Das Versprechen des Opals
Ende doch zu viel für die wackere Matriarchin.
Miriam schlug die Augen auf und trank dankbar aus dem Glas, das Chloe ihr an die Lippen hielt. »Gib mir meine Tabletten!«, befahl sie. »Und hört auf mit dem Getue. Ich bin nur in Ohnmacht gefallen.«
»Sie haben sich jedenfalls den richtigen Augenblick ausgesucht«, sagte Jake mit einer Zärtlichkeit, die niemanden überraschte. »Sie sollten zum Theater gehen – mit diesem Gefühl für Timing.«
Miriam zog die Brauen hoch und funkelte ihn an. »Ich falle nicht auf Bestellung in Ohnmacht«, fauchte sie und wedelte herrisch mit der Hand. »Lasst mich jetzt«, befahl sie. »Ich muss mich ausruhen, und ihr stört mich.«
»Mum«, protestierte Chloe, »du hast uns halb zu Tode erschreckt. Wir können dich jetzt nicht einfach allein lassen. Was ist, wenn es noch mal passiert?«
Miriam zog ein missmutiges Gesicht, aber niemand machte Anstalten, sich zu entfernen. »Also gut«, sagte sie widerwillig. »Du kannst hier bleiben, Chloe. Aber ihr andern verschwindet und lasst mich in Frieden!«
Fiona hatte wieder das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Irgendetwas lag in der Luft, aber sie konnte es nicht mit Händen greifen.
Sie blieb noch ein Weilchen stehen, doch dann bugsierte ihr Vater sie sanft, aber bestimmt zur Tür hinaus. »Sie wird schon wieder«, sagte Leo. »Kommt, Kinder, ich lade euch zum Essenein – obwohl der Himmel weiß, was für grausige Speisen sie in der Gerichtskantine servieren.«
»Nicht nötig«, sagte Jake und führte sie zu einem anderen Zimmer weiter unten am Gang. »Ich habe dafür gesorgt, dass uns Lunch gebracht wird.«
Der Raum war sonnendurchflutet, und Silber und Kristall blitzten. Jake öffnete eine Flasche Chardonnay, und alle bedienten sich an dem köstlichen Meeresfrüchte-Büfett und nahmen dann am Tisch Platz.
»Danke, dass Sie Mim da draußen gerettet haben«, sagte Fiona und setzte sich neben Jake. »Und auch dafür.« Sie deutete auf den luxuriösen Lunch. »Sie denken anscheinend an alles. Oder gibt es etwas, das Sie nicht können?«
Er lächelte. »Da gibt ’s eine Menge«, sagte er. »Vielleicht können wir uns eines Tages mal darüber unterhalten.«
Fiona schüttelte ihr Haar. »Ich reise bald ab«, sagte sie. »Lassen Sie es uns lieber bald tun.«
»Sie reisen ab?« Die Hand, die nach der Gabel greifen wollte, verharrte. »Wo fahren Sie hin?«
Fiona konzentrierte sich auf ihr Essen. Wahrscheinlich war es köstlich, aber sie schmeckte nichts. »Ich habe einen neuen Vertrag mit National Geographic «, sagte sie. »Ich soll eine Artikelserie über die verschwindenden Korallenriffe machen. Bald fängt mein Tauchkurs an, und dann muss ich lernen, wie man mit einer Unterwasserkamera umgeht.« Sie sah ihn an, und ihr strahlendes Lächeln maskierte den Aufruhr ihrer Gefühle. »Es ist ein Wahnsinnsjob. Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht.«
Er verzog keine Miene, aber seine Augen verrieten Enttäuschung. »Wo ist denn dieser Tauchkurs?«
»Nördlich von Cairns. Im ersten Artikel berichte ich über das Great Barrier Reef.« Und plötzlich wusste sie, dass sie den Schein nicht länger wahren konnte. Ungeplant und ungebetenwar ihr die Erkenntnis gekommen, dass sie verrückt war nach diesem Mann und ihre Gefühle nicht länger verleugnen konnte. Was war überhaupt so wunderbar daran, Single zu sein? Warum sollte sie es nicht einfach versuchen und sehen, wie sie miteinander zurechtkamen? »Es ist nicht so weit. Warum kommen Sie mich nicht besuchen?«
Er legte den Kopf schräg, und das Lachen kehrte in seine Augen zurück und umspielte seinen ausdrucksvollen Mund. »Vielleicht tu ich das«, sagte er leise.
Brendt ging im Büro seines Anwalts auf und ab. »Sie hat die Urkunden nicht«, bellte er. »Hat die verdammten Dinger überhaupt nie gehabt. Sie schindet Zeit, das ist alles.«
Arabella, die wenige Augenblicke vor Miriams Ohnmachtsanfall ins Gericht gekommen war, schlug die schlanken Beine übereinander und zündete sich eine Zigarette an. »Beruhige dich, Darling«, näselte sie; ihre britische Aussprache klang ganz anders als die ihrer Umgebung. »Du bekommst sonst noch einen Herzanfall.«
»Wo zum Teufel warst du heute Morgen?«, fuhr er sie an. »Ich hätte gedacht, deine Loyalität gegen mich und das Unternehmen wäre wichtiger als irgendetwas anderes.«
»Ich hatte zu tun«, antwortete sie majestätisch. »Jetzt bin ich ja hier. Also reg dich nicht auf.«
Brendt drehte sich zu Brigid um. »Miriam
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