Das Versprechen Des Himmels
mit ihrem Wein, der der edelste und beste überhaupt war, der Nektar für Kaiser und Könige, und Leute mit auserlesenem Geschmack wußten ihn zu rühmen von Mygdonien ganz im Norden bis Freistatt im Süden.
Mariat, die aus einem kleineren Adelshaus in Ranke stammte, hatte den forschen jungen Kranderon geheiratet, den Erben des Aquinta-Weinimperiums. Fast vierzig Jahre lang war ihr Leben angenehm, kultiviert und aristokratisch gewesen. Sie war an die erleseneren Dinge des Lebens gewöhnt gewesen, hatte Bälle, Abendgesellschaften und Weinfeste gegeben. Der ehemalige rankanische Kaiser Abakithis hatte ihr Weingut oft persönlich besucht, um eine Auswahl für die Aufstockung seines Weinkellers zu treffen. Er hatte Kranderon und Mariat sehr geschätzt.
Aber bedauerlicherweise kommt es vor, daß Kaiser das Zeitliche segnen und Kaiserreiche in andere Hände übergehen. Theron, der neue rankanische Kaiser, war zwar ein brillanter Stratege, hatte jedoch nicht viel übrig für die Feinheiten von Kultur und Etikette. Er zog Bier in großen Mengen einer feinen Auswahl erlesener Weine nennenswerter Jahrgänge vor.
Und Kranderon, weitblickend in geschäftlichen Dingen, war kurzsichtig in politischen und militärischen.
Als das Rankanische Reich durch Intrigen, Aufstände und Verrat auseinanderfiel, wechselten die ehemaligen Verbündeten und Freunde Abakithis' in Therons Lager, versicherten ihn ihrer Loyalität und leugneten jegliche Verbindung zum ehemaligen Kaiser, der sie als Freunde und Ebenbürtige behandelt hatte.
Kranderon war jedoch nicht so schnell bereit, seinen alten Freund Abakithis zu vergessen. Der Weingutbesitzer kritisierte offen Therons Regierung und ließ seine Meinung durchblicken, der neue Kaiser habe Hochverrat begangen, da er bei dem Attentat auf seinen Vorgänger zumindest eine passive Rolle gespielt habe. Seine Loyalität gegenüber dem ermordeten Kaiser kam ihn teuer zu stehen.
Als Ranke von Unruhen heimgesucht wurde und zerfiel, plünderten viele Banden die abgelegenen Provinzen. Theron fand gute Ausreden, rankanische Truppen von Aquinta abzuziehen. Kranderon machte sich jedoch keine Sorgen, denn er war überzeugt, daß er und seine Männer mit disziplinlosen Banditen fertig würden.
Eines Nachts jedoch, vor neun Monaten, überfiel eine erstaunlich gut organisierte Truppe von Räubern das Weingut. Zwar trugen die Männer bunt zusammengewürfelte Kleidung und Waffen wie Gesetzlose, kämpften jedoch mit der Disziplin und Taktik erfahrener Soldaten und Veteranen vieler Feldzüge.
Kranderon und seine Männer wurden überrannt. Der Junker von Aquinta sah seinen einzigen Sohn fallen, als er ritterlich kämpfte, um seine junge Gemahlin zu beschützen. Er selbst wurde gefangengenommen und gezwungen, zuzusehen, wie die als Banditen maskierten Soldaten neben dem Leichnam ihres gefallenen Gemahls ihr derbes Spiel mit seiner Schwiegertochter trieben, der Mutter seiner drei Enkel. Als sie mit ihr fertig waren, hielt ein Mann ihren Kopf am Haar zurück und durchschnitt ihr die Kehle. Die Unholde sahen lachend zu, wie ihr Blut hoch in die Luft schoß.
Sie zertrampelten und verbrannten einen großen Teil der Reben und drangen in die Keller ein, wo sie die Fässer mit kostbarem Wein zerschmetterten. Kranderon sah zu, wie ein Vermögen an Wein über den Boden floß und sich mit dem Blut der gefallenen Verteidiger vermischte. Dann töteten die Halunken den Junker, indem sie ihm eine seiner jungen, elastischen Reben um den Hals schlangen und ihn damit aufhängten. Während Kranderon langsam erstickte, schossen sie Pfeile so in seinen Körper, daß sie den Tod nicht beschleunigen, wohl aber des Junkers Schmerzen ins Unermeßliche erhöhen würden. Dann ritten sie hinaus in die Nacht, ohne irgendwelche Beute mitzunehmen, die Räuber sich nicht hätten entgehen lassen.
Diese Botschaft war für alle anderen Junker in abgelegenen Landstrichen eindeutig. Theron war ein rachsüchtiger Mann. Die anderen Großgrundbesitzer eilten an Therons Hof, um sich dort den Reihen von Speichelleckern anzuschließen, die sich an die letzten Fetzen eines verderbten, verfallenden Reiches klammerten.
Aber der Überfall auf die Weinkellerei Aquinta hatte seinen Zweck nicht völlig erfüllt. Mariat hatte sich mit ihren Enkelkindern - Kendrick, Darseeya und dem fünfjährigen Timock - in einem Geheimgewölbe unter den Weinkellern versteckt. Diese dunklen Katakomben waren nur Kranderon und Mariat bekannt gewesen. Dort hatten sie
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