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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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zog Wunder alle Krallen ein, sammelte sich und sprang über den Kopf seines verrückten Menschen auf das Dach. Er lief sofort weiter und hielt erst auf dem Firstbalken an. Mit peitschendem Schwanz gab er vor, die ganze Zeit nur daran interessiert gewesen zu sein, einen bestimmten Fleck an seinem Fell zu putzen. Er blickte sich beiläufig um und sah Nachtschatten rittlings auf dem Firstbalken sitzen und ein dünnes und teures Seil von seiner Hüfte abwickeln.
    »Wenn du nicht auf mich kletterst«, murmelte Hanse über die Schulter, »wird es für dich viel schwerer, hinunter zu kommen.«
    Wunders Schwanz bewegte sich vor Unentschlossenheit rastlos hin und her, aber er gab vor, sich weiter putzen zu müssen. Ein weiterer flüchtiger Blick sagte ihm, daß der Mensch sein Seil befestigt hatte und sich über die Dachkante hinabließ. Während er den Firstbalken entlangschlenderte, hielt der große Kater an, um seinen Kopf zu senken und in Nachtschattens Augen zu starren. Ziemlich zart für ein Tier seiner Größe, trat Wunder auf die schwarzgekleidete Schulter. Er sank nach unten.
    Nicht weit. Amoli sonnte sich gern und hatte sich daher vor ihrem Fenster einen kleinen Balken mit Geländer bauen lassen. Für sie war er bei Nacht nutzlos. Nicht so für Nachtschatten. Er flüsterte »Wir sind da« und war Augenblicke später bereit, das dunkle Zimmer zu betreten. Es war alles so einfach, daß.
    Außer, daß sich genau in dem Moment, als er sich über das Fenstersims schwingen wollte, die Tür vom Korridor öffnete und Licht das Zimmer durchflutete.
    ». sobald wir genug Geld durch das Sklavengeschäft angesammelt haben«, sagte eine Stimme; und es war Marype, der direkt hinter Amoli war. Mit diesen wenigen Worten hatte er Hanse alles erklärt, über was der Dieb nachgedacht hatte.
    Kater und Fassadenkletterer schmiegten sich flach an die Fassade. Wie er es vor langer Zeit von seinem Mentor Cudget gelernt hatte, versuchte Nachtschatten nicht, zu sehen oder die Luft anzuhalten; er kontrollierte sein Atmen, während er lauschte. Er hörte, wie die Tür geschlossen wurde. Er mußte nicht hinschauen, um sich bewußt zu sein, daß das Licht in dem Zimmer geblieben war. Er hörte nicht, wie die Truhe geöffnet wurde, vernahm aber das Klimpern und dann das Schließen einer Klappe. Ein Schlüssel wurde in einem Schloß gedreht.
    »Immer ein Vergnügen«, sagte Amoli.
    ». Geschäft mit Tarkle«, murmelte die Stimme von Marype, und die Tür öffnete sich erneut und wurde wieder geschlossen. Das Licht blieb. Nachtschatten blieb, wo er war. Sein Kopf war aufgerichtet, so daß er zu einer langsam vorbeitreibenden Wolke aufschauen konnte. Als er entschied, daß sie weit genug getrieben war, erhob er sich und betrat Amolis Privatgemach.
    Sie saß ein paar Fuß vor ihrem Bett an ihrem kleinen Tisch und sah in den kostspieligen Electrum-Spiegel, den sie vor sich aufgestellt hatte, während sie ihre hochfrisierten Haare richtete. Mit Augen, die viel größer waren als die Goldmünzen, die >Imperiale< genannt wurden, starrte sie auf das dunkelgekleidete Spiegelbild des jungen Mannes hinter ihr. Der Ellbogen seines erhobenen linken Armes deutete auf sie; die Hand war knapp hinter seinem Ohr. Amolis Augen begannen zu flackern, und ihr Mund öffnete sich.
    »Wenn du versuchst zu schreien oder nach etwas zu greifen, werfe ich«, teilte er ihr ruhig mit. »Ich weiß, wer Tarkle gesagt hat, auf welche Weise er mich loswerden soll. Ich weiß, wer Tarkle bezahlt. Ich weiß, was du und Marype vorhabt. Ich weiß, daß du ihm erzählt hast, daß ich in jener Nacht dort gewesen bin, kaum daß ich hier weggegangen bin. Außerdem habe ich gerade euch beide gehört. Amoli, öffne die Truhe.«
    Sie starrte ihn im Spiegel an. »Ich - er hat den Schlüssel mitgenommen.«
    »In diesem Fall werden wir einfach das Schloß beschädigen müssen. Darin bin ich kein Anfänger.«
    Langsam drehte sie sich um. Langsam erhob sie sich - drall und weich, blaßblaue Seide, übersät mit Juwelen und glitzernden Perlen. Nun erst bemerkte sie das große rote Tier.
    »Oh!«
    Wunder antwortete mit einem langen Knurren.
    »Ruhig, Wunder, sie ist zu schlau, um etwas Dummes zu versuchen, wo wir beide mit all diesen scharfen Dingen bewaffnet sind.« Er schenkte Amoli einen offenen Blick. »Erinnerst du dich, daß ich dir von meinem Kater erzählt habe, der auf Angriff dressiert ist? Hast du geglaubt, ich scherze?«
    »Hast du vor, das Geld zu nehmen, Hanse? Willst du mich

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