Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
Person zu liefern – innerhalb von Stunden und ohne große Skrupel hinsichtlich seiner Methoden der Informationsbeschaffung.
    Was Ralph angeht, hat er seine Hausaufgaben jedenfalls wieder gemacht, dachte Brendt mit Genugtuung, aber leider stand da kaum mehr, als er ohnehin schon wusste. Etwas mehr Dreck am Stecken musste der Mann doch haben. Black würde noch ein bisschen tiefer graben müssen.
    Seine Hände fingen an zu zittern, und er bekam einen trockenen Mund, als er zu den letzten beiden Absätzen kam. Er las den engzeilig geschriebenen Text noch einmal, und als er ihn schließlich verdaut hatte, zerknüllte er den Bericht in der Faust.
    Miriam Strong war der einzige Mensch, den er nicht einschüchtern konnte – der Mensch, den er und seine ganze Familie am meisten fürchteten. Und nun schickte sie sich an, sie zu vernichten. Miriam wollte die alten Türen öffnen und die Geheimnisse ans Licht bringen, die sie so viele Jahre lang verborgen gehalten hatten. Er musste sie daran hindern.

ACHT

    J ake wälzte sich unruhig im Bett hin und her und versuchte endlich einzuschlafen. Aber die Bilder wollten nicht weichen, und er sah sich mit den harten Erinnerungen an seine Kindheit konfrontiert – an seine gescheiterte und letzten Endes tragische Ehe und an seine Einsamkeit. Anscheinend war es ihm bestimmt, ein Leben am Rande zu führen, als Beobachter, nicht als Teilnehmer – von seinem Beruf einmal abgesehen.
    Er schlug die Decke zurück und fuhr sich durchs Haar. Solche Gedanken führten nicht weiter.
    Er stand eine ganze Weile am Fenster und schaute hinaus in die Dunkelheit, während seine Gedanken umherwanderten, aber immer wieder zu denselben entscheidenden Momenten seines Lebens zurückkehrten, in denen das Schicksal verändernd eingegriffen hatte. Diese Momente würden ihn immer begleiten, aber seit er Mims Geschichte gehört hatte, verfolgten sie ihn mehr denn je.
    Er gab den Gedanken an Schlaf auf und zog sich an. Eric schlummerte tief und fest, nur sein Schnurrbart zuckte, als Jake seine dicke Jacke vom Bettpfosten nahm. Mit den Stiefeln in der Hand schlich er sich durch den Flur und zog den Kopf ein, als die rostigen Angeln der Fliegentür quietschten. Auf der Veranda hielt er kurz inne und spitzte die Ohren, ob er Mim gestört hatte. Aber alles blieb still.
    Armes altes Mädchen, dachte er, als er sich auf die Treppe setzte und die Stiefel anzog. Sie ist viel zu gebrechlich, um alte Feindseligkeiten auszugraben. Und vor allem zu alt, um bis nach Mitternacht aufzubleiben und ihre Lebensgeschichte zu erzählen, um damit Licht in dunkle Vorgänge zu bringen, die nahezu vergessen waren.
    Jake stand auf und rieb die Hände an den verschlissenen Jeans. Er bewunderte ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit, aber war das genug – angesichts dessen, was sie von ihm erwartete?
    Er trat auf den Hof hinaus und steuerte auf die Koppel zu, die im Mondschein lag. Er musste sich hüten, die Sache gefühlsmäßig anzugehen, durfte sich von nichts leiten lassen außer von harten, nüchternen Fakten, denn sonst würde er bei ihr nur falsche Hoffnungen wecken, und nach allem, was sie durchgemacht hatte, wäre das allzu grausam. Gleichzeitig wusste er: Wenn sie handfesteres Material bekommen könnten, würde dies womöglich der größte Karrieresprung seines Lebens werden.
    Zügig stapfte Jake durch das hohe Gras. Die Nachtluft war zwar kühl, aber nicht unangenehm, und der helle Mond leuchtete ihm. Er schaute zu den Sternen hinauf und dachte daran, welche Ehrfurcht ihn als Junge bei diesem Anblick erfüllt hatte. Die gleiche Ehrfurcht wie jetzt, erkannte er, und er blieb stehen und ließ die Augen über den mächtigen Himmel wandern, der sich über die endlosen Weiten des Outback spannte. Er erkannte den majestätischen Bogen der Milchstraße, das Kreuz des Südens mit seinen fünf Sternen und den sagenhaften Orion mit seinen Jagdhunden. Klar und hell standen sie am Himmel, manche flimmerten blau, andere rot oder weiß – ein erhabener Anblick, der ihm das Gefühl gab, im Plan der Dinge ganz unbedeutend zu sein.
    Jake schob die Hände in die Taschen und ging weiter. Mimhatte Erinnerungen in ihm geweckt – Erinnerungen an Menschen und Orte, die er im Laufe seines Lebens kennen gelernt hatte, an Dinge, die er getan und unterlassen hatte und die den Lauf seines Lebens verändert und ihn auf diesen einsamen Weg geleitet hatten.
    Er war sieben gewesen, als seine Mutter gestorben war; seine Erinnerung an sie war nebelhaft, aber

Weitere Kostenlose Bücher