ich das Ding öffne«, erklärte er ihr. »Hör einfach auf zu plappern. Sowohl du als auch Marype werdet diese Stadt verlassen. Ich hoffe, du liebst ihn nicht, Amoli. Ich hatte beschlossen, dich davonkommen zu lassen.«
»Ich liebe ihn nicht«, sagte sie. »Aber, verdammt, ich liebe diese Perlen.«
Er lächelte und beobachtete, wie sie den Deckel des Sarges öffnete. Sie nahm die Säcke heraus und begann damit, Goldmünzen in einen davon zu zählen. Für Nachtschatten klangen die klimpernden Geräusche, als ob ihm parfümierte Lippen süße Nichtigkeiten ins Ohr flüsterten.
»Da ist sicher eine Menge mehr drin als sechshundert Imperiale, nicht wahr?« meinte er im Plauderton.
Entweder hielt es Amoli für klüger, nicht zu antworten - oder vielleicht war sie zu ärgerlich, darüber nachzudenken, wieviel da war und wieviel davon ihr genommen wurde.
»Was meinst du, wiegen fünfhundert Imperiale?«
»Längst nicht genug, um so wichtig zu sein«, sagte sie.
»Amoli«, sagte er in gefährlichem Ton, »ich habe gefragt.«
»Ein paar Pfund. Drei oder vier.«
»Wenn du fünfhundert in den Sack abgezählt hast, wirf einfach die Perlen obendrauf und zähl den Rest in einen anderen.«
»Oh, Hanse, meine Perlen. oh, es tut mir so leid.« Sie begann zu schluchzen.
»Nun, ich könnte dich die Perlen behalten lassen, aber sie würden sie dir wahrscheinlich sowieso abnehmen.«
»Wer?«
»Die Kerle auf dem nächsten Schiff, das nach Bandara fährt, nachdem ich dich ihnen verkauft habe.«
Dieses Mal schluchzte sie lauter und erbebte.
»Oder Kadakithis' Kerkerwache, sobald ich dich ihm übergeben habe«, sagte Hanse in dem gleichen leisen Ton. »Wußtest du, daß ich eine ganze Nacht gefesselt in einem Sack im Laderaum dieses verdammten Schiffes verbracht habe, Amoli? Oh, ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, Amoli.«
Weinerlich straffte sie sich und hob beide Hände, um ihre Perlen abzunehmen. Sie ähnelte einer Mutter, die von ihrem verstorbenen Lieblingskind Abschied nimmt. Liebevoll und bedauernd plazierte sie das Halsband in dem Sack. Und schniefte laut.
»Ich bin so dankbar, daß du dich entschieden hast, klug zu sein, Amoli«, erinnerte Hanse sie. »Ich töte nicht gern, aber wenn ich einen Stecher nach jemand werfe, ziele ich gewöhnlich auf die hellste Stelle. Du weißt schon, das Auge.«
Die Edelstein-Anhänger an ihren Ohrringen klimperten bei ihrem Erschaudern. Sie schniefte wieder und schauderte erneut, als sie einen Seitenblick auf einen unglaublich roten Kater erhaschte, der groß genug war, um einen Dämon innehalten zu lassen. Sie wischte sich die Augen mit den Fingern. Und sie begann, Goldmünzen in einen neuen Beutel aus weichem Leder zu zählen.
»Verzichte darauf, mich an den Prinzen oder die Sklavenhändler zu übergeben«,
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