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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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dahinschleicht.«
    »Aber Myrtis«, warf Feltheryn ein, »einige Frauen werden tatsächlich vergewaltigt.«
    »Aber natürlich passiert ihnen das!« bestätigte die Bordellmutter. »Und einige werden ermordet, einige werden beraubt, einige werden gequält, und eine ganze Menge werden in ihrem ehrbaren Eheleben von ihren Männern in ihrem gemütlichen kleinen Zuhause verprügelt. Die mit Abstand meisten Frauen sterben bei der Geburt eines Kindes! Aber das Leben dreht sich eben um das Leben, Meister Schauspieler, nicht um den unbedeutenden kleinen Moment an seinem Ende, wenn man stirbt. Oh, einige dieser verängstigten Frauen sind gute Freundinnen von mir, und ich gebe mir alle Mühe, sie zu verstehen. Aber es erscheint doch dumm, einer Vergewaltigung eine derart große Bedeutung zuzumessen, wenn für die Frauen in dieser Stadt die Gefahr, beraubt oder ermordet zu werden, sehr viel wahrscheinlicher ist. Das, worauf es ein Vergewaltiger wirklich abgesehen hat, kann er nicht bekommen, es sei denn, die Frau gestattet es ihm, und das ist nicht ihr Körper, sondern ihre Würde. Sie mag den körperlichen Aspekt abstoßend finden, vielleicht sitzt er ihr Leben lang wie ein Krebsgeschwür in ihr, wenn sie das zuläßt, aber ganz offen, niemand kann meinen Körper benutzen, um mich zu demütigen. Ich bin ein Geschöpf aus Fleisch und Blut, aber ich bin auch mehr als das. Ich bin eine Frau und unbändig stolz darauf, und das können mir weder Schmerzen noch Erniedrigung nehmen. Abgesehen davon werden auch Männer vergewaltigt; also taugt die Verkleidung auf lange Sicht gar nicht so viel. Genaugenommen wäre es in Freistatt nicht einmal sehr viel besser, sich als Ziege zu verkleiden!«
    »Ich habe schon davon gehört, daß auch Ziegen vergewaltigt werden«, meinte Feltheryn.
    »Erst seit dem Zustrom von all den Fremden, die an den Mauern arbeiten.« Myrtis lächelte. »Aber um auf das Thema zurückzukommen, ich glaube, ich kenne ein Mädchen, das die Voraussetzungen erfüllt. Sie heißt Sashana. Ihre Familie ist von Raggah in der Wüste getötet worden. Sie hat sich in den Dünen versteckt, und weil sie noch sehr jung war, ist es ihr gelungen, als Junge bei der nächsten Karawane unterzuschlüpfen, die vorbeizog. Das war unter den gegebenen Umständen eine vernünftige Maßnahme, aber jetzt lebt und kleidet sie sich wieder wie eine Frau. Sie ist tatsächlich eine derart bezaubernde Frau, so daß ich mir oft gewünscht habe, sie hätte etwas weniger Geld gehabt, als sie nach Freistatt gekommen ist. Sie hätte mir ein Vermögen einbringen können! Ich werde Euch ihre Adresse und einen Brief an sie geben, in dem steht, wer Ihr seid. Sie verkleidet sich zwar nicht mehr, aber sie geht auch kein Risiko ein!«
    Als Feltheryn das Aphrodisiahaus verließ, war es bereits zu spät, um Sashana noch einen Besuch abzustatten. Heute abend würde eine Aufführung stattfinden, er mußte sich schminken, und davor benötigte er noch eine kleine Ruhepause. Schließlich war er ja kein junger Mann mehr. Als er. durch die Straße der Roten Laternen ging, bemerkte er, daß alle Wandzeitungen verschwunden waren, und wenn doch noch ein paar dort hingen, waren sie zumindest genug verunstaltet, um für die Passanten uninteressant zu sein. Feltheryn kehrte zum Theater zurück, stieg die Treppe zu dem Zimmer hinauf, das er mit Glisselrand bewohnte, und legte sich neben sie auf das Bett.
    Einen Augenblick lang brachte ihn die Anregung, die ihm Myrtis' elegante Umgebung beschert hatte, auf den Gedanken, seine Hauptdarstellerin zu einem nachmittäglichen Liebesspiel zu wecken, aber daran zu denken, führte schnell dazu, davon zu träumen, und in seinen Träumen war er noch mehr Mann, als er es tatsächlich jemals gewesen war. Mit dem Alter hatte er die eine Wahrheit entdeckt, der sich ein junger Mann nicht zu stellen wagt, daß Träume immer besser als die Realität sind.
    Lady Sashana wohnte in einem kleinen, aber gut eingerichteten Haus in einer der besten Wohngegenden, die Freistatt zu bieten hatte. Sie beschäftigte nur wenige Diener, doch jeder von ihnen war stark und gesund, und Feltheryn, der in ihrem Empfangszimmer wartete, vermutete, daß sie ihr auch als Leibwächter dienen konnten. Die Wände des Empfangszimmers waren mit Regalen versehen; darin standen Schriften, schöne Bände, die in feines Leder gebunden waren. Als Feltheryn die Titel las, verstand er genau, warum Myrtis ihn zu Sashana geschickt hatte. Die meisten der Schriften waren

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