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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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vorsichtigerweise ihre feinsten, teuersten Jahrgänge versteckt. Mariats schnelle Reaktion hatte ihre Enkel und sie selbst vor der brutalen Gewalt gerettet, mit der das Weingut in jener Nacht heimgesucht worden war.
    Die vier überlebenden Angehörigen der Familie Kranderon verließen am nächsten Tag ihr Versteck und krochen durch die Ruine des einst beeindruckenden Weinguts. Trotz des noch anhaltenden Schocks konnte Mariat die überlebenden Dienstboten zusammenrufen und die Toten beerdigen lassen. Auch in den nächsten Tagen gönnte sie sich den Luxus der Trauer nicht, denn sie wußte, daß sie schnell handeln mußte, wollte sie das Überleben ihrer Familie sichern. Sie holte das ersparte Geld ihres Gemahls aus seinem Versteck (es war eine beachtliche Summe) und sorgte für eine Karawane, die sie in den Süden bringen sollte, wo sie vor Therons Rache sicher sein würden.
    Mariat belud einen Wagen mit dem edelsten Wein ihres Gemahls. Die Flaschen, die schon zuvor genug eingebracht hätten, ein kleines Königreich zu erstehen, waren nun in ihrem Wert noch um ein Vielfaches gestiegen, da es die Aquinta Kellerei nicht mehr gab. Die Tragödie, die Mariats Familie zerstörte, hatte der Frau ein Vermögen in die Hand gegeben. Die Ironie entging ihr nicht.
    In den zweiten Wagen lud sie die paar persönlichen Sachen, die ihre Familie mitnehmen würde, und ein Geheimnis, das zu erfahren sie und ihre zuverlässigsten Diener bis tief in die Nacht gearbeitet hatten. Dieses Geheimnis war Mariats Schlüssel zu einem neuen Leben für ihre Familie in Freistatt.
    Und nun war sie hier in der Stadt neuer Hoffnungen und Möglichkeiten. Als das erste Grau des neuen Morgens durch das Fenster ihres Zimmers im >Warmen Kessel< lugte, streifte Mariat sowohl die Bande des Schlafes wie auch die Ketten der Vergangenheit ab. Sie weigerte sich, sich von Selbstmitleid oder Trauer von ihrem neuen Weg abhalten zu lassen. Es war ein neuer Tag in Freistatt und Zeit für einen Neuanfang.
    Mariat dachte sogar, daß es ein schöner Tag für ein Picknick mit den Kindern außerhalb der Stadt werden würde.
    Es wird gern angenommen - obwohl es absolut nicht zutrifft -, daß Bösartigkeit und Häßlichkeit immer Hand in Hand gehen. In Bakarats Fall jedoch vereinten sich diese beiden Eigenschaften in unschöner, aber vollkommener Harmonie.
    Seine Geschäftspartner und andere (doch diese nicht ins Gesicht) nannten ihn Kröte. Ein Blick auf ihn bestätigte die Trefflichkeit dieses Spitznamens.
    Gesäß und Bauch waren bei ihm von gewaltigem Ausmaß. Jene, die mit ihm zu tun hatten, fragten sich so manches Mal, ob sie die Türen ihrer Geschäftsräume verbreitern lassen müßten, damit er an ihren Besprechungen überhaupt noch teilnehmen konnte. Auf diesen Massen und Wülsten schwabbligen Fleisches saß der grauenvolle Auswuchs eines Kopfes. Wie in Verhöhnung menschlicher Züge sah Bakarats halsloser Schädel aus, als hätte ein Gott mit irrem Humor lebendem Fleisch die Form einer menschgewordenen Kröte gegeben.
    Aber Bakarats Verstand war keineswegs so schwerfällig wie sein Gang. Kröte war als der erfolgsreichste Kaufmann und Unternehmer in Freistatt bekannt. Obwohl alle sein Aussehen abstoßend fanden, konnte es sich niemand leisten, den reichen Kaufmann zu beleidigen.
    Kröte hatte seinen erhabenen wirtschaftlichen Status auch nicht auf ehrliche Weise erworben. Wie der legendäre Jubal leitete er eines von Freistatts leistungsfähigsten Informationsnetzen und eine der straffsten Verbrecherorganisationen. Tatsächlich ging das Gerücht um, daß Jubal seinen mächtigen Konkurrenten nur deshalb nicht um die Ecke hatte bringen lassen, weil Bakarat ihn sehr gut bezahlte, seinen Unternehmen gegenüber ein Auge zuzudrücken.
    Doch Bakarat war auch für seine Sachkenntnis und den schlauen Einsatz geschäftlicher Unternehmungen bekannt. Das war der Grund, weshalb Mariat am Tag nach dem Picknick einen Termin mit ihm vereinbart hatte.
    Es war schön gewesen, mit den Kindern eine Zeitlang saubere Landluft atmen zu können. Doch der Tag war für die Winzerwitwe auf mehr als eine Weise lohnend gewesen. Denn das Land um Freistatt, das sie sich angesehen hatte, sagte ihr sehr zu, und sie war überzeugt, daß viel, was jahrelang brachgelegen hatte, einem nützlichen Zweck zugeführt werden konnte.
    Nun hatten die geschäftlichen Erfordernisse Mariat, wenngleich zögernd, zu Bakarat geführt. Es gelang ihr gekonnt, den Ekel, den sie bei seinem Anblick empfand, hinter

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